Einbruch auf ganzer Linie
Fortum hat ein Problem, und das gleich auf mehreren Ebenen. Der operative Gewinn des finnischen Energieversorgers ist im zweiten Quartal auf 115 Millionen Euro eingebrochen – fast 50 Prozent weniger als im Vorjahr. Analysten hatten mit deutlich mehr gerechnet. Die Börse reagierte prompt: Die Aktie verlor zwischenzeitlich über drei Prozent.

Der Grund für den Rückgang ist schnell erklärt – und schwer zu beheben. Fortum hat schlicht weniger Strom produziert, gleichzeitig fielen die Marktpreise.
Wasserkraft versagt im entscheidenden Moment
Besonders deutlich ist das bei der Wasserkraft: Ein Rückgang um 31 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist kein Ausrutscher, sondern eine klare Schwäche.
Die finnischen Flüsse und Speicherbecken, sonst verlässliche Stromlieferanten, lieferten deutlich weniger als gewohnt. Die Ursachen liegen wohl in der Wetterlage – weniger Niederschlag, niedrigere Pegelstände. Eine konkrete Einordnung von Fortum selbst blieb aus.
Auch Atomkraft schwächelt
Auch auf die Kernenergie war diesmal kein Verlass. Die Atomkraftwerke im Konzernverbund produzierten elf Prozent weniger Strom. Besonders belastend: Der verlängerte Stillstand des schwedischen AKW Oskarshamn – ein Gemeinschaftsprojekt, an dem auch Uniper beteiligt ist. Die Ausfälle treffen Fortum genau dort, wo eigentlich Stabilität eingeplant war.
Erwartungen verfehlt – und das nicht nur leicht
Die Gewinnprognose lag bei 133 Millionen Euro – erzielt wurden nur 115 Millionen. In einem Umfeld, das ohnehin von Unsicherheit geprägt ist, kommt das schlecht an.
Fortum liefert nicht nur weniger Strom, sondern auch weniger Zuversicht. Der Ausblick für das Gesamtjahr ist entsprechend vorsichtig: Die Stromproduktion werde „deutlich unter dem normalen Niveau“ liegen, heißt es nüchtern aus der Zentrale in Espoo.
Preise fallen – Margen schrumpfen
Es kommt noch ein zweiter Effekt hinzu: die Preise. Auf dem europäischen Spotmarkt ist der Strom günstiger geworden. Für Fortum bedeutet das: weniger Erlös pro Megawattstunde.
In Kombination mit der rückläufigen Produktion wird daraus ein echter Margenkiller. Die klassischen Stärken des Konzerns – Wasserkraft und Kernenergie – liefern derzeit weder Stabilität noch Rendite.
Strategische Fragen werden lauter
Fortum steckt mitten im Umbau. Nach dem Rückzug aus Deutschland und dem Ausstieg bei Uniper wollte man sich wieder auf das nordische Kerngeschäft konzentrieren. Doch ausgerechnet dort hapert es nun. Die Investoren fragen sich, wie wetterfest das Geschäftsmodell wirklich ist – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.
Ein Konzern vor der Standortbestimmung
Das zweite Quartal ist mehr als eine Momentaufnahme. Fortum steht vor der Aufgabe, seine Rolle im europäischen Strommarkt neu zu definieren – und gleichzeitig kurzfristig zu liefern.
Gelingt das nicht, droht ein Relevanzverlust. Denn Versorger, die in Zeiten von Klimawandel und Marktumbrüchen nicht stabil und flexibel zugleich sind, laufen Gefahr, zwischen die Fronten zu geraten.
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