27. Juli, 2024

Politik

Hochwasser-Chaos im Süden Deutschlands: Ausnahmezustand in elf Landkreisen

Hochwasser-Chaos im Süden Deutschlands: Ausnahmezustand in elf Landkreisen

Ein eindringliches Bild der Verwüstung malt sich derzeit in Süddeutschland: Ein Mann trägt einen Menschen durch schmutzig-braunes Wasser, Helfer schieben Schlauchboote durch die überfluteten Straßen. Das Hochwasser hat Bayern und Baden-Württemberg in einer nie dagewesenen Weise getroffen. Rund 40.000 Einsatzkräfte sind allein in Bayern im Einsatz. Tragischerweise kam dabei ein Feuerwehrmann ums Leben, als er versuchte, eine Familie aus ihrem überschwemmten Zuhause zu retten.

Seit Freitagabend regnet es ununterbrochen, und das Ende der Niederschläge ist noch nicht in Sicht. Besonders dramatisch sind die Pegelstände an der Donau bei Straubing, wo der höchste Wasserstand erst zur Wochenmitte erwartet wird. Zahlreiche Kommunen sind inzwischen nicht mehr sicher. So wurden Altenheime und ein Gefängnis in Memmingen evakuiert, und auch die Handynetze sind stellenweise zusammengebrochen.

Neue Rekord-Wasserstände sind erreicht. Der Begriff "HQextrem" ist derzeit in aller Munde und bezeichnet ein Hochwasser, das über das statistische 100-Jahres-Hochwasser hinausgeht. Kreisbrandrat des Landkreises Pfaffenhofen an der Ilm fasst das Ausmaß der Katastrophe zusammen: „Es ist ein unberechenbares Hochwasser, das wir seit Beginn der Aufzeichnungen nicht erlebt haben.“ Der Markt Reichertshofen sei bereits überflutet und Hilfe kaum noch möglich.

Die Dimension der Katastrophe haben auch Vizekanzler Robert Habeck und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder vor Ort in Augenschein genommen. Sie standen gemeinsam in einem Krisengebiet, unmittelbar nachdem ein Damm gebrochen war. „Wir konzentrieren uns auf die Rettung von Menschen und Tieren," sagt ein Polizeisprecher über die Strategie der Einsatzkräfte.

Hubschrauber holen weiterhin per Seilwinde Menschen aus unzugänglichen Häusern, und der ADAC verstärkte die ohnehin angespannte Lage durch zusätzliche Helikopter. Bundeswehrsoldaten versuchen unter Hochdruck, Sandsäcke zu befüllen, während Anwohner verzweifelt ihre Keller auspumpen. Doch das Wasser ist oft stärker.

Besonders tragisch sind die Unfälle während der Rettungseinsätze: Ein 42-jähriger Feuerwehrmann verlor sein Leben, und sein Kollege wird noch vermisst. Ein weiterer Helfer wurde bei Stromarbeiten schwer verletzt. Auch die Infrastruktur leidet: Die Autobahnen A3 und A9 mussten teilweise gesperrt werden, und bei Schwäbisch Gmünd entgleisten zwei Waggons eines ICE-Zuges wegen eines Erdrutsches, glücklicherweise ohne Verletzte.

In der Bodenseekreis-Gemeinde Meckenbeuren verwandelte sich der Fluss Schussen in eine Seenlandschaft. Ein neuer Rekord-Pegelstand von 4,86 Metern führte dazu, dass 1300 Bewohner ihre Häuser verlassen mussten. "Der Schaden ist immens," berichtete die Gemeindesprecherin, die darauf hofft, dass die Pegelstände bald sinken, damit man mit dem Aufräumen beginnen kann.