20. Mai, 2024

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Nicaraguas Gigantomanie findet ein jähes Ende – Kanalprojekt mit HKND gescheitert

Nicaraguas Gigantomanie findet ein jähes Ende – Kanalprojekt mit HKND gescheitert

Eine Dekade nach der Initiierung des ambitionierten Projekts, einen Kanal als Konkurrenz zum Panamakanal zu errichten, hat die Regierung Nicaraguas einen radikalen Kurswechsel vollzogen. Das bisherige Arrangement mit der HKND Group, eine chinesische Firma mit visionären Plänen für ein Band zwischen den Weltmeeren, wurde in einer unerwarteten Wendung von der Nationalversammlung aufgekündigt. Nicaraguas Machthaber Daniel Ortega sieht sich nun gezwungen, den Traum von einer interozeanischen Route, die Atlantik und Pazifik verbindet, zu begraben. Es bleibt mysteriös, welche Motivation hinter der abrupten Vertragsaufhebung steckt, denn offizielle Gründe für die Kehrtwende bleiben im Dunkeln. Fest steht nur, dass künftig das nationale Verkehrsministerium die Aufgaben der Kanalbehörde übernehmen wird, was auf eine vollständige Inbesitznahme des Projekts durch den Staat hindeutet. Die Zeichen standen von Anfang an auf Sturm: Der Bau des üppigen 278 Kilometer langen Kanals hatte zwar 2014 mit symbolischem Eifer begonnen, doch echte Fortschritte wurden nie verzeichnet. Das Großprojekt, dessen Kosten mit schwindelerregenden 50 Milliarden US-Dollar beziffert wurden, sollte neben der Wasserstraße auch eine Eisenbahn, eine Pipeline, Häfen und einen Flughafen umfassen. Doch der Gegenwind aus verschiedenen Richtungen, vom Zwang zur Umsiedlung für viele Tausend Bewohner über ökologische Bedenken bis zur Skepsis hinsichtlich der Expertise der HKND Group, scheint nun zu einem abrupten Halt geführt zu haben. Die nun aufgegebene Partnerschaft mit HKND beinhaltete nicht nur den Bau, sondern auch eine Betreiberkonstellation für ein ganzes Jahrhundert. Angesichts des bisher Geleisteten wirkt das Vorhaben nun wie ein Kanal, der im Sande verläuft.