19. Mai, 2024

Politik

Steinmeier in Türkei: Feiert er eine Lüge?

Neue Dokumente enthüllen: Deutschland wollte nie Gastarbeiter anwerben. Warum feiert Steinmeier sie dann in der Türkei?

Steinmeier in Türkei: Feiert er eine Lüge?
Steinmeier würdigt türkische Gastarbeiter, doch Akten zeigen: Deutschland wollte sie nie! Ist der Präsident schlecht informiert?

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht die Türkei, um die historische Rolle der türkischen Gastarbeiter in Deutschland zu würdigen. Doch jüngst aufgetauchte Dokumente aus dem Archiv des Auswärtigen Amtes werfen ein neues Licht auf die bewegte Geschichte dieser Arbeitsmigration.

Entgegen der langjährigen Erzählung, Deutschland habe aktiv Arbeitskräfte angeworben, zeigen die Akten, dass die Bundesrepublik diesem Schritt ursprünglich ablehnend gegenüberstand.

Die Entscheidung, Gastarbeiter nach Deutschland zu holen, fiel nicht in Bonn, sondern wurde durch den Druck von Entsendeländern und den USA forciert. Diese Staaten suchten Wege, ihre eigenen wirtschaftlichen Probleme zu lindern und setzten die Bundesrepublik unter Druck, ihre Arbeitsmärkte zu öffnen.

Die USA sahen darin zudem eine Strategie, den Kommunismus in Südeuropa einzudämmen, indem sie wirtschaftliche Stabilität durch Arbeitsmigration förderten.

Wirtschaftswunder oder politisches Kalkül?

Lange galt die Ankunft der Gastarbeiter als Wendepunkt, der das deutsche Wirtschaftswunder mit ermöglichte. Doch die Dokumente legen nahe, dass es eher außenpolitische als ökonomische Gründe waren, die Deutschland zur Aufnahme der Gastarbeiter bewegten. Es ging darum, Allianzen zu stärken und geopolitische Interessen zu sichern – weniger um die Deckung eines Arbeitskräftemangels.

Während Steinmeier in der Türkei die Arbeit der Gastarbeiter ehrt, stellt sich die Frage, ob seine Anerkennung auf einer historischen Fehlinterpretation beruht. Die Gastarbeiter kamen zu einer Zeit nach Deutschland, in der das Land sich politisch neu orientierte und seine Rolle im Kalten Krieg festigte. Ihre Ankunft war weniger ein Zeichen der Nächstenliebe oder wirtschaftlichen Notwendigkeit, sondern ein Teil einer größeren strategischen Operation.

Zukünftige Beziehungen und historische Verantwortung

Der Besuch des Bundespräsidenten könnte also auch eine Gelegenheit sein, die Geschichte neu zu bewerten und die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei auf eine ehrlichere, informierte Basis zu stellen. Es ist essenziell, dass die Politik der Gegenwart nicht auf den Mythen der Vergangenheit aufbaut, sondern auf einem klaren Verständnis der historischen Fakten.

Steinmeiers Reise bietet eine einmalige Chance, die deutsche Erinnerungskultur zu hinterfragen und vielleicht neu zu justieren. Indem Deutschland seine eigene Geschichte kritisch reflektiert, kann es zu einem tieferen, gegenseitigen Verständnis und einer stärkeren Zusammenarbeit mit der Türkei kommen, die auf Wahrhaftigkeit und Respekt beruht.