3.000 Dollar? Nur der Anfang
Ethereum hat in dieser Woche die 3.000-Dollar-Marke nicht nur zurückerobert – die Kryptowährung durchbrach sie mit einer Wucht, die selbst langjährige Marktbeobachter überrascht. Binnen vier Tagen ging es um mehr als 20 Prozent nach oben.
Der Schwung kommt nicht aus dem Nichts: Rekordzuflüsse in börsengehandelte Ethereum-Produkte und eine wieder aufflammende Tokenisierungsdebatte schieben die zweitgrößte Kryptowährung nach Marktkapitalisierung an wie seit Jahren nicht mehr.
Noch vor wenigen Monaten galt Ethereum als schwerfälliger Altcoin mit strukturellen Problemen. Hohe Transaktionskosten, technische Umstellungen, Konkurrenz durch Solana, Avalanche und andere. Jetzt sieht es plötzlich ganz anders aus: Die Blockchain zieht wieder institutionelles Kapital an – und das in Milliardenhöhe.
ETF-Zuflüsse auf Allzeithoch
727 Millionen Dollar am Mittwoch, 602 Millionen am Donnerstag – das sind keine zufälligen Zahlen, sondern Rekordwerte. Noch nie zuvor floss so viel Kapital innerhalb so kurzer Zeit in Ethereum-ETFs.
Die US-Börsenaufsicht SEC hatte im Juni mehrere Ethereum-Spot-ETFs genehmigt – und mit einem Schlag professionellen Investoren einen regelkonformen Einstieg in die Kryptowährung ermöglicht. Was bei Bitcoin bereits seit Anfang des Jahres für Mittelzuflüsse in zweistelliger Milliardenhöhe sorgte, beginnt nun auch bei Ethereum zu wirken.

Auffällig dabei: Es sind vor allem institutionelle Adressen, die jetzt in den Markt gehen. Pensionsfonds, Vermögensverwalter, Family Offices. Die neuen Ethereum-ETFs gelten als deutlich kostengünstiger und liquider als bisherige Anlagevehikel. Das macht sie auch für professionelle Portfoliostrategien interessant – als Beimischung in Multi-Asset-Strukturen oder als Hedge gegen klassische Tech-Werte.
Ethereum wird zur Infrastrukturwette
Doch der Preisanstieg speist sich nicht nur aus ETF-Dynamik. Auch die fundamentale Rolle von Ethereum im entstehenden Markt für Tokenisierung spielt eine zentrale Rolle. Inzwischen setzen nahezu alle großen Banken – von JPMorgan über Citi bis zu UBS – auf Ethereum oder darauf basierende Protokolle für den digitalen Handel mit Wertpapieren, Fondsanteilen oder Immobilienrechten.
Das sogenannte Real World Asset Tokenization (RWA) – also die digitale Abbildung realer Vermögenswerte auf der Blockchain – könnte sich laut Boston Consulting Group bis 2030 zu einem Billionenmarkt entwickeln.
Ethereum ist bislang das mit Abstand am weitesten verbreitete Netzwerk für solche Anwendungen. Kein anderes Blockchain-Protokoll wird im institutionellen Umfeld häufiger genannt, getestet und pilotiert.
Kritische Stimmen bleiben laut – aber verpuffen
Natürlich bleibt Ethereum auch ein spekulativer Markt mit erheblichen Risiken. Der nächste Rücksetzer könnte jederzeit kommen, warnen Analysten. Die Volatilität bleibt hoch, die rechtliche Lage außerhalb der USA unsicher.
Auch ist Ethereum durch das sogenannte Proof-of-Stake-Verfahren zunehmend in der Kritik, da es sich hierbei um ein System handelt, das große Kapitalhalter begünstigt und damit die Dezentralität unterläuft – ein ursprüngliches Versprechen der Kryptowährungen.
Doch der Markt hört im Moment lieber auf andere Töne: Wachstum, Technologie, Regulierung – das sind die neuen Schlüsselwörter. Der plötzliche Preissprung ist Ausdruck eines Stimmungsumschwungs, wie man ihn im Krypto-Sektor selten so klar beobachten konnte. Und dieser Wandel wird nicht allein durch Privatanleger getragen, sondern zunehmend von den Geldflüssen professioneller Akteure geformt.
4.000 Dollar in Sicht – und dann?
Der nächste technische Widerstand liegt bei rund 3.580 Dollar – hier hatte Ethereum im Frühjahr 2022 eine mehrwöchige Seitwärtsbewegung begonnen, bevor der Krypto-Winter einsetzte.
Wird auch dieser Widerstand gebrochen, ist aus charttechnischer Sicht der Weg bis auf 4.000 Dollar frei. Und bei einem nachhaltigen Bruch dieses Niveaus rückt selbst das Allzeithoch aus dem Jahr 2021 bei 4.878 Dollar wieder in Reichweite.
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