29. Mai, 2025

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Frust im Job: Warum jeder dritte Deutsche innerlich gekündigt hat

Führungskräfte unter Beschuss, Motivation auf Talfahrt: Eine neue Studie offenbart, wie dramatisch es um die emotionale Bindung deutscher Arbeitnehmer steht – und warum viele lieber weniger verdienen würden, wenn der Job endlich Sinn machen würde.

Frust im Job: Warum jeder dritte Deutsche innerlich gekündigt hat
59 % der Angestellten arbeiten ohne Engagement, 7 % machen nur noch Dienst nach Vorschrift. Die Folge: stille Produktivitätsverluste quer durch Branchen.

Ein stiller Exodus aus dem Inneren der Unternehmen

Nicht der Gehaltsscheck, nicht die Workload, nicht das Büro. Was deutsche Arbeitnehmer am meisten vertreibt, ist ihre Führungskraft. Das geht aus dem aktuellen Work-Happiness Report hervor, den das Marktforschungsinstitut Appinio im Auftrag des Hamburger Softwareunternehmens Awork veröffentlicht hat.

Das Ergebnis: Ein Drittel der Beschäftigten hat innerlich bereits gekündigt – in einzelnen Gruppen liegt die Quote noch deutlich höher. Und das aus einem Grund: schlechter Führung.

Fast 79 Prozent der unzufriedenen Arbeitnehmer denken regelmäßig an einen Jobwechsel. Besonders bitter: Selbst unter denen, die sich grundsätzlich als „glücklich“ im Job bezeichnen, trägt fast ein Drittel diesen Gedanken ständig mit sich herum.

Pflicht statt Passion: Die stillen Dienstnachvorschriften

Der Alltag vieler Angestellter ist geprägt von innerer Distanz: 59 Prozent erledigen ihre Aufgaben nach eigenen Angaben ohne besondere Motivation, sieben Prozent arbeiten rein nach Vorschrift.

Nur ein gutes Drittel sagt von sich, stets das Beste zu geben. In Großbritannien, zum Vergleich, liegt dieser Wert bei knapp der Hälfte. Offenbar ist die emotionale Bindung an den Arbeitgeber in Deutschland keine Selbstverständlichkeit mehr – sondern ein brüchiges Versprechen.

Gute Führung – die Ausnahme, nicht die Regel

Nur neun Prozent der Arbeitnehmer erleben ein Umfeld, das laut Gallup-Studie von guter Führung geprägt ist und eine hohe emotionale Bindung erzeugt.

Nicht der Lohn, sondern mangelnde Führung ist laut Studie der häufigste Kündigungsgrund. Nur 9 % erleben gute Führungskultur – ein alarmierender Tiefstand.

Der Rest pendelt zwischen Dienst nach Vorschrift, schwindendem Vertrauen und der unterschwelligen Suche nach dem Absprung. Gerade im Angesicht wirtschaftlicher Unsicherheit – knapp drei Millionen Menschen sind derzeit arbeitslos, Kurzarbeit greift wieder um sich – ist das ein toxischer Cocktail.

Lieber weniger Geld, aber Sinn im Leben

Ein Befund dürfte Führungsetagen besonders irritieren: Im Schnitt würden Beschäftigte 22 Prozent ihres Gehalts aufgeben – wenn sie dafür im Job glücklicher wären.

Das legt offen, dass es längst nicht nur um monetäre Anreize geht, sondern um tieferliegende Bedürfnisse: Sinn, Wertschätzung, Entwicklung. Wer das ignoriert, spielt mit der Loyalität seiner Teams – und riskiert schleichende Produktivitätsverluste.

Krisenstimmung in der Unternehmenskultur

Die anhaltende Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt wirkt als Brandbeschleuniger: Pleiten, Restrukturierungen und Kurzarbeit haben das Vertrauen vieler Beschäftigter in ihre Arbeitgeber erschüttert.

Nur rund die Hälfte der Befragten glaubt noch, im kommenden Jahr beim selben Unternehmen zu arbeiten. In Zeiten, in denen Unternehmen jeden qualifizierten Mitarbeiter brauchen, ist das ein Alarmsignal.

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