18. Januar, 2025

Politik

EU-Kommission vor großen Herausforderungen: Draghi-Ideen stoßen auf Ablehnung

EU-Kommission vor großen Herausforderungen: Draghi-Ideen stoßen auf Ablehnung

Mario Draghis visionärer Bericht zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der EU trifft auf erheblichen Widerstand. Bereits am Tag der Veröffentlichung begannen Mitgliedstaaten, auf einige seiner umstrittenen Vorschläge, wie die Ausgabe gemeinsamer Schulden, zurückzuschlagen. Der ehemalige italienische Premierminister und Präsident der Europäischen Zentralbank hat einen radikalen Reformvorschlag unterbreitet, der jährliche Investitionen von 800 Milliarden Euro und eine Überarbeitung der Fusionsregeln in Brüssel umfasst. Diese Maßnahmen sollen Europas Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den USA und China erhöhen. Ein zentrales Element seines Vorschlags ist die Schaffung eines europäischen "sicheren Vermögenswerts", im Wesentlichen gemeinsame Schulden, die zur Erreichung der EU-Ziele unerlässlich seien. Doch die politischen Realitäten in Paris und Berlin lassen geringe Chancen auf Umsetzung seiner Empfehlungen. "Draghis Bericht spricht unbequeme Wahrheiten aus, die kein amtierender europäischer Führer auszusprechen wagt. Doch die politische Realität bedeutet, dass seine Vorschläge keine Chance auf Umsetzung haben", erklärte Mujtaba Rahman, Geschäftsführer der Eurasia Group. Erste Reaktionen aus Mitgliedsländern bestätigen dies. Christian Lindner, deutscher Finanzminister, schrieb auf X: “Gemeinsame EU-Schulden lösen keine strukturellen Probleme: Unternehmen fehlen nicht Subventionen, sie sind von Bürokratie und Planwirtschaft geplagt und haben Schwierigkeiten beim Zugang zu privatem Kapital.” Ähnlich äußerte sich sein niederländischer Amtskollege Eelco Heinen: "Europa muss wachsen, da stimme ich zu. Eine Wirtschaft wächst durch Reformen ... mehr Geld ist nicht immer die Lösung." Auch Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, ging nicht explizit auf die Schuldenausgabe ein, als sie Draghis Bericht entgegennahm. Es gibt jedoch auch Unterstützer. Spaniens Finanzminister Carlos Cuerpo nannte den Bericht "einen Zukunftsplan". Er betonte, dass ein Teil der notwendigen Finanzierung auf EU-Ebene kommen müsse, und äußerte sich positiv zu einem gemeinsamen EU-Schuldenprogramm. Dieses Thema wird bei den Verhandlungen zum nächsten EU-Haushalt, die 2028 beginnen, unweigerlich zur Sprache kommen. Ein EU-Diplomat sagte dazu: "Die Diskussion über weitere EU-Investitionen ist eine für den nächsten Haushalt. Es müssen auch Umschichtungen stattfinden, kein Ausgabeposten darf unantastbar sein." Derweil warnt die Welthandelsorganisation, dass zunehmender globaler Protektionismus die Fortschritte der letzten 30 Jahre bei der Verringerung der Einkommensunterschiede zwischen armen und reichen Ländern gefährden könnte. Neben diesen wirtschaftlichen Herausforderungen erhält das Migrationsthema erneut hohe Aufmerksamkeit. Belgiens amtierende Regierung reagierte scharf auf Ungarns Drohung, unerwünschte Migranten nach Brüssel zu schicken. Nicole de Moor, belgische Staatssekretärin für Asyl, verurteilte die Drohung und betonte, dass solche einseitigen Handlungen Solidarität und Zusammenarbeit in der Union untergraben. Angesichts dieser Entwicklungen kündigte die deutsche Regierung an, angesichts des zunehmenden Migrationsdrucks vorübergehende Grenzkontrollen auszuweiten.