Ein Einstieg mit Sprengkraft
Cathie Wood hat sich einen Ruf als Vorreiterin für disruptive Technologien erarbeitet. Ob Tesla, Roku oder Coinbase – ihr Fonds Ark Innovation ETF (ARKK) war stets dort investiert, wo technologische Visionen an der Börse für Fantasie sorgten.
Doch im Juni 2025 schlägt die Star-Investorin plötzlich einen ganz anderen Ton an: Rüstung statt Robotik. Sicherheit statt Spekulation.
Mehr als 650 Millionen US-Dollar pumpte sie im vergangenen Monat in neue Aktien – doppelt so viel wie im Mai. Zwei ihrer auffälligsten Neuzugänge: Kratos Defense & Security Solutions sowie BWX Technologies – zwei Unternehmen, die mit Hightech zwar arbeiten, aber mit ganz anderen Einsatzgebieten als ihre bisherigen Lieblingsaktien.
Kratos: Drohnen, Raketen, Kriegstechnik
Kratos Defense ist ein Spezialist für Verteidigungssysteme. Zum Portfolio gehören Kampf- und Übungsdrohnen, Antriebssysteme für Raketen und Verteidigungselektronik. Das Unternehmen beliefert unter anderem die US-Regierung – und profitiert von den wachsenden globalen Rüstungsausgaben.
Der Aktienkurs kennt seit Jahresbeginn nur eine Richtung: aufwärts. Rund 76 % Kursplus stehen 2025 bislang auf der Uhr. Doch mit dem Höhenflug kommt auch die Bewertung ins Rutschen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei knapp 92 – eine Bewertung, bei der selbst Wachstumsinvestoren die Stirn runzeln.

Zum Vergleich: Selbst der deutlich etabliertere deutsche Rüstungsriese Rheinmetall kommt aktuell nur auf ein KGV von 61. Analysten zeigen sich dennoch mehrheitlich optimistisch: Acht von zwölf empfehlen weiter den Kauf.
JP Morgan erhöhte jüngst das Kursziel auf 48 Dollar. Wood selbst kaufte unterdessen bei rund 39 Dollar – sie sieht offenbar noch Luft nach oben.
BWX Technologies: Nuklearkompetenz mit doppeltem Rückenwind
Noch spannender ist Woods zweiter Neueinstieg: BWX Technologies. Der Konzern liefert Komponenten für militärische Reaktoren der US-Marine, darunter die nuklearen Antriebe für Flugzeugträger und U-Boote.
Parallel ist BWX aber auch im zivilen Nukleargeschäft aktiv – ein Bereich, der seit dem politischen Rückenwind für Atomkraft in den USA wieder wächst.
In den letzten drei Monaten ist die Aktie um 46 % gestiegen. Der Kurs liegt inzwischen über dem durchschnittlichen Analystenziel von 135 Dollar. Wood kaufte dennoch zu Kursen zwischen 138 und 140 Dollar – auch hier geht sie offenbar von einem weiteren Kurspotenzial aus.
Die Bewertung mit einem KGV von rund 40 ist ambitioniert, aber nicht absurd – vor allem im Kontext zweier Megatrends: Verteidigung und Energie. Analysten zeigen sich entsprechend bullish: Zehn von zwölf empfehlen den Kauf.
Circle: Wo sie bremst – und wo sie Kasse macht
Während Wood bei Kratos und BWX zugreift, reduziert sie bei Circle. Das Unternehmen, das hinter dem Stablecoin USDC steht, hatte im Juni ein spektakuläres Börsendebüt hingelegt: Ausgabepreis 31 Dollar, kurz darauf ein Peak bei fast 300 Dollar. Wood stieg früh ein – und stieg im Hoch aus.
Durch den Verkauf von 1,2 Millionen Circle-Aktien realisierte sie innerhalb von Wochen einen Gewinn von bis zu 280 Millionen Dollar. Selbst wenn der Rest ihrer Position morgen auf null fiele – sie wäre im Plus. Dass Wood diese Gewinne nun in Rüstungswerte umschichtet, ist ein bemerkenswerter Fingerzeig.
Raus aus der Vision, rein in die Realität?
Cathie Wood hat ihr Portfolio stillschweigend umgebaut. Rüstungswerte galten für viele Jahre als unvereinbar mit ihrer Tech-Vision von der Welt von morgen. Doch der Ukrainekrieg, wachsende Spannungen in Asien und ein globales Umdenken bei Sicherheit und Verteidigung verändern die Investmentlogik.
Die Botschaft ist klar: Disruption findet nicht nur im Silicon Valley statt – sondern auch im Pentagon, auf NATO-Stützpunkten und in Hightech-Labors, die Drohnen statt Datenchips fertigen.
Das könnte Sie auch interessieren:
