Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Besorgnis über die zunehmende Impfskepsis sowie über die sinkende Entwicklungshilfe geäußert, da beide Faktoren erhebliche Bedrohungen für die globale Gesundheit darstellen. Dr. Kate O'Brien, die Leiterin der Impfstoffabteilung der WHO, hat ausdrücklich auf die problematischen Fehlinformationen verwiesen, die in Bezug auf Impfungen kursieren. Während der Vorstellung des neuesten Berichts über die globalen Impfraten betonte O'Brien zudem, dass die gegenwärtigen Kürzungen bei den Entwicklungsbudgets ein ernstzunehmendes Problem darstellen.
Ein weiterer großer Hinderungsgrund für die umfassende Immunisierung von Kindern sind Konfliktsituationen und die schwer erreichbaren abgelegenen Regionen. Der Bericht verdeutlicht, dass im vergangenen Jahr 14,3 Millionen Neugeborene keinerlei Impfungen erhielten. Die Herausforderungen in ärmeren Ländern werden verschärft durch die signifikanten Kürzungen der internationalen Unterstützung für Impfkampagnen, die dieses Jahr besonders durch die reduzierte Unterstützung aus den Vereinigten Staaten und anderen Staaten zum Tragen kommen.
Obwohl Experten spezifische Kommentare zu impfskeptischen Äußerungen prominenter Persönlichkeiten vermeiden, heben sie die zentrale Rolle von politischen Entscheidungsträgern und Meinungsmachern hervor, die das Vertrauen in bewährte Impfstoffe fördern sollen. Ephrem Lemango von Unicef betonte eindringlich, dass Impfstoffe in den letzten fünf Jahrzehnten rund 150 Millionen Menschenleben gerettet haben. Die Bedeutung von Impfungen gegen schwere Krankheiten, wie beispielsweise Masern, ist nicht zu unterschätzen und erfordert kontinuierliche Aufmerksamkeit.
In Europa und Zentralasien sind die Impfraten gegen Masern und Keuchhusten seit 2024 zwar nur leicht gesunken, bleiben aber weiterhin hinter den Werten vor der Pandemie zurück. In der Region gibt es dabei erhebliche Unterschiede. Besonders alarmierend ist der Anstieg der Masernausbrüche in 60 Ländern im Jahr 2024, was mehr als eine Verdopplung im Vergleich zu 2022 darstellt.
Hans Kluge, der Regionaldirektor der WHO für Europa, hebt die entscheidende Bedeutung von Impfungen für die öffentliche Gesundheit hervor und ruft zur Stärkung der Gesundheitssysteme sowie zum Kampf gegen Fehlinformationen auf. Die Zahl der Keuchhustenerkrankungen hat sich im letzten Jahr in Europa nahezu verdreifacht, während die Masernfälle ebenfalls dramatisch angestiegen sind.
Positiv zu vermerken ist, dass die Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV), die vor Gebärmutterhalskrebs schützt, Fortschritte zeigt. Die Impfquote junger Mädchen weltweit hat sich auf 31 Prozent erhöht, eine Entwicklung, die durch die Integration in Routine-Impfprogramme in Ländern wie Nigeria und Bangladesch gefördert wurde. Der Anteil stieg damit von 17 Prozent im Jahr 2019 auf den aktuellen Stand, mit dem ambitionierten Ziel, bis 2030 eine Impfquote von 90 Prozent zu erreichen.