Die Zukunft der elektronischen Patientenakte (ePA) erscheint ungewiss, warnt Markus Beier, der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes. Trotz der weitreichenden Potenziale, die dieses System für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung bietet, bleibt die tatsächliche Nutzung auf einem besorgniserregend niedrigen Niveau. Obwohl Millionen von Versicherten bereits über eine ePA verfügen, bleibt der Großteil dieser elektronischen Gesundheitsakten ungenutzt. In diesem Kontext wird von den Krankenkassen erwartet, erheblich in Aufklärungskampagnen zu investieren, um drohenden Rückschlägen vorzubeugen.
Nach einer umfassenden Reform durch die Ampel-Koalition haben nunmehr 70 Millionen der insgesamt 74 Millionen gesetzlich Versicherten Zugang zu einer ePA. Diese Entwicklung ermöglicht es den Versicherten, jederzeit auf wichtige Gesundheitsinformationen zuzugreifen oder sensible Daten zu schützen. Dennoch bleibt die Beteiligung weit hinter den Erwartungen zurück. Ab Oktober sind Ärzte verpflichtet, Diagnosen und Befunde in digitaler Form zu dokumentieren. Jedoch stellen komplexe Registrierungsprozesse und technische Herausforderungen erhebliche Hürden dar, die den Fortschritt des Projekts hemmen.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz sieht die verzögerte Entwicklung teilweise in der Verantwortung der Dienstleister im Gesundheitswesen. Darüber hinaus fordert die Stiftung eine stärkere Kooperation von niedergelassenen Ärzten und Kliniken, um die Implementierung der ePA zu unterstützen. Die gesetzlichen Krankenversicherungen hingegen blicken mit Optimismus auf den kommenden Oktober. Sie erhoffen sich, dass die verpflichtende Dokumentation durch alle Ärzte dem Projekt neuen Schwung verleiht und betrachten die Kritik an der digitalen Umsetzung als wenig förderlich für den Fortschritt.
Ein Blick auf die Nutzerzahlen großer Krankenkassen verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf: Bei der Techniker Krankenkasse sind von elf Millionen bereitgestellten ePAs lediglich 750.000 in aktiver Nutzung. Bei der Barmer sind es 7,8 Millionen ePAs, von denen nur 250.000 aktiv genutzt werden. Noch deutlicher wird diese Diskrepanz bei der AOK, wo nur 200.000 von 25,8 Millionen Versicherten ihre Gesundheitsdaten über die App verwalten. Angesichts dieser Zahlen sind die Krankenkassen aufgefordert, ihre Informationskampagnen zu intensivieren. Ziel muss es sein, die Vorteile der ePA nachvollziehbar zu kommunizieren und die Digitalisierung im Gesundheitssektor konsequent voranzutreiben.