Angriff auf Digitalsteuern
Kaum ein anderes Thema treibt Trump so zuverlässig in Rage wie die Digitalsteuern, mit denen Europa und andere Staaten US-Techgiganten wie Amazon, Meta oder Alphabet stärker zur Kasse bitten wollen. Auf seiner Plattform Truth Social wetterte er, die Abgaben seien „eine gezielte Attacke auf amerikanische Technologie“ und würden „China einen Freibrief erteilen“.
Trumps Botschaft: Entweder verschwinden die Digitalsteuern – oder Washington verhängt Zölle auf Importe der betroffenen Länder und schränkt die Ausfuhr von US-Chips massiv ein. Betroffen wären vor allem Hochleistungshalbleiter von Nvidia und anderen, die für Künstliche Intelligenz und Cloud-Computing unverzichtbar sind.
Europa unter Druck
Besonders heikel: Erst vergangene Woche hatten die USA und die EU noch betont, man werde gemeinsam gegen „unrechtmäßige Handelsbarrieren“ vorgehen und auf Zölle für elektronische Übertragungen verzichten. Doch Brüssel machte im selben Atemzug klar, dass an den eigenen Digitalgesetzen – Digital Markets Act und Digital Services Act – nicht gerüttelt wird.
Damit bleibt das Feld für Trump offen, Europa ins Visier zu nehmen. Seine Drohung trifft einen Block, der gerade erst versuchte, im Handelspolitischen Schulterschluss Stärke zu zeigen. Nun könnte das Einlenken an anderer Stelle – etwa bei Agrarzöllen oder im Weinhandel – zur Verhandlungsmasse werden.
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Neue Front im Handelskrieg
Die Eskalation reiht sich ein in eine Serie von Zollandrohungen, die Trump seit Monatsbeginn in Umlauf gebracht hat. Erst Möbelimporte, jetzt Chips und digitale Dienste – die Liste wächst. Kanada stoppte im Sommer in letzter Minute die Einführung einer eigenen Digitalsteuer, nachdem Trump die Gespräche mit Ottawa kurzerhand einfrieren ließ.
Auch Großbritannien hält an seiner 2-Prozent-Abgabe für Suchmaschinen und Online-Marktplätze fest – ein weiterer Konfliktherd, der bald in Washingtons Fokus geraten könnte.

Chipindustrie zwischen allen Fronten
Besonders hart träfe ein Exportstopp die globale Halbleiterindustrie. Bereits der US-Konflikt mit China hat Lieferketten zerrieben und Investitionen erschwert. Nun droht Trump auch die Beziehungen zu den engsten Verbündeten mit in den Strudel zu reißen. Für europäische Unternehmen, die auf US-Chips angewiesen sind, stünden Produktion und Wettbewerbsfähigkeit auf dem Spiel.
OECD untergraben
Währenddessen versucht die OECD seit Jahren, eine globale Lösung zu finden: nationale Digitalsteuern sollen durch ein internationales Abkommen ersetzt werden, das Gewinne multinationaler Konzerne fair verteilt.
Doch genau diese Initiative könnte nun blockiert werden. Denn sie würde Steuerrechte zulasten der USA verschieben – etwas, das Trump kategorisch ablehnt.
Mehr als ein Handelsstreit
Die Auseinandersetzung um Digitalsteuern ist längst kein Nischenthema mehr, sondern berührt das Fundament der globalen Wirtschaft: den Zugang zu Technologie, den freien Datenfluss und die Machtbalance zwischen Staaten und Konzernen. Trumps Drohung, Zölle und Chip-Exporte als Waffe einzusetzen, ist der nächste Beweis dafür, dass Handelspolitik zur geopolitischen Waffe geworden ist.
Der Konflikt mit Europa und anderen Partnern dürfte damit erst beginnen – und die Märkte schon bald stärker erschüttern als ein paar Prozentpunkte Digitalsteuer.
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