30. Juli, 2025

Global

Euro unter Druck – Warum der Deal mit den USA den Kurs sinken lässt

Nach dem Zolldeal zwischen EU und USA verliert der Euro leicht an Wert. Das klingt harmlos – doch hinter der Bewegung steckt mehr als nur ein Marktreflex. Eine Analyse zwischen geopolitischem Signal und geldpolitischer Spannung.

Euro unter Druck – Warum der Deal mit den USA den Kurs sinken lässt
Ein starker Dollar schwächt den Euro – und erhöht gleichzeitig Europas Importkosten. Besonders Rohstoffe und Energie könnten durch den Kursrutsch für die EU-Staaten teurer werden.

Kein Schock – aber ein Signal

Der Euro hat sich in den Stunden nach dem neuen Zolldeal mit den USA leicht abgeschwächt – von vielen unbemerkt, von den Märkten aber sehr wohl registriert. 1,1716 Dollar notierte die Gemeinschaftswährung zuletzt und damit etwas unter dem Schlusskurs vom Freitag. Klingt nach wenig, ist aber nicht zufällig.

Zwar hatten sich Marktteilnehmer schon vor dem Wochenende auf eine Einigung zwischen Brüssel und Washington eingestellt. Doch der Teufel steckt im Detail – und der zeigt sich auch im Währungskurs.

Denn die leichten Verluste des Euro sind weniger Reaktion auf das Abkommen selbst, sondern vielmehr Ausdruck einer tieferliegenden geopolitischen Unwucht: Europa zahlt drauf – wirtschaftlich wie politisch. Und die Märkte spüren das.

Turnberry wirkt nach – auch an den Devisenmärkten

Der Ort des Abkommens war ungewöhnlich, der Inhalt enttäuschend. Der pauschale 15-Prozent-Zoll, auf den sich Donald Trump und Ursula von der Leyen in Trumps Golfclub geeinigt haben, trifft vor allem die europäische Industrie. Die USA hingegen sichern sich neue Absatzmärkte – vor allem für Rohstoffe, Waffen und Gas.

Für den Euro ist das kein Rückenwind. Denn höhere Zölle bedeuten höhere Preise, geringere Exportchancen – und am Ende auch eine schwächere Wachstumsdynamik. Der Devisenmarkt, sensibel für politische Ungleichgewichte, reagiert entsprechend.

Seit Ende Juni pendelt der Euro zwischen 1,16 und 1,18 Dollar – der jüngste Rückgang spiegelt die Marktreaktion auf ein Abkommen wider, das die EU wirtschaftlich schwächt, statt sie zu stärken.

Der Mini-Rutsch unter 1,1720 ist weniger ein Einbruch als ein Hinweis darauf, dass Europas Position im globalen Machtgefüge als geschwächt wahrgenommen wird.

Warten auf Powell – und die Fed

Dass der Kurs nicht deutlicher reagiert, liegt vor allem am Timing. Am Montagmorgen, ohne wichtige Konjunkturdaten im Kalender, wollten sich viele Marktteilnehmer schlicht nicht festlegen. Die entscheidenden Impulse dürften erst im Lauf der Woche kommen – mit der Zinssitzung der US-Notenbank am Mittwoch und frischen US-Arbeitsmarktdaten am Freitag.

Doch auch hier wirkt der neue Zolldeal nach: Sollte die Fed, wie erwartet, keine Zinserhöhung vornehmen, könnte der Dollar erneut unter Druck geraten. Umso relevanter wird dann die Frage, wie robust die europäische Wirtschaft auf den 15-Prozent-Schock reagieren kann – und ob die EZB an ihrer vorsichtigen Linie festhält.

Trump schwört auf den schwachen Dollar – und riskiert mehr

Donald Trump hat bereits klargemacht, was er vom Währungsgefüge hält: „Mit einem starken Dollar kann man nichts verkaufen“, sagte er – kein neuer Satz, aber einer mit Sprengkraft. Denn hinter der Rhetorik steckt eine klare Absicht: Der US-Präsident will einen Exportvorteil – koste es, was es wolle.

Ein schwacher Dollar kann kurzfristig die Handelsbilanz verbessern und das Wachstum anschieben. Doch er bringt Risiken mit: steigende Preise für Importe, wachsenden Druck auf amerikanische Haushalte, Unsicherheit bei Investoren.

Und genau an dieser Nahtstelle wird es für Europa brenzlig: Denn wenn Washington die Währung manipuliert – verbal oder fiskalisch – bleiben der EZB kaum Optionen.

Euro unter Druck: Nach dem Zolldeal zwischen der EU und den USA rutscht der Kurs leicht unter 1,1720 US-Dollar – ein Hinweis auf wirtschaftliche Unsicherheit und verlorenes Vertrauen in Europas Verhandlungsstärke.

Inflationssorgen treffen auf Währungspolitik

Die US-Inflation lag zuletzt bei 2,7 Prozent – deutlich über den Erwartungen. Das widerspricht Trumps Behauptung, es gebe gar keine Inflation in den USA.

Tatsächlich belastet die Teuerung zunehmend die Realeinkommen – und erhöht den Druck auf die Notenbank. Ein schwacher Dollar hilft da nur bedingt: Er kann Importe verteuern und die Inflation weiter anheizen.

Für Europa bedeutet das: ein potenziell starker Dollar, gepaart mit schwachem Euro, verteuert viele Energie- und Rohstoffimporte. Das könnte die fragile Preislage auch in der Eurozone belasten – und der EZB den geldpolitischen Spielraum nehmen, den sie gerade dringend sucht.

Europas wirtschaftspolitische Ratlosigkeit wird sichtbar

Der neue Wechselkurs ist keine Katastrophe – aber ein Symptom. Ein Ausdruck dessen, dass Europa derzeit weder wirtschaftlich noch politisch souverän agiert.

Der Deal von Turnberry, die Zolllast auf Exporte, das Einknicken vor einem erratischen US-Präsidenten – all das wird an den Märkten registriert. Auch am Devisenmarkt. Und es schwächt das Vertrauen in die strategische Handlungsfähigkeit der EU.

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