03. Juni, 2025

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Schulden, Schweigen, Show: Die unbezahlten Rechnungen des Dominik Benner

Mit seiner Plattform-Gruppe wollte Dominik Benner den E-Commerce-Mittelstand revolutionieren. Jetzt stehen nicht nur Mahnbescheide, sondern auch Grundsatzfragen im Raum. Wie passt das Gebaren des Gründers zur schillernden Selbstdarstellung eines Visionärs?

Schulden, Schweigen, Show: Die unbezahlten Rechnungen des Dominik Benner
Selbst nach dem Gang an den Kapitalmarkt 2023 blieben Rechnungen offen – in mindestens einem Fall half erst ein Vollstreckungsbescheid.

Es klingt wie eine dieser Geschichten, in denen am Ende niemand mehr genau weiß, wo oben und unten ist: Ein Unternehmer, der Bücher über Karriereerfolg veröffentlicht, sich in Interviews als Vorreiter der digitalen Transformation inszeniert – und gleichzeitig von Dienstleistern auf Zahlung verklagt wird.

Dominik Benner, 42 Jahre alt, Chef der börsennotierten The Platform Group (TPG), schreibt in "Stay Hungry" über Disziplin, Tempo, Umsetzungskraft. Manche seiner Partner könnten über diese Worte nur bitter lachen.

Rechnungen nur nach Mahnbescheid?

Einige der von TPG beauftragten Unternehmen berichten gegenüber InvestmentWeek von einer irritierenden Praxis: Zahlungen, die monatelang ausbleiben. Forderungen, die angeblich "gegenstandslos" seien. Und Gelder, die erst dann fließen, wenn ein Amtsgericht eingeschaltet wird.

So im Fall der Beratungsfirma, die erst nach Kontopfändung ihr Honorar erhielt. In einem anderen Fall soll eine Rechnung über rund 150.000 Euro erst nach einer Presseanfrage bezahlt worden sein.

Interner Umgangston: "Nicht zahlen!"

Eine interne E-Mail, die IW vorliegt, zeigt: Auch gegenüber einem ehemaligen Firmenanwalt wurde eine Zahlung explizit untersagt – mit der Bemerkung, die Forderung habe einen "anderen Hintergrund".

Dass Benner inzwischen den Vorstand umgebaut hat, passt zur Unruhe im Konzern. Der Ex-Banker Marcus Vitt war gerade einmal sechs Wochen an Bord, bevor er die Brocken hinwarf.

Dominik Benner, der Vielbeschäftigte: Zwischen Bestsellerautor und CEO – aber mit fragwürdigem Umgang bei Rechnungen.

Aktionäre im Dunkeln

Brisant: Die TPG-Aktionäre erfuhren davon zunächst nichts. Erst auf Nachfrage von Journalisten wurde eine Mitteilung angekündigt.

Die Glaubwürdigkeit der Börsenstory leidet: Ein "Roll-up"-Modell mit Dutzenden kleiner Plattformen klingt modern, wirkt in der Umsetzung aber zunehmend chaotisch.

Tochterfirmen in Schwierigkeiten

Besonders auffällig: Auch innerhalb des Konzerns scheint es offene Forderungen zu geben. Gegen den Rollerhersteller Emco – eine TPG-Tochter – lag ein Vollstreckungsbescheid vor.

Und beim Autoabo-Anbieter ViveLaCar musste das Amtsgericht Stuttgart gleich mehrfach eingreifen. Die Firma verkündete erst ihre Schließung, dann eine Wiedergeburt unter dem Namen x-Mobility. Die Existenz der Firma? Nicht belegbar.

"Working Capital Management" oder System?

Benner erklärt viele Vorgänge mit einem aktiven "Working Capital Management". Kritiker nennen es ein System auf Kante. Wer erst zahlt, wenn Klagen drohen, spart kurzfristig Liquidität – riskiert aber Vertrauen. Der Fall TPG zeigt: Der Preis für Wachstum auf Pump ist oft nicht finanziell, sondern reputativ.

Ein Unternehmer schweigt sich aus

Benner selbst reagierte auf eine Anfrage der InvestmentWeek zunächst nicht. Als das Geld bei einem Dienstleister eintraf, hieß es lapidar, die Überweisung sei bereits "veranlasst" gewesen. Eine Woche zuvor war davon noch nichts zu spüren. Was bleibt, ist ein fader Nachgeschmack. Und die Frage, wie lange Börse und Markt solchen Widersprüchen noch zusehen wollen.

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