04. Juli, 2025

Unternehmen

SoftBank, Superintelligenz und Milliarden: Wie Masayoshi Son die Zukunft kaufen will

Mit einem 32-Milliarden-Deal mit OpenAI und einer angekündigten Rechenzentrums-Offensive im Stargate-Projekt will der japanische Visionär nicht weniger als das Rückgrat der KI-Welt liefern – und sich selbst zur zentralen Figur einer neuen Superintelligenz-Ökonomie machen.

SoftBank, Superintelligenz und Milliarden: Wie Masayoshi Son die Zukunft kaufen will
Die Aktie legte 2025 bisher um 14 % zu – Analysten bleiben optimistisch. Doch die Kurse preisen schon viel Zukunft ein.

Zurück in der Gewinnzone – und gleich wieder in die Offensive

Vier Jahre hat es gedauert, doch nun schreibt SoftBank wieder schwarze Zahlen. Der japanische Technologiekonzern, lange Zeit eher für seine Wetten als für solide Rendite bekannt, konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2024 wieder einen Gewinn vorweisen.

Besonders das Schlussquartal sorgte für Rückenwind – und für neue Ambitionen. Gründer Masayoshi Son nutzte die Gunst der Stunde, um auf der Hauptversammlung vergangene Woche eine Agenda zu präsentieren, die so kühn klingt, dass man zweimal hinschauen muss, um sie ernst zu nehmen.

Der 66-Jährige will nichts Geringeres als „Organisator der Industrie in der Ära der künstlichen Superintelligenz“ werden – mit SoftBank an der Spitze. Und wie immer bei Son gilt: Visionen gibt es nicht zum Nulltarif.

32 Milliarden US-Dollar will der Konzern in OpenAI stecken – das US-Start-up hinter ChatGPT. Weitere 100 Milliarden sollen in das Projekt „Stargate“ fließen, ein KI-Infrastrukturprogramm, das Rechenzentren in einer bislang ungekannten Dimension schaffen soll.

Der Preis der Zukunft: 32 Milliarden für OpenAI

32 Milliarden Dollar – das ist keine stille Beteiligung, das ist eine Kampfansage. Laut Informationen von Investing.com erhöht SoftBank seine Einlage in OpenAI auf eben jenen Betrag.

Dabei war zuvor bereits von bis zu 40 Milliarden Dollar die Rede, wenn OpenAI mit einer Bewertung von 300 Milliarden Dollar an den Markt geht. Ein Börsengang scheint laut Son ohnehin nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

Für SoftBank wäre das der Jackpot – und womöglich die langersehnte Belohnung für Jahre des Durchhaltevermögens in einem oft verlachten Tech-Portfolio.

Doch was genau bekommt SoftBank für seine Milliarden? Einfluss – oder zumindest Zugang. Die Partnerschaft mit OpenAI öffnet Türen in eine Welt, die zunehmend von Large Language Models, KI-gestützter Diagnostik, automatisierten Übersetzungsdiensten und generativer Kreativsoftware geprägt wird.

SoftBank-Gründer Masayoshi Son auf der Hauptversammlung 2025: „Wir organisieren die Ära der Superintelligenz.“ – mit 32 Milliarden Dollar Einsatz auf einen bislang unregulierten Markt.

Wer die Infrastruktur dahinter kontrolliert – Rechenzentren, Energieversorgung, Halbleiterketten – kontrolliert die KI-Wirtschaft. So zumindest die Wette von Son.

Stargate: Das Rechenzentrum als geopolitische Machtfrage

Mit dem Projekt „Stargate“ wollen SoftBank und OpenAI ein neues Rückgrat für die KI-Ökonomie aufbauen. 100 Milliarden US-Dollar sollen laut Plan in neuartige Rechenzentren fließen, die auf Hochleistung bei minimaler Latenz und maximaler Energieeffizienz ausgelegt sind.

Das Projekt wirkt wie eine Mischung aus Science-Fiction und Geopolitik: Wer künftig KI trainieren will, wird auf solche Strukturen angewiesen sein – und damit auf die Plattformen, die sie bereitstellen.

SoftBank will nicht nur Software besitzen, sondern Infrastruktur. Nicht nur Anwendungen, sondern Grundlagen. Wer dort früh investiert, sichert sich langfristige Einnahmeströme – und geopolitischen Einfluss.

Denn KI ist längst kein Spielplatz mehr für Bastler, sondern ein globales Machtinstrument. In diesem Kontext sind die Milliardenbeträge, die Son in Aussicht stellt, weniger Größenwahn als strategische Positionsbestimmung.

Die Aktie? Ruhiger als der Gründer – aber mit Potenzial

Während die Strategie so ambitioniert ist wie eh und je, bleibt die SoftBank-Aktie vergleichsweise ruhig. Seit Jahresbeginn legte das Papier zwar um rund 14,5 Prozent zu, bewegt sich aber langfristig in eher ruhigen Bahnen. Analysten sehen dennoch Aufwärtspotenzial.

Laut TipRanks stufen vier von fünf Analysten die Aktie mit „Kaufen“ ein. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit knapp 10.500 Yen fast auf Höhe des aktuellen Werts – die optimistischsten Stimmen sehen bis zu 14.000 Yen. Und vor allem: Verkaufsempfehlungen gibt es derzeit keine.

SoftBank ist also zurück auf der Liste der spekulativ soliden Tech-Investments – nicht nur wegen OpenAI, sondern auch dank erfolgreicher Beteiligungen an T-Mobile, Alibaba und anderen Schwergewichten. Doch klar ist: Sollte Stargate Realität werden und OpenAI tatsächlich an die Börse gehen, könnte das nur der Auftakt sein.

Der Mann hinter den Milliarden: Masayoshi Son

Masayoshi Son ist ein Unternehmer, der mehr riskiert hat als die meisten – und öfter belächelt wurde als ihm lieb war. Die Visionen des SoftBank-Gründers wirken mitunter größenwahnsinnig: vom 100-Milliarden-Dollar-„Vision Fund“, über katastrophale Investments wie WeWork bis hin zur heutigen KI-Agenda.

Doch wer Son abschreibt, macht oft einen Fehler: Er ist kein Blender, sondern ein Stratege mit langem Atem. Wenn andere noch von künstlicher Intelligenz sprechen, plant Son bereits, sie zu organisieren.

Dass Son SoftBank nun als Eckpfeiler der Superintelligenz positionieren will, ist mehr als ein PR-Manöver. Es ist eine strategische Verschiebung – weg vom bloßen Beteiligungssammler hin zum Architekten der digitalen Zukunft.

Dass OpenAI dabei eine Schlüsselrolle spielt, ist ebenso bemerkenswert wie riskant. Denn die KI-Wirtschaft ist volatil, die regulatorischen Hürden hoch, und der Wettbewerb gewaltig. Doch Son war selten jemand, der wegen Risiken zögerte.

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