27. Juli, 2024

Politik

Hochwasser in Süddeutschland: Schulen geschlossen, Verkehr beeinträchtigt und Politik im Einsatz

Hochwasser in Süddeutschland: Schulen geschlossen, Verkehr beeinträchtigt und Politik im Einsatz

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) besuchte Süddeutschland, um sich ein Bild von den dramatischen Überschwemmungen in Oberbayern zu machen. Die Hochwasserlage bleibt im Süden weiterhin dynamisch und teils unübersichtlich. Viele kleine Gemeinden sind betroffen, und Tausende Helfer sind im Einsatz. Bisher wurden vier Todesopfer geborgen, wobei nicht feststeht, ob alle aufgrund des Hochwassers ums Leben kamen.

In Baden-Württemberg konnte die Situation außer in Oberschwaben und im Allgäu im Verlauf des Tages zunehmend entschärft werden. Innenminister Thomas Strobl (CDU) bezeichnete die Lage als "angespannt statisch". In Bayern verlagert sich die Gefahr jedoch weiter nach Osten, wo Ministerpräsident Markus Söder (CSU) das Schlimmste noch bevorstehend sieht. In Regensburg an der Donau wurde der Katastrophenfall ausgerufen.

Einsatzkräfte fanden in einem leer gepumpten Keller in Schorndorf, Baden-Württemberg, zwei Leichen. Die Hintergründe sind noch unklar. Bereits am Sonntagmorgen war in Pfaffenhofen an der Ilm ein Feuerwehrmann gestorben, der bei einer Rettungsaktion mit einem Schlauchboot gekentert war.

Bei seinem Besuch in Reichertshofen versprach Scholz Unterstützung für die Betroffenen und betonte die Notwendigkeit von Solidarität. Auch Innenministerin Nancy Faeser (SPD) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) waren vor Ort und lobten die Zusammenarbeit der Rettungskräfte.

In Baden-Württemberg begannen Schulen und Kitas in besonders betroffenen Regionen den Präsenzunterricht auszusetzen. Auch die Deutsche Bahn rät weiterhin von Fahrten nach Süddeutschland ab, da es zu zahlreichen Zugausfällen kommt. In Bayern wurde ein evakuiertes Passagierschiff in Deggendorf, wo 140 Menschen in Sicherheit gebracht wurden.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) warnte, dass solche extremen Wetterlagen zukünftig häufiger auftreten könnten und führte dies auf den Klimawandel zurück. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) prognostiziert weiteren starken Regen und Unwetter im Südwesten und Süden Deutschlands.

Stefan Rahmstorf, Klimaforscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, bestätigte, dass Starkregen durch die Klimaerwärmung häufiger und intensiver werde. Bundeskanzler Scholz betonte die Wichtigkeit der Bekämpfung des menschgemachten Klimawandels.

Gerda Hasselfeldt, Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, forderte eine nachhaltige Finanzierung des Bevölkerungsschutzes. Hendrik Wüst (CDU), Ministerpräsident von NRW, plädierte erneut für eine Pflichtversicherung für Elementarschäden.

Das Bundesjustizministerium steht einer Pflichtversicherung skeptisch gegenüber, da sie für viele Haushalte drastische finanzielle Mehrbelastungen bedeuten könnte. Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe soll bis zum nächsten Treffen der Ministerpräsidenten mit Kanzler Scholz am 20. Juni eine Lösung präsentieren.