21. Juli, 2025

Märkte

Höchststand bei Reklamationen im Postsektor verzeichnet

Die Bundesnetzagentur meldet eine beispiellose Zunahme von Kundenbeschwerden über die Serviceleistungen der Post und ihrer Konkurrenzunternehmen. Im ersten Halbjahr wurden 22.981 Beschwerden registriert, was eine Steigerung von 13 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres bedeutet. Interessanterweise lag schon das erste Halbjahr des Vorjahres auf einem historischen Höchststand.

Besonders auffällig ist, dass 89 Prozent der eingegangenen Beschwerden die Deutsche Post/DHL betreffen. Zu den häufigsten Kritikpunkten zählen verspätete, fehlgeleitete oder beschädigte Sendungen, sowohl im Bereich der Brief- als auch der Paketzustellung. Ein bemerkenswertes Beispiel ergibt sich aus einem Vorfall, bei dem eine Seniorin aus Berlin feststellen musste, dass ihr Einschreiben mit einem Handy erst nach sechs statt der erwarteten ein bis zwei Werktage ihren Bestimmungsort, eine Urlaubsinsel, erreichte. Die Sendungsverfolgung zeigte, dass das Schreiben auf der Insel stecken blieb, da der Zusteller die Adresse nicht finden konnte, obwohl es zuvor keine Probleme bei der Zustellung an diese Adresse gegeben hatte. Solche Einzelfälle zeichnen ein klares Bild über die allgemeinen Probleme.

Seit Sommer 2022 verzeichnen die Zahlen eine signifikante Steigerung. Der Pressesprecher der Deutschen Post betonte jedoch, dass der Anteil der Beschwerden angesichts der Versandmenge im Milliardenbereich relativ gering sei. Gleichwohl räumte er ein, dass Streiks und ungünstige Wetterbedingungen im ersten Halbjahr die betrieblichen Abläufe spürbar beeinträchtigt haben.

Ein weiterer möglicher Faktor, der zu den gestiegenen Beschwerdezahlen beigetragen haben könnte, ist eine Anfang des Jahres in Kraft getretene Gesetzesänderung. Diese Anpassung reduzierte den Zeitdruck bei der Briefzustellung, sodass Briefe nun oft erst am dritten Werktag ankommen müssen. Von dieser Regelung profitieren insbesondere die internen Abläufe und Umstrukturierungen, da dadurch Kosten gesenkt und Prozesse vereinfacht werden. Allerdings führt dies gelegentlich zu einer erhöhten Anzahl leerer Briefkästen aus Kundensicht.

Sebastian Roloff, Bundestagsabgeordneter der SPD, äußerte seine Besorgnis über den Anstieg der Beschwerden. Er unterstrich, dass die Flexibilität, die der Post durch die neuen Gesetzesregelungen gewährt wird, auch zu einer zuverlässigeren Zustellung führen sollte. Die politischen Entscheidungsträger haben angekündigt, die Auswirkungen dieser Reformen weiterhin genau zu beobachten, um sicherzustellen, dass die Qualitätsstandards nicht weiter sinken.