27. Juli, 2024

Unternehmen

VW-Skandal: Menschenrechte auf der Strecke?

Volkswagen steht erneut im Rampenlicht, jedoch nicht wegen seiner Autos, sondern wegen schwerwiegender Menschenrechtsverstöße. Die Enthüllungen aus dem neuesten Bericht zeigen eine düstere Seite des Automobilriesen. Wie tief sind die Wurzeln des Übels in VWs globaler Lieferkette?

VW-Skandal: Menschenrechte auf der Strecke?
Volkswagen legt ersten Bericht nach Lieferkettengesetz vor und offenbart ernste Menschenrechtsverstöße – doch ein Werk in Xinjiang bleibt unerwähnt.

Volkswagen hat seinen ersten Jahresbericht gemäß dem neuen deutschen Lieferkettengesetz vorgelegt. Der Bericht offenbart zwei ernsthafte Menschenrechtsverstöße in seiner globalen Lieferkette, darunter Lohnknechtschaft und den Einsatz verbotener Chemikalien. Das wirft ein Schlaglicht auf die oft verborgenen Schattenseiten der globalen Automobilproduktion.

Erkannte Menschenrechtsverstöße

Der schwerwiegendste Verstoß fand bei einem mittelbaren Lieferanten statt. Der Zulieferer eines Zulieferers von VW wurde des Vorenthaltens angemessenen Lohns und des Missachtens grundlegender Arbeitsschutzstandards überführt.

Volkswagen reagierte, nach eigenen Angaben, prompt und setzte Maßnahmen zur Behebung dieser Missstände um, obwohl detaillierte Informationen darüber ausstehen. Ein weiterer Verstoß betraf die Nutzung verbotener Chemikalien in Löschmitteln, worauf der Konzern ebenfalls schnell reagierte.

Das umstrittene Werk in Xinjiang

Besonders brisant ist das Auslassen des Volkswagen-Werks in der chinesischen Provinz Xinjiang in dem Bericht. Dieser Standort, betrieben von einem Joint Venture mit dem chinesischen Hersteller SAIC, steht seit Langem in der Kritik, möglicherweise in Menschenrechtsverstöße verwickelt zu sein.

Ein Sprecher von VW erklärte, dass das Joint Venture außerhalb der Reichweite des Lieferkettengesetzes operiere, da es keine direkten Lieferungen an andere Konzerngesellschaften tätige.

Reaktionen und weiterführende Maßnahmen

Kerstin Waltenberg, die Menschenrechtsbeauftragte von Volkswagen, betonte das Engagement des Konzerns, Verbesserungspotenziale nicht nur zu identifizieren, sondern auch aktiv anzugehen.

„Wir sind entschlossen, unsere Lieferkette verantwortungsbewusst zu gestalten und transparent über unsere Fortschritte zu berichten“, so Waltenberg.

Dennoch bleiben Fragen offen, besonders hinsichtlich des Umgangs mit den komplexen Herausforderungen in Xinjiang.

Globale Bedeutung und rechtliche Rahmenbedingungen

Die Enthüllungen von Volkswagen kommen zu einer Zeit, in der das Bewusstsein für die Bedeutung von Nachhaltigkeit und ethischen Geschäftspraktiken weltweit wächst.

Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das 2023 in Kraft trat, zielt darauf ab, Unternehmen für die Einhaltung von Menschenrechtsstandards in ihren globalen Lieferketten verantwortlich zu machen. Ab 2024 wird das Gesetz auf Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern ausgeweitet.