17. Mai, 2025

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Trump macht ernst – und Putin schweigt

Der US-Präsident will Kremlchef Putin mit Zöllen, Sanktionen und einer möglichen Reise in die Türkei zu Verhandlungen drängen. Doch in Moskau bleibt es still. Noch.

Trump macht ernst – und Putin schweigt
Seit über 100 Tagen im Amt und ohne diplomatischen Durchbruch – Trump versprach im Wahlkampf, den Ukraine-Krieg „binnen 24 Stunden“ zu beenden. Bisher blieb es bei Ankündigungen.

Ein Ultimatum mit Ankündigung

Donald Trump hatte im Wahlkampf vollmundig versprochen, den Ukraine-Krieg „binnen 24 Stunden“ zu beenden. Hundert Tage nach seinem Amtsantritt ist davon keine Spur.

Stattdessen wird der Ton schärfer – vor allem gegenüber Russland. In Istanbul sollen in dieser Woche Friedensgespräche starten. Doch ausgerechnet Wladimir Putin, der sie vorgeschlagen hat, hat bis zuletzt keine Teilnahme zugesagt.

Für Trump ist das nicht nur eine Provokation. Es ist eine Kampfansage.

„Will er mich hinhalten?“

So formulierte es der Präsident kürzlich auf seiner Plattform Truth Social. Trump fragt sich laut, ob Putin tatsächlich verhandeln will – oder weiter auf Zeit spielt.

In Mar-a-Lago soll er laut Wall Street Journal gesagt haben, Putin wolle „das ganze Ding“ – die ganze Ukraine. Die Geduld jedenfalls scheint aufgebraucht. Und der Druck steigt – nicht nur verbal.

Rubio und Witkoff übernehmen vor Ort

Trump will das Treffen in Istanbul nicht sich selbst überlassen. Er schickt seine engsten Vertrauten: Außenminister Marco Rubio und seinen internationalen Chefunterhändler Steve Witkoff.

Beide sollen Putin und Selenskyj an den Tisch bringen – und möglichst nicht mehr aufstehen lassen. Rubio gelte laut Trump als einer, der „rastlos daran arbeitet, das Blutvergießen zu beenden“. Das klingt pathetisch. Aber es zeigt, wie ernst es der Präsident meint.

Trotz eigener Initiative hat der Kreml bislang keine Zusage zur Teilnahme an den Istanbul-Gesprächen gegeben. Moskau schweigt – und kontert mit Maximalforderungen wie der Anerkennung annektierter Gebiete.

Eine Reise mit Signalwirkung

Trump selbst denkt laut über eine eigene Reise in die Türkei nach. „Wenn ich glaube, dass sich etwas bewegt, fliege ich hin“, schrieb er. Derzeit ist er auf Staatsbesuch in Saudi-Arabien.

Aber niemand würde sich wundern, wenn Air Force One in Istanbul landet – inklusive Kameraaufgebot. Trump weiß, wie Bilder wirken. Und er weiß, wie man Schlagzeilen schreibt.

Putin bleibt vage – Lawrow stellt Bedingungen

Kiew hat Gesprächsbereitschaft signalisiert – wenn Putin persönlich erscheint. Aus Moskau gibt es bislang nur Schweigen. Oder neue Bedingungen.

Außenminister Sergej Lawrow erklärte, ein Friedensabkommen müsse zwingend die russische Kontrolle über die annektierten Gebiete in der Ukraine anerkennen. Eine Position, die kaum Verhandlungsspielraum lässt. Oder genau das bezweckt: Dass es gar nicht erst zu Gesprächen kommt.

Der Sanktionshammer steht bereit

Falls Putin weiter blockiert, steht der nächste Schritt schon fest. Die USA haben ein neues Sanktionspaket vorbereitet – diesmal in einer Dimension, die selbst für Washington ungewöhnlich ist.

Senator Lindsey Graham, enger Trump-Vertrauter, will 500 Prozent Zoll auf Importe aus Russland – Öl, Gas, Uran. Und zwar gegen jeden, der weiter mit Russland handelt. Das würde nicht nur Moskau treffen. Sondern auch Staaten, die sich bislang aus allem heraushalten wollten.

Europa zieht nach

Auch in Brüssel laufen neue Sanktionspläne. Bundeskanzler Friedrich Merz kündigte an, die EU werde „weitere Bereiche in den Blick nehmen“.

Gemeint sind unter anderem Russlands Schattenflotten, über die Öllieferungen trotz Embargo laufen.

Auch Finanzmärkte und der Energiesektor stehen auf dem Zettel. Voraussetzung: Bis Ende der Woche gibt es keine Bewegung in Istanbul. Dann ist Schluss mit Geduld.

Zwischen Bühne und Bedrohung

Trump ist vieles – aber nicht naiv. Er weiß, dass seine Rolle als Friedensstifter auch scheitern kann. Doch gerade deshalb legt er nach. Mehr Druck.

Mehr Aufmerksamkeit. Und möglicherweise bald: mehr Eskalation. Ken Weinstein vom Hudson Institute bringt es auf den Punkt: „Trump meint es ernst. Und die Ukraine nimmt ihn sehr ernst. Russland? Noch nicht.“

Ein Bluff – oder das letzte Angebot?

Ob Putin darauf reagiert, bleibt offen. Der Kremlchef hat wenig zu verlieren – und viel Macht zu behaupten. Trump dagegen setzt auf Wirkung: Bilder, Worte, Druck. Doch was passiert, wenn selbst das nicht reicht?

Dann beginnt ein neues Kapitel. Eins, das womöglich kein Verhandlungstisch mehr lösen kann.

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