Ein Deal zur besten Sendezeit
Er liebt große Auftritte – und diesmal liefert er: Donald Trump verkündet am Dienstagmorgen, dass Israel und der Iran einem Waffenstillstand zugestimmt haben. „Vollständig und total“, wie der Präsident es nennt.
Um 6 Uhr morgens mitteleuropäischer Zeit tritt die Feuerpause in Kraft. Die israelischen Flughäfen öffnen wieder, die Raketen bleiben am Boden. Es ist Trumps erster außenpolitischer Erfolg seiner zweiten Amtszeit – und ein inszenierter Sieg, wie gemacht für die Kameras.
Der Iran knickt ein – aber nicht freiwillig
Der Weg zur Einigung war keine klassische Verhandlung, sondern eine Machtdemonstration. Teheran ließ bis zuletzt Raketen fliegen. Dann kam das Einlenken – zähneknirschend.
Das Staatsfernsehen meldet, der Waffenstillstand sei „dem Feind auferlegt“ worden. Dass Trump mit Netanjahu persönlich über die Bedingungen verhandelt haben soll, bestätigt später ein US-Regierungsvertreter. Israel zögerte nicht lange und schloss sich dem Abkommen mit zwölf Stunden Verzögerung an.
Die Reihenfolge war kein Zufall. Der Iran musste zuerst einlenken. Die Botschaft: Der Schwächere macht den ersten Schritt.

Militärische Zermürbung als Verhandlungsbasis
Die iranische Führung stand unter Druck – innen wie außen. Nach massiven US-Luftschlägen auf Nuklearanlagen wie Fordo und tagelangen israelischen Angriffen war das militärische Rückgrat Teherans schwer angeschlagen.
Raketenstellungen wurden zerstört, Lufträume unter Kontrolle gebracht, Generäle ausgeschaltet. Selbst die Al-Udeid-Basis in Katar, Ziel eines symbolischen iranischen Vergeltungsschlags, blieb dank Vorwarnung und Evakuierung ohne US-Opfer.
Auch Irans Stellvertreter in der Region – Hisbollah, Hamas, Huthis – sind angeschlagen. Der Iran brauchte eine Pause. Und Trump nutzte sie.
Trumps außenpolitischer Moment
Für Trump ist die Waffenruhe mehr als ein diplomatischer Erfolg. Es ist ein persönlicher Beweis für seine Strategie: Druck erzeugt Bewegung. „Frieden durch Stärke“ – so lautet sein außenpolitisches Motto. In seinen Worten klingt das simpel. Doch der Deal ist mehr Drohung als Dialog.
Die Optik stimmt: Der Präsident als Mann, der den Nahost-Krieg stoppt. In Wahrheit ist die Einigung fragil. Und sie bringt weder Vertrauen noch Versöhnung – nur Stille.
Experten sehen keine Trendwende
Karim Sadjapour vom Carnegie Endowment for International Peace sagt bei CNN: „Das ist eine taktische Pause, keine strategische.“ Der Iran ordnet sich neu – nicht weil er will, sondern weil er muss.
Die eigentliche Agenda bleibt: der Wiederaufbau des zerstörten Apparats. Dass Khamenei gleichzeitig auf X betont, man werde sich „keinem Übergriff beugen“, spricht Bände. Und auch republikanische Hardliner wie Lindsey Graham sind skeptisch. „Wenn der Iran diese Zeit nutzt, um sich neu zu bewaffnen, war alles umsonst.“
Ein Deal mit Ablaufdatum
Der nächste Knackpunkt steht schon auf der Agenda: das iranische Atomprogramm. Rund 400 Kilogramm auf 60 Prozent angereichertes Uran sollen laut IAEA in Sicherheit gebracht worden sein – genug für eine Bombe.
Vizepräsident J.D. Vance kündigt Gespräche an, droht aber zugleich offen mit neuen Militärschlägen.
Die Waffen mögen schweigen – das Misstrauen nicht.
Was bleibt: Inszenierung statt Lösung
Trumps Triumph ist greifbar. Aber er ist nicht stabil. Der Waffenstillstand zeigt, dass militärischer Druck kurzfristig wirkt. Doch ein echter Frieden braucht mehr: Vertrauen, Strategie – und einen Wandel auf beiden Seiten. Davon ist nichts zu sehen.
Für Trump ist die Feuerpause ein Bild in den Abendnachrichten. Für den Nahen Osten ist es bestenfalls ein Zwischenstand.
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