09. Juni, 2025

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Miami als Brücke nach Lateinamerika

Warum Konzerne Florida als Sprungbrett nach Südamerika nutzen – und was deutsche Investoren darüber wissen sollten

Miami als Brücke nach Lateinamerika
Handel auf der Überholspur: Über 60 % aller US-Exporte nach Lateinamerika passieren Logistikdrehscheiben in Südflorida – der Miami International Airport ist einer der größten Luftfrachtknoten der USA.

Für viele Touristen ist Miami das Ende Amerikas – für Konzerne beginnt hier ein anderer Kontinent. Keine andere US-Metropole ist so stark mit Lateinamerika verbunden wie die Boomstadt im Süden Floridas. Und das nicht nur kulturell.

Über 1.200 multinationale Unternehmen haben ihren regionalen Hauptsitz in Miami-Dade – fast alle nutzen ihn als logistischen, finanziellen oder kommerziellen Hub für den Handel mit Brasilien, Mexiko, Kolumbien und darüber hinaus.

Der Handel läuft über Miami – nicht über Washington

„Miami ist für Lateinamerika, was Singapur für Südostasien ist“, sagt Carlos Sosa, Außenwirtschaftsberater der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer Südflorida (GABC) im Gespräch mit InvestmentWeek. „Die großen Unternehmen steuern ihre Südamerika-Strategie von hier aus. Wegen der Nähe, der Infrastruktur – und weil hier die Menschen die Märkte verstehen.“

Tatsächlich: Rund 60 % des gesamten US-Exports nach Lateinamerika läuft über Flughäfen und Seehäfen im Süden Floridas, allen voran der Miami International Airport (MIA) und der PortMiami.

Auch SAP, Siemens, DHL, Lufthansa Cargo und Bayer haben hier zentrale Niederlassungen für Nord- und Südamerika – mit klarer regionaler Funktion.

Lufthansa Cargo: „Miami ist unser Tor nach Südamerika“

Bei Lufthansa Cargo spielt Miami eine Schlüsselrolle. „Wir haben hier tägliche Frachterverbindungen nach Bogotá, Mexiko-Stadt, São Paulo und Santiago de Chile – und viele unserer Kunden steuern ihre gesamten Lateinamerika-Operationen von hier aus“, sagt ein Sprecher auf Anfrage.

Steuerlich attraktiv, strategisch zentral: Florida erhebt keine Bundesstaaten-Einkommenssteuer – ein Grund, warum über 1.200 multinationale Firmen Miami als Zentrale für Lateinamerika nutzen.

Das liege nicht nur an der Geografie, sondern auch an der politischen Stabilität und den wirtschaftsfreundlichen Rahmenbedingungen in Florida – im Gegensatz zu manch instabilerem lateinamerikanischem Markt.

SAP und Siemens steuern von Florida aus

Auch SAP North America nutzt Miami als Vertriebs- und Schulungszentrum für Kunden aus Brasilien und Mexiko. Der Standort ermögliche kurze Wege, kulturelle Nähe und funktioniere als Drehscheibe für Events, Schulungen und Marktzugänge, so ein Sprecher der SAP-Region Americas.

Siemens Energy nutzt den Standort Miami insbesondere für Energieprojekte und Infrastrukturkooperationen in Kolumbien und Mittelamerika. Verträge, Beratung und Logistik laufen zentralisiert von Florida aus – mit klarer Effizienzsteigerung gegenüber dezentralen Modellen.

Was deutsche Investoren wissen sollten

Für deutsche Unternehmen, die in den lateinamerikanischen Markt einsteigen wollen, kann Miami ein strategisch sinnvoller Zwischenschritt sein. Die Vorteile:

  • Zugang zu Finanzierung & Rechtssicherheit nach US-Standards
  • Kulturelle Schnittstelle durch zweisprachige Mitarbeiter (Englisch/Spanisch/Portugiesisch)
  • Exzellente Logistik mit 160+ internationalen Flugverbindungen und globalen Reedereien
  • Steuerlich günstiges Umfeld ohne Bundesstaaten-Einkommenssteuer

Zudem ist Florida als Investitionsstandort politisch stabiler als viele lateinamerikanische Zielmärkte – und dennoch nah genug, um schnell zu reagieren.

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