18. Mai, 2025

Unternehmen

Telefónica im Umbruch – Neuer CEO Marc Murtra auf Radikalkurs

Der neue CEO Marc Murtra krempelt den spanischen Telekomriesen um, verkauft Lateinamerika, kritisiert Deutschlands Digitalisierung und visiert eine europäische Konsolidierung an. Doch der Druck ist enorm.

Telefónica im Umbruch – Neuer CEO Marc Murtra auf Radikalkurs
Seit Januar 2025 am Ruder, kämpft Murtra mit hoher Schuldenlast und schwachen Quartalszahlen – sein Sparkurs trifft Lateinamerika besonders hart.

Ein spanischer Staatskonzern mit Ambitionen – Telefónica vor dem Neustart Marc Murtra hat sich viel vorgenommen. Seit seiner Ernennung zum CEO der Telefónica-Gruppe im Januar 2025 soll es für den schwerfälligen Telekomgiganten wieder aufwärtsgehen.

Murtra: “It is time for large European telcos to be allowed to consolidate and grow to create technological capacity”
Marc Murtra called on European authorities to “adapt their regulation and objectives to allow technological and telecom consolidation”.

Nicht mehr Lateinamerika, sondern Europa steht im Zentrum der neuen Strategie. Und auch beim defizitären Deutschlandgeschäft will Murtra Tempo machen.

„Wir brauchen eine digitale Zeitenwende“, sagt er.

Doch ob das gelingt, ist unklar. Die Quartalszahlen zeigen ein zwiespältiges Bild – und der Börsenkurs reagiert zurückhaltend.

Netzbetreiber unter Druck

Das erste Quartal 2025 war für Telefónica kein Ruhmesblatt: Ein Nettoverlust von 1,3 Milliarden Euro steht in den Büchern. Die Ursachen: Verkäufe von Auslandstöchtern, Wechselkursverluste – und ein stagnierender Umsatz in wichtigen Märkten wie Deutschland.

Während der Umsatz weltweit um 2,9 Prozent auf 9,22 Milliarden Euro sank, fiel das operative Ergebnis (Ebitda) auf 3,01 Milliarden Euro. Die Schuldenquote beträgt beunruhigende 157 Prozent des Eigenkapitals – Rekord unter den großen europäischen Netzbetreibern.

Deutschland bleibt Sorgenkind

Besonders kritisch sieht Murtra die Lage in Deutschland. Der drittgrößte Netzbetreiber Telefónica Deutschland kämpft mit einem Rückgang der Umsätze und einem schleppenden Glasfaserausbau.

Gemeinsam mit der Allianz wurde 2020 das Joint Venture "Unsere Grüne Glasfaser" (UGG) gegründet – doch auch fünf Jahre später liegt der Ausbau hinter den Erwartungen. Murtra fordert mehr Tempo bei Genehmigungen und eine Reform der Regulierung.

Neue Schwerpunkte: Glasfaser, Cybersicherheit, Cloud

Telefónica plant die Bündelung von Technologiekompetenz: Unter dem Dach von Telefónica Tech laufen bereits Angebote in Cybersicherheit, Cloud und künstlicher Intelligenz.

Trotz Milliardeninvestitionen hinkt Deutschland im Glasfaserausbau hinterher – Murtra kritisiert scharf die hiesige Bürokratie und Regulierung.

In Spanien steht ein Zusammenschluss mit Minsait – der IT-Tochter von Murtras früherem Arbeitgeber Indra – im Raum. Ziel ist eine europäische Antwort auf US- und China-Dominanz im Techsektor.

Konsolidierung statt Kleinstaaterei

„Europa braucht drei Netzbetreiber – nicht 41“, sagt Murtra. Für ihn ist klar: Ohne Konsolidierung kein Aufstieg Europas zum Technologiekontinent.

Gerüchte über eine mögliche Komplettübernahme des britischen Joint Ventures Virgin Media O2 durch Telefónica kommentiert er nicht – doch die Richtung ist klar: Murtra will Telefónica zum führenden Infrastrukturplayer in Europa machen.

Strategiewechsel mit Hürden

Telefónica steht vor einer grundlegenden Transformation. Mit einem klaren Fokus auf Europa, technologischem Umbau und dem Ziel, Schulden zu senken, versucht Marc Murtra, das Steuer herumzureißen.

Doch Bürokratie, Konkurrenz und Altlasten sind mächtige Gegner. Die kommenden Quartale werden zeigen, ob der neue CEO mehr ist als nur ein Hoffnungsträger.