Die Premium Food Group, ehemals bekannt als Tönnies-Gruppe, leitet rechtliche Schritte gegen die Entscheidung des Bundeskartellamts ein, das den Erwerb der Schlachthöfe des niederländischen Konkurrenten Vion untersagt hat. Der Lebensmittel- und Schlachtkonzern hat einen Rechtsbehelf eingereicht und plant, den Fall vor das Oberlandesgericht Düsseldorf zu bringen. Ziel dieses Verfahrens ist es, die regulatorische Entscheidung aufzuheben und die geplante Übernahme fortzusetzen. Im Zentrum der Auseinandersetzung steht der Erwerb mehrerer deutscher Standorte von Vion, darunter bedeutende Schlachthöfe in Buchloe, Crailsheim, Hilden und Waldkraiburg sowie zwei spezielle Betriebe zur Häuteverarbeitung.
Vion, das mittlerweile beabsichtigt, seine Marktpräsenz in Deutschland zu reduzieren, könnte durch diesen Deal strategisch entlastet werden. Jedoch stoppte das Bundeskartellamt die Übernahme im Juni mit der Begründung, dass dadurch eine marktbeherrschende Stellung entstehen könnte, die insbesondere Landwirten und kleineren Wettbewerbern nachteilig würde. Andreas Mundt, Präsident des Kartellamts, sprach seine Besorgnis darüber aus, dass die Premium Food Group im Falle einer erfolgreichen Transaktion auch im Rinderschlachtsektor eine dominierende Marktstellung erlangen könnte.
Maximilian Tönnies, geschäftsführender Mitgesellschafter der Premium Food Group, sieht die Situation aus einem anderen Blickwinkel. Bei einer Veranstaltung in Düsseldorf äußerte er Zweifel an der Einschätzung des Kartellamts und unterstrich die Fähigkeit seines Unternehmens, wirtschaftliche Herausforderungen zu meistern und positive Impulse für alle involvierten Akteure zu schaffen. In Anbetracht der geschäftlichen Interessen betrachtet die Premium Food Group auch die Möglichkeit, durch eine ministerielle Genehmigung beim Bundeswirtschaftsministerium eine Ausnahme von der Entscheidung des Kartellamts zu erreichen. Diese Genehmigung könnte erteilt werden, sofern übergeordnete öffentliche Interessen bestehen, die eine derartige Übernahme unterstützen.
Darüber hinaus hat die Premium Food Group kürzlich die Mehrheitsbeteiligung am Wursthersteller The Family Butchers aus Versmold erworben. Auch dieses Geschäft wird derzeit einer strengen Prüfung durch die Kartellbehörden unterzogen, um sicherzustellen, dass es gemäß den geltenden Wettbewerbsstandards verläuft. Die Umbenennung des Unternehmens zu Beginn des Jahres in Premium Food Group markiert einen entscheidenden Wandel von einem traditionellen Fleischkonzern zu einem breit aufgestellten Lebensmittelunternehmen, das sich nicht nur auf Schlachtprodukte, sondern auf ein vielfältiges Sortiment innerhalb der Lebensmittelbranche ausrichtet.