Als letzte der drei großen Ratingagenturen hat nun auch Moody’s das Vertrauen verloren. Die Bonitätsnote der USA fällt von Aaa auf Aa1 – ein scheinbar kleiner Schritt, der politisch wie wirtschaftlich enorme Sprengkraft birgt.
Denn erstmals seit Jahrzehnten besitzt die größte Volkswirtschaft der Welt kein einziges Top-Rating mehr. Und das ausgerechnet in einer Phase, in der Zinsen hoch, Staatsschulden gewaltig und politische Kompromisse rar sind.
Wachsende Haushaltslücke, wachsender Druck
Die Begründung von Moody’s liest sich wie eine fiskalische Diagnose im Endstadium: Die Schulden steigen schneller als das Bruttoinlandsprodukt, die Zinskosten fressen immer größeres Volumen im Bundeshaushalt und der politische Stillstand verhindert strukturelle Reformen.
Dass Moody’s diese Entwicklung in einem entscheidenden Wahljahr offen anprangert, ist kein Zufall – und ein Signal an die Märkte.
Die Reaktion: Verärgert und ideologisch aufgeladen
Im politischen Washington folgte prompt die erwartbare Kakophonie. Aus dem republikanischen Lager kam der Vorwurf, Joe Bidens Regierung habe das Defizitchaos der letzten Jahre weiter verschärft.
Das Weiße Haus wiederum kritisierte den "Zeitpunkt" der Ratingveränderung als unglücklich und lenkte die Verantwortung auf republikanische Steuerpläne, die in den kommenden Jahren weitere drei Billionen Dollar Schulden verursachen könnten.
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Zinsschock mit Ansage?
An den Märkten bleibt die unmittelbare Reaktion verhalten. Doch mittelfristig könnte die Herabstufung Auswirkungen haben: Internationale Investoren, Pensionsfonds und Versicherer dürften künftig genauer hinschauen – oder höhere Renditen verlangen.
Schon heute liegen die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen bei rund 4,5 Prozent. Ein Anstieg um wenige Basispunkte würde die Schuldenlast der USA weiter nach oben treiben.
Institutionelles Vertrauen in Gefahr
Dass Moody’s explizit nicht die Fed in Frage stellt, sondern die fiskalische Linie kritisiert, zeigt: Das Vertrauen in die Geldpolitik ist da. Aber das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der amerikanischen Legislative schwindet.
Und das dürfte am Ende weit gravierender sein als ein verlorenes Rating. Denn in einer multipolaren Weltordnung verlieren auch wirtschaftliche Supermächte schnell ihre Aura, wenn der Eindruck entsteht, sie seien intern nicht mehr regierbar.
Ein Weckruf, der keiner sein wird
Fitch, S&P, jetzt Moody’s – die Ratingagenturen haben gesprochen. Doch solange in Washington jede Fiskaldebatte zur parteipolitischen Blockade mutiert, wird das Signal wohl ungehört verhallen.
Die Herabstufung ist kein schwarzer Schwan, sondern ein realistisches Spiegelbild des amerikanischen Status quo. Die eigentliche Frage ist: Wer hört hin?
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