Zwei Wochen bis zur Entscheidung
Donald Trump macht wieder Druck. In den kommenden zwei Wochen, so kündigte der US-Präsident an, wolle er über einen möglichen Militärschlag gegen den Iran entscheiden.
Die Warnung ist unmissverständlich – und das Timing bewusst gewählt. Hintergrund ist die Sorge der USA, der Iran könne in Kürze die Schwelle zur Atombombe überschreiten. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hatte erst kürzlich von einem drastischen Anstieg hochangereicherten Urans berichtet. Washington will nicht länger zuschauen.
Doch ausgerechnet Europa könnte jetzt zur entscheidenden Instanz werden – vor allem ein Land: Großbritannien.
Genf, Freitagmorgen
Während die Militärstrategen in Washington über Zielkoordinaten und Flugrouten nachdenken, setzt Europa auf Diplomatie. Die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens treffen sich am Freitag mit Irans Vize-Außenminister Abbas Araghtschi in Genf. Das Ziel: Deeskalation in letzter Minute.
Für das sogenannte E3-Format ist es womöglich die letzte Chance, das Atomabkommen von 2015 noch zu retten. Seit dem US-Ausstieg unter Trump 2018 droht der Vertrag endgültig zu kippen. Die EU-Partner stemmen sich dagegen – mit wenig Erfolg. Jetzt geht es um mehr als Symbolik.

Diego Garcia – ein abgelegener Schauplatz mit globaler Bedeutung
Was viele nicht wissen: Für einen Angriff auf Irans unterirdische Nuklearanlage Fordo kommen nur ganz bestimmte Flugzeuge infrage – B-2 Stealth Bomber, stationiert auf Diego Garcia. Eine winzige Inselgruppe mitten im Indischen Ozean, militärisch genutzt von den USA, rechtlich aber an Großbritannien gekoppelt.
Und genau hier liegt der Knackpunkt: Für den Start amerikanischer Bomber von Diego Garcia braucht es grünes Licht aus London.
Das juristische Minenfeld
Die Briten haben die Verteidigungsverantwortung über die Inseln erst vor einem Jahr neu geregelt. Zwar ging die territoriale Kontrolle zurück an Mauritius – aber die Sicherheitszuständigkeit blieb bei der britischen Regierung. Artikel 3 des Vertrags macht das glasklar.
Ein Angriff ohne Zustimmung der britischen Regierung wäre völkerrechtlich heikel – und politisch ein Desaster.
Genau deshalb steht Premierminister Keir Starmer jetzt unter Druck. Der oberste Rechtsberater der Regierung hat intern klargemacht: Großbritannien dürfe sich nur an Aktionen beteiligen, die eindeutig defensiv sind. Ein Präventivschlag gegen Iran? Schwer zu rechtfertigen – juristisch wie moralisch.
David Lammy im Spagat
Der britische Außenminister David Lammy pendelt dieser Tage zwischen Washington und Genf. In den USA stimmt er sich mit seinem Amtskollegen Marco Rubio ab, in der Schweiz versucht er mit Iran zu verhandeln.
Doch im Hintergrund weiß Lammy genau: Sollte Trump wirklich Ernst machen, braucht er Londons Zustimmung. Und ob er die bekommt, ist ungewiss.
Starmer, der seine Regierung auf Seriosität und internationales Recht aufgebaut hat, riskiert einen massiven Glaubwürdigkeitsverlust, sollte er bei einem militärischen Alleingang mitziehen. Zumal die Kritik an Israels Vorgehen in Gaza und am Umgang mit dem Iran in der britischen Öffentlichkeit lauter wird.
Bluff oder Kriegsdrohung?
Donald Trumps außenpolitische Linie folgt dem Prinzip: Drohen, eskalieren, dann verhandeln. Ob er tatsächlich einen Angriff plant, ist offen. Seine Sprecherin ließ verlauten, es gebe weiterhin „erhebliche Chancen“ für eine diplomatische Lösung. Gleichzeitig ließ er US-Truppen aus Katar verlegen – ein deutliches Zeichen der Vorbereitung.
Wieder einmal bleibt die Unsicherheit Teil der Strategie. Iran soll glauben, dass Washington bereit ist zu handeln. Doch das letzte Wort hat diesmal nicht das Pentagon – sondern ein Vertragstext in einem britischen Safe.
Ein Ja aus London – oder ein Nein zum Krieg
Noch hat Trump nicht formell um die Genehmigung zur Nutzung von Diego Garcia gebeten. Aber die Uhr tickt.
Wenn die E3-Staaten in Genf scheitern, liegt die Entscheidung über Krieg oder Frieden bei Premier Starmer. Entweder er gibt nach – oder er sagt Nein und stoppt damit Trumps Pläne. Eine einmalige Machtsituation für Europa, die in ihrer politischen Tragweite kaum zu überschätzen ist.
Im Nahen Osten könnte bald eine neue Front aufbrechen. Doch darüber, ob die ersten Bomben fallen, entscheidet ausgerechnet London.
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