Ein Aufbäumen mit politischem Beigeschmack
Die Plug-Power-Aktie war lange ein Paradebeispiel für das jähe Ende einer Hype-Story: Einst gefeiert als Pionier der Wasserstoffwirtschaft, dann abgestürzt um über 50 Prozent binnen eines Jahres.
Am Montag jedoch das unerwartete Comeback – ein Kurssprung von über 28 Prozent auf 1,49 US-Dollar innerhalb weniger Stunden.
Der Auslöser: Ein neuer Entwurf der Republikaner im US-Senat, der die milliardenschweren Steuergutschriften für sauberen Wasserstoff verlängern will – zwei Jahre länger als bislang geplant.
Finanzielle Planungssicherheit – endlich?
Für Plug Power, das in Georgia und Louisiana bereits eigene Wasserstoffanlagen betreibt und mit Konzernen wie Walmart zusammenarbeitet, könnte das ein echter Gamechanger sein.
Denn das Geschäftsmodell ist teuer, komplex und bisher defizitär. Jeder zusätzliche Steuerdollar bringt Entlastung – und vor allem Zeit. Genau daran mangelte es dem Unternehmen zuletzt.
Der Kapitalbedarf war enorm, die Nachfrage stagnierte, und selbst treue Investoren wurden nervös. Die Aussicht auf bis 2028 verlängerte Produktionssubventionen könnte die dringend benötigte Luft zum Atmen liefern.
Trumps “Big Beautiful Bill” und der politische Zirkus
Doch ob aus Hoffnung Realität wird, entscheidet sich nicht an der Börse, sondern im Kapitol. Das Gesetzespaket mit dem PR-tauglichen Namen „One Big Beautiful Bill“ (OBBB) ist zwar prominent angekündigt, aber noch weit von einer Verabschiedung entfernt.
Donald Trump, der inzwischen erneut Präsidentschaftsambitionen hegt, will mit dem Paket innenpolitisch punkten – vor allem bei Republikanern aus Industrie-Staaten.
Gleichzeitig ist das Projekt umstritten. Elon Musk etwa nutzte einmal mehr seine Plattform X, um öffentlich gegen Trumps Plan zu wettern. Musk will offenbar mit einer eigenen Partei unzufriedene Republikaner abfangen – und findet in OBBB einen willkommenen Angriffspunkt. Der politische Schlagabtausch könnte die Verabschiedung des Gesetzes verzögern oder gar torpedieren.
Zwischen Hype und harter Realität
Und was bedeutet das konkret für Anleger? Auch nach dem Kurssprung bleibt Plug Power angeschlagen. Die 200-Tage-Linie – ein wichtiger technischer Indikator – liegt bei rund 1,72 US-Dollar und ist noch nicht durchbrochen.
Erst oberhalb dieser Marke würde sich das Chartbild nachhaltig aufhellen. Die nächste psychologische Hürde liegt bei 2,00 US-Dollar. Der Weg dahin ist steinig – und hängt maßgeblich davon ab, ob aus politischen Plänen fiskalische Fakten werden.
Zweifel am Geschäftsmodell bleiben
Selbst wenn das Gesetz durchgeht, bleibt die Frage: Reicht das für einen echten Turnaround? Plug Power ist nicht allein auf Fördermittel angewiesen, sondern muss vor allem operativ liefern.
Die Firma braucht größere Kunden, planbare Cashflows und vor allem: Vertrauen in die langfristige Überlebensfähigkeit. Die Vergangenheit war durchwachsen – trotz großspuriger Ankündigungen blieb der Weg zur Profitabilität steinig.
Wasserstoff bleibt Wette – mit politischem Hebel
In der gesamten Branche ist Wasserstoff derzeit weniger Realität als Hoffnung. Die Technologie hat Potenzial, aber der Durchbruch ist teuer, technisch anspruchsvoll und von staatlicher Förderung abhängig. Europa hat ähnliche Programme, aber auch dort fehlt es an Umsetzungsgeschwindigkeit. In den USA könnte OBBB zum Booster werden – oder zum nächsten PR-Flop.
Plug Power bleibt damit eine Wette – auf Technik, Markt und Politik. Der aktuelle Kurssprung zeigt, wie nervös der Markt ist – und wie groß das Bedürfnis nach positiven Impulsen. Doch ohne echte Fortschritte im operativen Geschäft droht auch dieser Aufschwung zu verpuffen.
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