02. August, 2025

Startups & VC

Warum EK Robotics trotz Roboterboom ums Überleben kämpft

Die Hamburger Robotik-Firma EK Robotics rutscht trotz gut gefüllter Auftragsbücher in eine finanzielle Schieflage – jetzt sollen Eigenverwaltung und ein Investorenprozess die Wende bringen.

Warum EK Robotics trotz Roboterboom ums Überleben kämpft
Trotz wachsender Nachfrage nach autonomen Transportsystemen verzeichnete EK Robotics 2023 einen Fehlbetrag von 7,5 Mio. €. Fehlkalkulierte Großaufträge rissen das Unternehmen in die Krise.

Es ist ein Szenario, das Investoren und Kunden gleichermaßen aufhorchen lässt: Ein international anerkannter Spezialist für fahrerlose Transportsysteme, dessen Hightech-Roboter in Kliniken, Lagerhallen und Fabriken rollen, muss beim Amtsgericht Hamburg ein Verfahren zur Sanierung in Eigenverwaltung beantragen.

Der Grund: verlustreiche Großaufträge haben das Traditionsunternehmen EK Robotics finanziell in die Knie gezwungen.

Ein Traditionsunternehmen in der Zwickmühle

EK Robotics, seit über sechs Jahrzehnten fester Bestandteil der deutschen Robotiklandschaft, galt vielen als heimlicher Champion in der automatisierten Intralogistik.

Mit über 350 Mitarbeitenden an fünf Standorten in Europa, darunter in Hamburg, Italien und Großbritannien, realisiert das Unternehmen vernetzte, autonome Materialflüsse für die Industrie – eine Branche, die in Zeiten von Arbeitskräftemangel und Effizienzdruck boomt.

Doch Prestige allein schützt nicht vor Fehlkalkulationen. Im Geschäftsjahr 2023 verbuchte EK Robotics laut Jahresabschluss einen Fehlbetrag von rund 7,5 Millionen Euro. Noch ein Jahr zuvor war das Unternehmen mit einem Überschuss von 433.000 Euro knapp in den schwarzen Zahlen geblieben. Die Differenz zeigt: Es brannte hinter den Kulissen länger, als viele ahnten.

Ursache: Großaufträge mit Nebenwirkungen

Insbesondere bei Großaufträgen, so heißt es aus Unternehmenskreisen, hätten sich die wirtschaftlichen Risiken in den letzten Jahren unterschätzt.

Im Hintergrund sondiert das Management Investoren. Doch in einem Markt mit schrumpfenden Margen und harter Konkurrenz wird das Rennen um frisches Kapital zur Zitterpartie.

In einer Branche, in der Margen knapp und Projektlaufzeiten lang sind, können schon wenige Verzögerungen oder Lieferprobleme zu einem Dominoeffekt führen – erst recht bei hoch individualisierten Kundenanforderungen.

Sanierung in Eigenregie und Suche nach Investoren

Die derzeitige Rettungsstrategie besteht aus einem Doppelansatz: Zum einen wurde beim Amtsgericht Hamburg ein Verfahren zur Eigenverwaltung eingeleitet.

Ziel ist eine Fortführung ohne Insolvenzverwalter – ein Modell, das zuletzt auch bei Varta Anwendung fand. Zum anderen wurde parallel ein strukturierter Investorenprozess angestoßen. Laut Unternehmensangaben laufen bereits erste Gespräche mit potenziellen Kapitalgebern.

Die rechtliche Begleitung übernimmt die renommierte Kanzlei Grub Brugger, die mit Frank Schäffler einen der profiliertesten Sanierungsanwälte Deutschlands ins Rennen schickt.

Die betriebswirtschaftliche Beratung liegt beim Münchner Beratungshaus Nexpert. Als Generalbevollmächtigter agiert Jochen Sedlitz, der auf Sanierungen in Eigenverwaltung spezialisiert ist.

Gläubiger zeigen sich gesprächsbereit

Wenigstens an einem Punkt kann das Management auf positive Signale setzen: Mehrere zentrale Gläubiger, darunter ein Aval- und Kautionsversicherer, haben ihre Mitwirkung im Gläubigerausschuss bereits zugesagt.

Das dürfte das Verfahren deutlich beschleunigen – und ist eine Voraussetzung für einen kontrollierten Neustart.

Kein Personalabbau geplant – noch nicht

EK Robotics betont, dass der operative Betrieb uneingeschränkt weiterläuft. Auch die 350 Arbeitsplätze an den fünf europäischen Standorten seien aktuell nicht gefährdet.

Doch aus Erfahrung weiß man: Ohne belastbaren Investor und klare Sanierungsstrategie sind solche Zusagen oft nicht mehr als vorläufige Beruhigungspillen.

Markt mit Potenzial, aber hohem Druck

Der Markt für fahrerlose Transportsysteme gilt als einer der dynamischsten Sektoren der Automatisierungsindustrie.

Der globale Wettbewerb ist hart, die Kundenforderungen steigen, während Komponentenpreise, Energie- und Logistikkosten in den letzten Jahren deutlich zugelegt haben. Gleichzeitig entstehen immer mehr Start-ups, die mit aggressiven Preisen und modularen Lösungen Marktanteile gewinnen wollen.

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