Ein Mann, ein Stadtteil – eine Botschaft
Zohran Mamdani ist kein Politprofi mit Parteikarriere. Kein Clinton, kein Obama, kein Biden. Der 33-Jährige ist der Sohn ugandischer Einwanderer, studierter Kulturwissenschaftler – und jemand, der seine Kampagne buchstäblich auf den Straßen von Queens führt.
Genau dort, wo einst Donald Trump aufwuchs. Der Kontrast ist nicht nur symbolisch. Während Trump in Towern wohnt und Golf spielt, diskutiert Mamdani mit Busfahrern über Ticketpreise – und verspricht eine Verkehrswende, die den Namen verdient.
„Demokratischer Sozialist“ – was in Europa Alltag ist, gilt in den USA als Gefahr
Ein Mietendeckel? Kostenloser Nahverkehr? Öffentliche Kinderbetreuung? In Skandinavien Alltag – in den USA politische Sprengkraft. Mamdani übernimmt keine linken Floskeln, sondern greift soziale Missstände auf, die auch Konservative nicht mehr leugnen können: explodierende Mieten, kollabierender Nahverkehr, Lebensmittelpreise auf Rekordniveau.
Dass der republikanische Hardliner Tucker Carlson ihm öffentlich Respekt zollt – das hätte bis vor wenigen Wochen kaum jemand für möglich gehalten. Mamdani sei der Einzige gewesen, „der in diesem Wahlkampf über echte Probleme gesprochen hat“, so Carlson.
Attacken von rechts – Schweigen von oben
Marjorie Taylor Greene warnt vor „einer verschleierten Freiheitsstatue“ – ein klarer Seitenhieb auf Mamdanis muslimischen Glauben. Der Republikaner Andy Ogles fordert sogar dessen Ausweisung.

Der Präsident selbst nennt ihn einen „kommunistischen Irren“. Und Joe Biden? Hält sich auffallend zurück. Die Parteispitze ist ratlos – und das nicht zum ersten Mal, wenn es um progressive Kandidaten geht, die außerhalb des Apparats wachsen.
Das „Modell Mamdani“ – mehr als ein Experiment
Was als Einzelphänomen begann, könnte zum neuen Kurs werden. Alexandria Ocasio-Cortez, Elizabeth Warren, Bernie Sanders – sie alle loben Mamdani. Seine Agenda ist eine Kampfansage an die Lobbypolitik und ihre Investoren. Und sie trifft einen Nerv: die Rückkehr zur sozialen Frage in einer zerrissenen Gesellschaft.
In einer Partei, die sich zwischen Hedgefonds und Highschool verliert, wirkt Mamdanis Programm wie ein klarer Kompass. Und die Partei beginnt, sich zu fragen: Haben wir uns zu lange nur über Genderdebatten und Geopolitik definiert?
Ein Bürgermeister mit größerem Plan?
Die Wahl zum Bürgermeister von New York steht im November an. Sollte Mamdani sie gewinnen, wäre das ein Fanal – nicht nur für die Demokraten. Denn was heute in Queens beginnt, könnte in vier Jahren ein ernsthaftes Präsidentschaftsprojekt werden. Ein Politiker, der den Nahverkehr wichtiger nimmt als Nahost – das wäre in den USA tatsächlich ein Novum.
Und es zeigt: Die Zeit der Fernsehgesichter und Familiennamen könnte vorbei sein. Stattdessen könnte jemand ins Weiße Haus einziehen, der noch einen Mietvertrag statt einen Lobbyvertrag unterschrieben hat.
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