06. Mai, 2025

Quartalszahlen

ING verdient weniger – und trotzdem klatscht die Börse

Zinsflaute, geopolitischer Gegenwind, weniger Gewinn – und dennoch Applaus vom Markt. Die ING liefert ein paradoxes Quartal. Anleger bekommen Milliarden zurück, während die Bank mit der EZB ringt.

ING verdient weniger – und trotzdem klatscht die Börse
Zinssenkungen der EZB setzen der ING zu: Die Nettozinserträge schrumpfen. Trotzdem steigen die Gesamterträge leicht an.

Ein Gewinnrückgang – das klingt nach Alarmstufe Gelb. Doch wenn man sich die aktuellen Zahlen der ING anschaut, fragt man sich: Wo genau ist eigentlich das Problem? Die Bank meldet für das erste Quartal 2025 einen Nettogewinn von 1,46 Milliarden Euro – das sind zwar 7,8 Prozent weniger als im Vorjahr, aber immer noch mehr, als Analysten der Aktie zugetraut hatten.

Die Prognose lag bei 1,40 Milliarden. Für die Börse ist das wie ein Schüler, der zwar schlechter abschneidet als letztes Jahr, aber immer noch besser als der Klassenschnitt. Und schon gibt’s Lob.

EZB lässt die Luft raus – bei den Zinsen

Der Hauptgrund für den Rückgang liegt nicht bei der ING selbst, sondern ein paar Häuser weiter – in Frankfurt. Dort hat die Europäische Zentralbank inzwischen sieben Mal in Folge die Zinsen gesenkt.

Das freut Häuslebauer und Kreditkunden, bringt aber Banken in Zugzwang. Wenn Zinsmargen wegbrechen, schrumpfen die Erträge. Bei der ING sind die Nettozinseinnahmen im ersten Quartal um 2,6 Prozent auf 3,79 Milliarden Euro gefallen. Keine Überraschung, aber eben auch kein Grund zum Feiern.

Ausgleich auf dem Umweg – über die Börse

Doch wo die Zinsen lahmen, springt ein anderer Bereich ein: die Provisionen. Die Gebühren- und Kommissionserträge stiegen um fast zehn Prozent – angetrieben vor allem durch Investmentprodukte. Klingt trocken, bedeutet aber: Kunden suchen ihr Glück im Wertpapierhandel.

Und ING kassiert mit. Insgesamt kletterten die Gesamterträge der Bank leicht auf 5,64 Milliarden Euro – ein mühsam erarbeiteter Pluspunkt in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld.

Zuckerbrot für Aktionäre: Rückkauf für zwei Milliarden

Damit die Stimmung nicht kippt, holt die ING das große Besteck raus: Zwei Milliarden Euro stellt die Bank für ein neues Aktienrückkaufprogramm bereit. Eine klare Botschaft an die Anleger: Wir verdienen zwar etwas weniger, aber euch lieben wir trotzdem. Rückkäufe dieser Größenordnung sind nicht nur ein Vertrauensbeweis in die eigene Bilanz, sondern auch ein gezieltes Signal an den Kapitalmarkt: Wir lassen euch nicht im Regen stehen.

Mit rund 40 Millionen Kunden weltweit – von Amsterdam bis Sydney – gehört die ING zu den internationalsten Banken Europas. Besonders sichtbar ist sie in Deutschland, wo ihre Direktbank Millionen Privatkunden erreicht. Und obwohl die aktuellen Zahlen keine Jubelstürme auslösen, zeigt sich die ING stabil, anpassungsfähig und kommunikativ.