Ein Handschlag mit globaler Wirkung
Es ist das erste Treffen der beiden Mächtigen seit sechs Jahren – und eines mit Symbolkraft. In der südkoreanischen Hafenstadt Busan sprachen Donald Trump und Xi Jinping fast zwei Stunden lang über die wohl wichtigsten Rohstoffe der modernen Welt: seltene Erden. Diese Metalle sind unverzichtbar für Hightech-Produkte, Rüstung, E-Mobilität – und werden zu über 80 Prozent in China gefördert.
Trump verkündete nach dem Gespräch an Bord der Air Force One eine Einigung, die er als „Lösung für die ganze Welt“ bezeichnete. „Alle Hindernisse sind beseitigt“, erklärte der US-Präsident. Laut Angaben aus Peking verschiebt China seine im Oktober angekündigten Exportbeschränkungen um ein Jahr – ein Schritt, der vor allem US-Industriekonzerne aufatmen lässt. Im Gegenzug senken die Vereinigten Staaten ihre Strafzölle auf chinesische Importe um zehn Prozentpunkte.
Ein fragiler Frieden im Wirtschaftskrieg
Der Kompromiss markiert eine überraschende Wende im zähen Handelsstreit, der seit Jahren die globale Wirtschaft belastet. Noch im Herbst hatte Washington die Exportbeschränkungen für Chinas Technologieunternehmen massiv verschärft, was zu einer neuen Eskalationsrunde geführt hatte. Nun zieht das Handelsministerium die Regelung vorerst zurück.
Auch Peking zeigt sich kompromissbereit: Neben der Verschiebung der Exportkontrollen will China wieder große Mengen US-Sojabohnen importieren – ein symbolischer Schritt, der vor allem Trumps ländliche Wählerschaft in den USA erfreuen dürfte. Der staatliche Agrarkonzern Cofco hat bereits 180.000 Tonnen bestellt, die erste größere Lieferung seit Jahren.
Trotz der versöhnlichen Töne bleibt der Unterton misstrauisch. Offiziell sprach die chinesische Staatsagentur Xinhua lediglich von einem „Konsens zur Lösung bestehender Probleme“. Kein „Durchbruch“, kein „Deal“ – eher eine vorsichtige Pause.
Die Bedeutung der seltenen Erden
Kaum ein Rohstoff steht so sehr im Zentrum geopolitischer Spannungen wie seltene Erden. Ohne sie läuft kein Smartphone, kein Elektroauto, kein Windrad. China kontrolliert laut US Geological Survey rund 60 Prozent der weltweiten Förderung – und fast den gesamten Verarbeitungsprozess.
Als Peking im Frühjahr die Ausfuhr beschränkte, stiegen die Preise für Neodym und Dysprosium sprunghaft an. Für westliche Industrien, insbesondere Halbleiter- und Batteriekonzerne, war das ein Warnschuss. Washington reagierte mit Zollmaßnahmen – und riskierte eine weitere Eskalation.
Die jetzige Einigung schafft zumindest kurzfristig Entlastung für die globalen Lieferketten. Für Branchenriesen wie Tesla, Apple oder Boeing bedeutet sie Planungssicherheit – vorerst.
Tech-Sanktionen auf Eis – und neue Deals in Aussicht
Auch im Technologiesektor deutet sich eine Atempause an. Die USA setzen die jüngsten Erweiterungen ihrer Tech-Sanktionen aus, die bislang auch Tochtergesellschaften betroffener chinesischer Unternehmen erfasst hatten. Damit fällt ein großer Teil der Exportverbote für Halbleiterprodukte weg.
Trump kündigte zudem Gespräche mit Nvidia-Chef Jensen Huang an – ein klares Signal, dass Washington den Chipexport nach China wieder ankurbeln will. Xi wiederum sagte zu, die Lieferketten transparenter zu gestalten und die Exportkontrollen „präziser und marktorientierter“ umzusetzen.
Beide Länder vereinbarten außerdem, die umstrittenen US-Hafengebühren für chinesische Frachter und Pekings Gegenmaßnahmen vorerst auszusetzen.

Ein geopolitisches Schachspiel
Hinter dem wirtschaftlichen Tauwetter bleibt das politische Eis dick. Das Treffen fand vor dem Hintergrund wachsender Spannungen um Taiwan statt. Chinesische Bomber flogen in den Tagen zuvor erneut nahe der Insel – ein symbolischer Machtbeweis.
Trump versicherte nach dem Treffen, das Thema sei „nicht auf den Tisch gekommen“. US-Außenminister Marco Rubio erklärte, es gebe keine Zugeständnisse an Peking in der Taiwan-Frage. Doch die Skepsis bleibt. In Tokio und Seoul verfolgten Beobachter das Treffen mit gemischten Gefühlen – und einer gewissen Erleichterung, dass Trump zuvor seine Allianzen mit Japan und Südkorea demonstrativ gestärkt hatte.
Skepsis über die Haltbarkeit der Einigung
In Asien und den USA sind sich Analysten weitgehend einig: Die Vereinbarung ist eher Waffenstillstand als Wendepunkt. Frederic Spohr, Asien-Experte der Friedrich-Naumann-Stiftung, sieht darin „eine Verschnaufpause, keine dauerhafte Lösung“. Beide Länder hätten längst begonnen, sich wirtschaftlich und technologisch voneinander zu entkoppeln.
Auch Asuka Tatebayashi von der japanischen Mizuho Bank sieht den Deal strategisch: „China hat die USA indirekt gezwungen, enger mit Verbündeten wie Japan, Australien und Malaysia zusammenzuarbeiten.“ Gerade Japan profitiere von dieser Neuordnung – das Land hatte bereits vor 15 Jahren eigene Lieferketten für seltene Erden aufgebaut, nachdem China Exporte kurzfristig blockiert hatte.
Für die USA könnte die Lektion lauten: weniger Abhängigkeit, mehr Allianzen.
Mehr als ein diplomatischer Erfolg
Trotz aller Zweifel markiert das Treffen einen Moment, den es so seit Jahren nicht gegeben hat – eine Phase der Entspannung zwischen zwei Rivalen, deren Konflikt längst über Handel hinausgeht. Für die globalen Märkte bedeutet das kurzfristig Ruhe: fallende Rohstoffpreise, steigende Kurse bei Tech- und Industrieaktien, Erleichterung an den Börsen in Asien und Europa.
Doch der Frieden bleibt fragil. Beide Seiten nutzen die Atempause, um ihre Positionen neu zu justieren. China will seine Lieferketten strategisch absichern, die USA setzen auf technologische Unabhängigkeit. Das Kräftemessen ist damit nicht vorbei – es hat nur eine neue Etappe erreicht.

