Die aktuelle Statistik des Statistischen Bundesamtes zeigt eine moderate Zunahme der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland für den Monat April. Im Vergleich zum April des Vorjahres stieg die Zahl der Insolvenzen um 3,3 Prozent. Dies könnte darauf hindeuten, dass der Höhepunkt der Insolvenzflut erreicht wurde, auch wenn für das laufende Jahr weiterhin ein Anstieg erwartet wird. Im Jahr 2022 hatte Deutschland mit 21.812 Fällen bereits den höchsten Stand seit 2015 verzeichnet. Zum Vergleich: Im Jahr 2009, auf dem Höhepunkt der Finanzkrise, wurden 32.687 Insolvenzen gemeldet.
Der Monat April markiert bereits den zweiten Monat in Folge, in dem die Wachstumsrate der Insolvenzen im einstelligen Bereich liegt, was eine deutliche Verlangsamung gegenüber den vorhergehenden Monaten darstellt, in denen zweistellige Wachstumsraten die Norm waren. Zu beachten ist dabei, dass die Insolvenzen erst dann in die Statistik Eingang finden, wenn das Insolvenzgericht eine erste Entscheidung getroffen hat, was in der Regel etwa drei Monate nach dem Antragstermin geschieht.
Für den Monat Februar, für den bereits vollständige Daten vorliegen, wurde ein Anstieg der Unternehmensinsolvenzen um 15,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 2.068 Fälle verzeichnet. Die Forderungen der Gläubiger beliefen sich in diesem Zeitraum auf etwa 9 Milliarden Euro, was nahezu einer Verdopplung gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Laut Volker Treier von der Deutschen Industrie- und Handelskammer gibt es derzeit keine Anzeichen für eine Entspannung der Lage. Er fordert entschieden Maßnahmen von der Bundesregierung, darunter Steuersenkungen und den Abbau von Bürokratie, um einem weiteren Anstieg der Firmeninsolvenzen entgegenzuwirken.
Im Februar lag die Insolvenzhäufigkeit bei sechs Fällen pro 10.000 Unternehmen. Die meisten Insolvenzen wurden in den Sektoren Verkehr und Lagerei, Zeitarbeit sowie Gastgewerbe verzeichnet. Im Gegensatz dazu stiegen die Verbraucherinsolvenzen nur leicht um 4,8 Prozent auf 6.075 Fälle.
Unternehmen sehen sich derzeit mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert, darunter steigende Energiekosten, umfassende bürokratische Hürden, politische Unsicherheiten und eine nachlassende Konsumfreude der Verbraucher. Die in der Pandemie eingeführten Ausnahmebestimmungen, welche den Druck auf die Unternehmen teilweise abgemildert hatten, sind mittlerweile ausgelaufen. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) berichtet, dass die Zahl der Insolvenzen im April 1.626 Fälle von Personen- und Kapitalgesellschaften erreichte. Dies entspricht einem Anstieg von 11 Prozent gegenüber dem Vormonat und von 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Zahlen übertreffen selbst die hohen Werte der Finanzkrise von 2008/2009.