25. Juli, 2025

Pharma

Zuckerzusatz in Kindernahrung: Nestlé unter Beschuss

Zuckerzusatz in Kindernahrung: Nestlé unter Beschuss

Der Schweizer Lebensmittelmulti Nestlé sieht sich erneut mit Kritik konfrontiert – diesmal wegen seiner Praxis der Zuckerzugabe in Babynahrung. Recherchen der Menschenrechtsorganisation Public Eye legen offen, dass Folgemilchprodukte des Konzerns in einkommensschwachen Regionen Südamerikas, Afrikas und Asiens mit Zucker versetzt sind, während in europäischen Ländern wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien kein Zuckerzusatz nachgewiesen wurde.

Die frühzeitige Prägung von Kindern auf süße Geschmäcker wird von Ernährungsexperten als problematisch gesehen, da dies später zu einer Bevorzugung zuckerhaltiger Nahrungsmittel und damit einhergehend zu Übergewicht oder Diabetes führen kann. Ein Bericht, welcher zeitnah zum jährlichen Aktionärstreffen von Nestlé veröffentlicht wurde, wirft dem Konzern vor, Babys in ökonomisch benachteiligten Ländern an Zucker zu gewöhnen. Public Eye fordert in einem Protestschreiben, welches zu Unterschriften aufruft, die sofortige weltweite Einstellung der Zusatz von Zucker und Süßungsmitteln in Produkten für Kinder unter drei Jahren. Der Konzern hingegen verweist darauf, dass sein Produktportfolio stets den lokalen Vorschriften oder internationalen Standards folgt, was auch Kennzeichnungsanforderungen und Grenzwerte für Kohlenhydrate einschließt.

Konkrete Untersuchungen enthüllten, dass in Proben aus Ländern wie Bangladesch, Indien und Pakistan Zuckerzugaben zwischen 1,6 und 6 Gramm pro Portion festgestellt wurden – im schlimmsten Szenario mehr als die Menge eines Würfelzuckers. Bei Weizenbrei für Babys ab sechs Monaten fand sich in Deutschland und Großbritannien kein Zusatz, während die gleichen Produkte in Ländern wie Südafrika, Äthiopien und Thailand erhebliche Mengen an Zucker aufwiesen.

Nestlé versichert, dass ihr Angebot an Säuglings- und Kleinkind-Getreideprodukten in Europa Varianten mit und ohne zugesetzten Zucker beinhaltet, was auch für andere Märkte zutrifft. Ebenso betont der Konzern, man arbeite an der Reformulierung der Produkte zur Reduzierung des Zuckeranteils, ohne an Qualität, Sicherheit und Geschmack Abstriche zu machen.

Der Konzern stand bereits in den 1970er Jahren in der Kritik wegen der Werbung für Baby-Milchpulver in Entwicklungsländern, was aufgrund mangelnden Zugangs zu sauberem Wasser zu Gesundheitsgefährdungen der Säuglinge führte. Nestlé unterstreicht mittlerweile die Bedeutung des ausschließlichen Stillens gemäß der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die ersten sechs Lebensmonate eines Kindes.