30. Juni, 2025

Politik

Israels Armee verstärkt Truppen am Gazastreifen und setzt Soldaten an der Grenze zum Libanon in Alarmbereitschaft

Israels Armee verstärkt Truppen am Gazastreifen und setzt Soldaten an der Grenze zum Libanon in Alarmbereitschaft

Israel setzt seine Kampfeinheiten im Süden des Gazastreifens weiterhin verstärkt ein und versetzt seine Soldaten an der Grenze zum Libanon in "sehr hohe" Alarmbereitschaft aufgrund bedrohlicher Attacken der Hisbollah. Im Süden Gazas kämpft das israelische Militär nun "in mehreren Schlüsselgebieten" gegen die islamistische Hamas und hat die Operation in der Stadt Chan Junis ausgeweitet. Armeesprecher Daniel Hagari teilte mit, dass eine weitere Brigade in dieses Gebiet entsandt wurde und dass dort mit neuen Methoden der Kriegsführung über und unter der Erde operiert wird. Besonders das Tunnelnetzwerk der Hamas stellt dabei eine Herausforderung dar.

Die eskalierenden Spannungen zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon sorgen für zunehmende Sorge vor einer weiteren Eskalation im Nahen Osten. Angesichts der deutlich zunehmenden Angriffe der proiranischen Schiiten-Miliz aus dem Libanon hat das israelische Militär nun eine "sehr hohe Bereitschaft" angeordnet, so Israels Generalstabschef Herzi Halevi. Die Armee hat verschiedene Pläne für mögliche Szenarien gebilligt und ist bereit, falls nötig zuzuschlagen. Benny Gantz, Minister in Israels Kriegskabinett, appelliert an die Welt und die libanesische Regierung, gegen den Beschuss der israelischen Ortschaften im Norden vorzugehen und die Hisbollah von der Grenze zu entfernen. Andernfalls wird die israelische Armee dies tun. Am Donnerstagmorgen ertönten erneut Sirenen im Norden Israels.

Aufgrund der sich bedrohlich zuspitzenden Lage im Nahen Osten wird US-Außenminister Antony Blinken laut Informationen des Nachrichtenportals "Axios" Ende nächster Woche erneut in die Region reisen. Er wird dabei auch Israel besuchen, bereits zum fünften Mal seit Beginn des Gaza-Krieges. Eine offizielle Bestätigung gibt es bisher nicht.

Die Hisbollah hat sich zu neuen Raketenangriffen auf Israel bekannt. Laut der Zeitung "The Times of Israel" handelt es sich dabei um die bisher schwersten Beschüsse nordisraelischer Städte seit Beginn des Gaza-Krieges. In der Grenzstadt Kiriat Schmona wurden mehrere Gebäude beschädigt, es gab jedoch keine Verletzten. Bei israelischen Angriffen auf Hisbollah-Stellungen im Südlibanon wurde dagegen drei Menschen getötet, darunter ein Hisbollah-Kämpfer. Diese Eskalation der Gewalt ist die schwerste seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006.

Israels Generalstabschef betonte die Notwendigkeit einer korrekten und sorgfältigen Durchführung der Kampagne. Die Sicherheit und das Sicherheitsgefühl der Bewohner im Norden wiederherzustellen sei die oberste Priorität, jedoch werde dies Zeit brauchen. Aufgrund von Sicherheitsbedenken hatten die israelischen Behörden zu Beginn des Gaza-Krieges Zehntausende Bewohner aus dem Norden in das Landesinnere gebracht. Die Hisbollah verfügt über eine weit stärkere Bewaffnung als die Hamas im Gazastreifen.

Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO suchen Zehntausende von Zivilisten in den wenigen noch funktionierenden Krankenhäusern in Gaza Schutz vor den Kriegshandlungen. Allein im Schifa-Spital in der Stadt Gaza drängen sich 50.000 Menschen zusammen, im Al-Amal-Spital im südlichen Gazastreifen sind es 14.000. Diese Zahlen können vor Ort derzeit nicht unabhängig überprüft werden. Eine Abordnung der WHO, des UN-Kinderhilfswerks Unicef und einer weiteren Organisation konnte Hilfsgüter in die Krankenhäuser bringen und beobachtete auf dem Weg dorthin, wie Zehntausende Menschen vor den heftigen israelischen Angriffen flohen. Die Überfüllung der Krankenhäuser und das gesteigerte Risiko für Infektionskrankheiten werden die Verteilung humanitärer Hilfe erschweren.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu erneut wegen des Vorgehens in Gaza angegriffen und ihn mit Adolf Hitler verglichen. Erdogan fragte, was der Unterschied zwischen Israels Handeln und den Nazikonzentrationslagern sei. Israel reagierte entschieden auf Erdogans Äußerungen und bezeichnete sie als tief beleidigend für Juden weltweit. Präsident Izchak Herzog betonte, dass Erdogan das Andenken an die Millionen Juden verletzt habe, die von den Nazis ermordet wurden.

Der Gaza-Krieg wurde durch das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels ausgelöst, das am 7. Oktober von der Hamas und anderen extremistischen Gruppen nahe der Grenze zu Gaza verübt wurde. Auf israelischer Seite wurden dabei mehr als 1200 Menschen getötet. Israel reagierte darauf mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden dabei bisher mindestens 21.110 Menschen getötet. Die Zahlen können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.

Die Situation bleibt weiterhin angespannt, während Israel seine Bodenoffensive im Süden Gazas ausweitet. Gleichzeitig nehmen die Spannungen an der nördlichen Grenze Israels zum Libanon zu.