05. Juli, 2025

Unternehmen

Schmutzige Expansion: Warum BYD Mexiko links liegen lässt

Der größte E-Autohersteller der Welt stoppt seine Pläne für ein Werk in Mexiko – und bringt damit geopolitische Unsicherheiten und eigene Verfehlungen in den Fokus.

Schmutzige Expansion: Warum BYD Mexiko links liegen lässt
Wegen 25 % US-Zöllen auf mexikanische Autos stoppt der weltgrößte E-Autohersteller seine Expansionspläne – ein Rückschlag für die chinesische Industrieoffensive auf dem amerikanischen Kontinent.

BYD will nicht mehr. Zumindest nicht in Mexiko. Der weltgrößte Hersteller von Elektroautos, unlängst zum Tesla-Schreck aufgestiegen, zieht die Reissleine. Die Pläne für ein großes Werk in Mexiko werden vorerst auf Eis gelegt. Der Grund: Unsicherheit.

US-Zölle schrecken Investoren ab

Seit Donald Trump zurück auf der politischen Bühne ist, schwebt ein Damoklesschwert über dem nordamerikanischen Autohandel. Die 25-Prozent-Strafzölle auf in Mexiko produzierte Fahrzeuge treffen nicht nur Stellantis oder Nissan, sondern auch potenzielle Neuankömmlinge wie BYD.

Zwar wolle man weiterhin in Nord- oder Südamerika expandieren, heißt es aus Unternehmenskreisen, doch "wir warten auf mehr Klarheit", so Vizepräsidentin Stella Li.

Abwarten statt Vollgas

Ursprünglich hatte BYD mit einem großen Werk im Norden Mexikos geliebäugelt. Doch weder liegt eine konkrete Investitionszusage vor, noch gibt es einen belastbaren Zeitplan.

Die Aussagen wirken wie ein Rückzieher mit Ansage: Bereits im Herbst 2024 hieß es, man wolle bis nach der US-Wahl warten.

Brasilianische Behörden werfen BYD „sklavenähnliche Zustände“ auf der Baustelle vor – 160 Arbeiter wurden unter Zwang befreit. Ein Imageschaden mitten in der internationalen Wachstumsstrategie.

Schattenseite des Erfolgs: Zwangsarbeitsvorwürfe in Brasilien

Dass BYD gleichzeitig in Brasilien expandiert, wirkt angesichts der Umstände wie eine riskante Doppelstrategie. Denn genau dort – im Bundesstaat Bahia – wurden Ende 2024 schwere Vorwürfe gegen einen Zulieferer auf der Baustelle des neuen BYD-Werks bekannt.

Über 160 Bauarbeiter sollen unter "sklavenähnlichen Bedingungen" gearbeitet haben, mit einbehaltenen Löhnen und abgenommenen Ausweisen. BYD versprach Aufklärung und Besserung. Ob das reicht, bleibt offen.

Was nach Einsicht klingt, ist womöglich auch Taktik. BYD betont inzwischen, man wolle die internationale Expansion vorsichtiger gestalten. "Wir sollten nicht nur auf Tempo setzen, sondern besser mit lokalen Partnern zusammenarbeiten", so Li. Ein indirektes Eingeständnis, dass man zu schnell zu viel wollte?

Konkurrenz für Tesla, Sorgen für Investoren

Fakt ist: BYD verkauft mittlerweile mehr E-Autos als Tesla in Europa. Der Konzern dürfte 2025 mehr als fünf Millionen Fahrzeuge absetzen. Auch der Aktienkurs legt um rund 38 Prozent zu.

Doch mit wachsendem Einfluss wachsen auch die Ansprüche: an Compliance, Arbeitsbedingungen und geopolitisches Fingerspitzengefühl. BYDs Kurs stimmt – aber der Weg dorthin wird rauer.

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