22. Oktober, 2025

Global

Millionen Amerikaner protestieren gegen Trump

Vom Times Square bis Texas: In den USA wächst der Widerstand gegen Donald Trump. Millionen Menschen demonstrieren gegen einen Präsidenten, dem sie Machtmissbrauch und autokratische Ambitionen vorwerfen – und der mit bizarren KI-Videos Öl ins Feuer gießt.

Millionen Amerikaner protestieren gegen Trump
Trump als „King“ im Netz: Auf Truth Social verbreitete der Präsident KI-generierte Videos, in denen er sich mit Krone, Schwert und Mantel inszeniert – Kritiker sehen darin ein alarmierendes Symbol für seine autokratischen Tendenzen.

Ein Land auf der Straße

New York, Washington, Los Angeles – quer durch die Vereinigten Staaten füllen Menschen die Plätze. „No Kings“ steht auf Bannern, Plakaten, Jacken. Allein in New York City marschieren über 100.000 Demonstrierende, landesweit sollen es nach Angaben der Organisatoren fast sieben Millionen sein – zwei Millionen mehr als im Juni. Eine der größten politischen Protestwellen in der jüngeren US-Geschichte.

Die Botschaft ist unmissverständlich: Kein Präsident steht über der Demokratie. „Wir sind am Kipppunkt zum Faschismus“, sagt eine junge Frau auf dem Times Square. Neben ihr hält die 93-jährige Stephanie ein Schild mit der Aufschrift “No Kings – No Crowns“. Sie hat schon gegen den Vietnamkrieg demonstriert. „Aber dieser Mann ist anders. Er will regieren, nicht dienen.“

Trump spottet mit KI-Clips – und spielt den König

Donald Trump reagiert auf die Proteste – nicht mit Worten, sondern mit künstlich generierten Videos. In einem Clip, den er auf Truth Social teilte, fliegt er als Kampfjetpilot über Demonstrierende hinweg, wirft braunen, schlammähnlichen Regen ab, versehen mit der Aufschrift „King Trump“. In einem weiteren Video zeigt er sich in Krone und Mantel, während politische Gegner – darunter Nancy Pelosi – vor ihm niederknien.

Sein Umfeld verteidigt das als „Satire“. Doch die Symbolik ist deutlich. Gegner sehen darin einen Beweis für Trumps Selbstverständnis: Ein Präsident, der die Grenzen seiner Macht nicht anerkennt und sich zunehmend von demokratischen Spielregeln löst.

Der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, nennt die Demonstranten „Hamas-Unterstützer und Marxisten“. Trump selbst behauptet, die Proteste würden von „linksextremen Gruppen“ gesteuert.

Friedlicher Widerstand – und alte Ängste

Trotz dieser Rhetorik verlaufen die Proteste weitgehend friedlich. Von New York über Boston bis Pittsburgh ziehen Familien, Studierende, Rentnerinnen und Arbeiter auf die Straße. Viele tragen bunte Kostüme oder Kronen aus Pappe – ein ironisches Symbol gegen die Anmaßung von Macht.

„Wir wollen zeigen, dass Patriotismus nicht laut, sondern respektvoll ist“, sagt Michelle aus New Jersey, als rosa Hase verkleidet. In Pittsburgh singen Tausende „Won’t You Be My Neighbor?“ – das Lied aus einer alten Kindersendung, Symbol für Gemeinschaft und Menschlichkeit.

In Washington D.C. demonstrieren zahlreiche Bundesangestellte – viele von ihnen seit Wochen im Zwangsurlaub wegen des teilweisen Regierungsstillstands. Ein Beamter sagt dem Sender CNN: „Ich arbeite seit 20 Jahren für diesen Staat, und jetzt sehe ich, wie er zerfällt.“

Ein Protest, viele Stimmen

Die Bewegung „No Kings“ vereint Gruppen, die sonst selten gemeinsame Sache machen: Feministinnen, Gewerkschafter, Veteranen, Klimaaktivisten, Christen, Studierende. Was sie eint, ist der Widerstand gegen das, was sie als schleichende Entmachtung der Demokratie wahrnehmen.

In Boston skandieren Demonstrierende „Nein zur Autokratie, ja zur Demokratie“. In Texas halten Menschen Schilder mit der Aufschrift:

„Der König versteht die Verfassung nicht.“ In Kalifornien hupen Autofahrer im Takt, während Kinder mit Pappkronen tanzen.

Die Proteste haben Symbolkraft – sie zeigen, dass ein Teil des Landes nicht länger schweigen will. Doch sie zeigen auch, wie tief gespalten die USA sind. Während liberale Metropolen demonstrieren, unterstützen viele konservative Regionen den Präsidenten weiterhin bedingungslos.

Eskalation oder Zivilcourage – wohin steuert Amerika?

Trump hat aus den Protesten gelernt, sie für sich zu nutzen. Jede Empörung, jede Kritik verwandelt er in Loyalität seiner Basis. Je stärker die Wut auf den Straßen, desto fester sein Griff auf die Republikanische Partei.

Doch die Bewegung „No Kings“ markiert einen Wendepunkt. Zum ersten Mal seit Jahren gelingt es, Millionen Menschen landesweit zu mobilisieren – ohne Gewalt, ohne Zerstörung, mit klarer Botschaft: Die USA wollen keine Monarchie im Weißen Haus.

„Wir verteidigen unser Land mit Freude“, sagt eine Demonstrantin in New York, und ihr Satz bleibt hängen. Denn zwischen Angst, Wut und Hoffnung blitzt etwas auf, das in der amerikanischen Politik selten geworden ist: Zuversicht.

Amerikas zweite Unabhängigkeitserklärung?

Die „No Kings“-Proteste sind mehr als eine Momentaufnahme. Sie sind ein Symbol dafür, dass sich die US-Demokratie – trotz aller Spaltung, trotz Desinformation, trotz Gewalt – noch zu wehren weiß.

Ein Land, das sich selbst erfindet, tut das oft auf der Straße. Und so könnte der Ruf „No Kings“ mehr sein als ein Protestmotto. Vielleicht ist er der erste Satz einer neuen, überfälligen amerikanischen Geschichte – einer, in der niemand, auch kein Präsident, sich selbst zum König krönt.

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