04. Mai, 2025

Unternehmen

Novo Nordisk: Vom Börsenliebling zum Wackelkandidaten?

Wegovy war der Wachstumsmotor des dänischen Pharmakonzerns – doch jetzt stockt der Absatz. Die Konkurrenz legt zu, Anleger reagieren nervös. Ein Börsenwunder gerät ins Wanken.

Novo Nordisk: Vom Börsenliebling zum Wackelkandidaten?
Seit Dezember 2023 ist der einstige Börsenstar um über 45 % abgestürzt – Hauptgrund: stagnierende Wegovy-Verschreibungen in den USA.

Ein Medikament als Milliardenmaschine – und als Risiko

Seit Jahren galt Novo Nordisk als makelloser Börsenstar. Mit Ozempic und Wegovy hatte das Unternehmen nicht nur die Adipositas-Therapie revolutioniert, sondern auch seine Bilanz: Milliardenumsätze, neue Höchststände an der Börse, ein Börsenwert von über 600 Milliarden Dollar – mehr als SAP, LVMH und Nestlé zusammen.

Quelle: Eulerpool

Doch nun, vier Jahre nach dem US-Start von Wegovy, bekommt der Pharmariese Gegenwind. Neue Marktdaten zeigen: Die Verschreibungen stagnieren. Der Höhenflug verlangsamt sich – ausgerechnet in einem der größten und lukrativsten Gesundheitsmärkte der Welt.

Stagnation in den USA

Laut Daten des Analysehauses IQVIA liegt Novo Nordisk in den USA plötzlich hinter dem Rivalen Eli Lilly zurück. Dessen Medikament Zepbound soll in der Woche bis zum 11. April mehr als 120.000 Mal häufiger verschrieben worden sein als Wegovy. Und das, obwohl Novo seine Liefermengen Anfang des Jahres ausgeweitet hatte.

Quelle: Eulerpool

Diese Entwicklung trifft das Unternehmen empfindlich – nicht nur operativ, sondern auch symbolisch. Denn der US-Markt galt bislang als der Garant für Fantasie in den Prognosen. Jetzt heißt es: drosseln.

Erste Risse in der Story: Prognosesenkung wahrscheinlich

Noch spricht Novo Nordisk offiziell von einem erwarteten Umsatzwachstum zwischen 16 und 24 Prozent für 2025 – deutlich weniger als in den Boomjahren zuvor. Doch selbst diese Spanne könnte zu hoch gegriffen sein.

Quelle: Eulerpool

Die Bank of America rechnet mit einer baldigen Korrektur nach unten – auf 14 bis 22 Prozent. Für ein Unternehmen, das lange zweistellig wuchs und Börsengeschichte schrieb, wäre das ein Einschnitt.

Auch institutionelle Investoren werden vorsichtiger. Lukas Leu von Bellevue Asset Management hält eine Prognosekorrektur für wahrscheinlich. Seine Einschätzung: verhalten optimistisch – mit Betonung auf „verhalten“.

45 Prozent Verlust – wo ist die Euphorie geblieben?

Der Kapitalmarkt hat längst reagiert. Seit Dezember 2023 verlor Novo Nordisk rund 230 Milliarden Dollar an Börsenwert – ein Rückgang von über 45 Prozent.

Quelle: Eulerpool

Dazu trugen nicht nur die Absatzdaten bei, sondern auch enttäuschende Studiendaten zum Nachfolger CagriSema sowie die zunehmend aggressive Expansion des US-Konkurrenten Eli Lilly.

Der einstige Börsenstar ist damit wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen.

Die FDA schreitet ein – Hoffnung auf die Rückgewinnung von Marktanteilen

Ein möglicher Lichtblick: Die US-Arzneimittelbehörde FDA untersagte Apotheken, ab dem 22. Mai nachgebaute Versionen von Wegovy zu vertreiben. Diese Compounding-Pharmacies machten bislang schätzungsweise 30 Prozent des Gesamtvolumens aus – ein erheblicher Anteil.

Doch ob Novo dieses Marktsegment vollständig zurückholen kann, ist fraglich. Analystin Kerry Holford von Berenberg glaubt das nicht: Ein Teil der Patienten dürfte bei günstigeren Alternativen bleiben – oder endgültig zu Eli Lilly abwandern.

7. Mai im Fokus: Zahlen, Erwartungen, Nervosität

Am 7. Mai wird es ernst. Dann veröffentlicht Novo Nordisk seine Zahlen zum ersten Quartal – ein Termin, der an den Börsen mit Spannung erwartet wird.

Im Mittelpunkt stehen nicht nur die nackten Umsätze, sondern vor allem die Entwicklung der Verschreibungen, Hinweise zur Konkurrenzlage und mögliche Anpassungen der mittelfristigen Ziele. Ein Moment der Wahrheit für Investoren, die bislang auf unerschütterliches Wachstum gesetzt hatten.

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