10. Mai, 2025

Unternehmen

Tesla zündet die nächste Rabattstufe – doch reicht das gegen BYD & Co.

Mit aggressiven Finanzierungskonditionen für das Model Y in den USA und zinsfreier Kreditvergabe in China versucht Tesla, seine Absatzschwäche zu bekämpfen. Der Preiskampf im E-Auto-Markt eskaliert – und Elon Musk steht zunehmend unter Druck.

Tesla zündet die nächste Rabattstufe – doch reicht das gegen BYD & Co.
Mit einem effektiven Zinssatz von 1,99 % in den USA und 0 % in China versucht Tesla, seine schrumpfende Nachfrage abzufedern – erstmals seit Jahren greifen Rabatte tief in die Marge.

Wenn die Nachfrage schwächelt, hilft der Zins

Tesla gibt sich kämpferisch. Mit einem effektiven Jahreszins von 1,99 % auf bis zu 72 Monate und einer Null-Anzahlung bei Top-Bonität reagiert der Konzern auf sinkende Verkaufszahlen.

Der Fokus liegt dabei auf dem Model Y – Teslas meistverkauftem SUV, der nun günstiger wird, ohne offiziell im Preis zu sinken. Eine subtile Taktik, die dennoch einem erheblichen Nachlass gleichkommt. In der Praxis bedeutet das: Mehr Auto fürs gleiche Geld – aber eben finanziert, nicht bar.

In der aktuellen Preiskommunikation geht es nicht mehr um den Listenpreis, sondern um monatliche Raten und Finanzierungslogik. Und genau hier versucht Tesla, die Wahrnehmung der Käufer zu steuern – nicht zuletzt, um seine Margen zu schonen. Eine Strategie, die kurzfristig Absatz retten soll, langfristig aber Fragen aufwirft.

Das erste Mal Rückwärtsgang bei den Auslieferungen

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Tesla hat im ersten Quartal 2025 weltweit 336.681 Fahrzeuge ausgeliefert – ein Minus von 13 % gegenüber dem Vorjahresquartal.

Für ein Unternehmen, das jahrelang zweistellige Wachstumsraten verkündet hat, ist das ein Wendepunkt. Und ein Weckruf. Denn während Tesla stagniert, holen die Konkurrenten auf – allen voran BYD aus China, das inzwischen in puncto Volumen gleichgezogen hat und mit günstigeren Modellen punktet.

Die Probleme sind strukturell: Der Markt für Premium-Elektrofahrzeuge ist in vielen Regionen ausgereizt, staatliche Subventionen laufen aus, und das Tesla-Portfolio wird trotz Cybertruck und Semi-Truck als wenig innovativ wahrgenommen.

Die radikalen Preissenkungen des Vorjahres haben zwar Aufmerksamkeit gebracht – aber keine nachhaltige Trendwende.

Teslas Model Y verliert an Innovationsvorsprung – Käufer lockt der Konzern nun über monatliche Raten, nicht mehr über Technologie.

Kredit statt Innovation

Zinsaktionen sind ein altbekanntes Werkzeug aus der Autoindustrie – doch für Tesla sind sie ein Novum. Jahrzehntelang hatte sich Elon Musk geweigert, mit klassischem Händlerdenken zu arbeiten. Statt Rabatten: Wartelisten. Statt Leasing: technologische Überlegenheit. Doch diese Ära ist vorbei.

In China bietet Tesla nun erstmals eine 0-Prozent-Finanzierung an. Käufer können das Model Y über drei Jahre hinweg ohne Zinsen abbezahlen. Das Ziel: Marktanteile sichern – koste es, was es wolle.

Doch Experten wie The Financial Times warnen: Die Preiskämpfe gefährden nicht nur Teslas Margen, sondern auch sein Markenprofil. Ein Unternehmen, das sich einst über Technologie definierte, konkurriert nun über Finanzierungskonditionen.

Verlust des Alleinstellungsmerkmals

Das größte Problem Teslas ist inzwischen nicht die Technik – sondern das Narrativ. Was früher als Synonym für Fortschritt galt, wirkt zunehmend gewöhnlich.

Mitbewerber wie BYD, Nio oder Geely liefern inzwischen vergleichbare Reichweiten, ähnliche Beschleunigungswerte und teils bessere Assistenzsysteme – zu deutlich günstigeren Preisen.

Die Strategie, über Finanzierung zu verkaufen, hilft kurzfristig – ändert aber nichts an den Schwächen im Modellportfolio. Das Model 3 ist in die Jahre gekommen, das Model S ist in Europa kaum noch relevant.

Und das Model Y – einst als Wachstumsmodell gefeiert – muss jetzt künstlich am Leben gehalten werden. Ein gefährlicher Zyklus für ein Unternehmen, das von Wachstum lebt.

Preisaktion ist keine Strategie

Teslas aktuelle Maßnahmen zeigen: Der Konzern steckt in der größten operativen Krise seit Jahren. Die Verkäufe sinken, die Konkurrenz schläft nicht – und das Vertrauen der Investoren steht auf dem Prüfstand. Während andere Hersteller auf neue Modelle, Design und Innovation setzen, kontert Tesla mit Leasingkonditionen.

Ob das reicht, um den Abwärtstrend zu stoppen, ist fraglich. Denn eines ist klar: Wer heute über den Zinssatz verkauft, muss morgen liefern – technologisch und strategisch. Der elektrische Massenmarkt ist da. Doch ob Tesla ihn weiter dominiert, steht plötzlich auf der Kippe.

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