10. Juli, 2025

Krypto

Wie die DWS den Krypto-Euro aus Deutschland salonfähig machen will

Der Ex-Börsenchef Alexander Höptner baut mit AllUnity einen Euro-Stablecoin auf – nun kommt der Ritterschlag der Bafin. Was hinter dem Projekt steckt, wer alles mitmischt und warum Amazon und SAP entscheidend sein könnten.

Wie die DWS den Krypto-Euro aus Deutschland salonfähig machen will
Erste Bafin-Lizenz für einen Euro-Stablecoin: AllUnity darf den digitalen EURAU unter europäischer Aufsicht herausgeben. Während viele Krypto-Projekte Regulierungen meiden, geht Alexander Höptner bewusst den Weg durch die strenge deutsche Finanzaufsicht.

„Wir glauben, dass der Durchbruch jederzeit kommen kann.“ Wenn Alexander Höptner über Stablecoins spricht, klingt es nicht nach Spekulation – sondern nach Plan.

Der ehemalige CEO der Börse Stuttgart gilt als Pionier der deutschen Kryptoszene. Jetzt will er mit seinem Projekt AllUnity ausgerechnet dort ansetzen, wo andere große Namen bislang zögerten: beim Euro.

Der sogenannte Stablecoin EURAU – benannt nach dem Euro, abgesichert durch europäische Banken, beaufsichtigt von der Bafin – soll zur stabilen digitalen Währung für den Zahlungsverkehr im Unternehmensumfeld werden.

Die nötige Lizenz dafür hat AllUnity jetzt erhalten: Als erstes Projekt dieser Art bekommt das Unternehmen eine E-Money-Lizenz in Deutschland. Ein bemerkenswerter Schritt – denn die meisten Krypto-Projekte suchen sich bewusst weniger regulierte Jurisdiktionen. Höptner hingegen steuert direkt durch die Fronttür.

Zur Mission gehören große Namen

Die Fondsgesellschaft DWS, Tochter der Deutschen Bank, ist an Bord. Ebenso die Tradingfirmen Flow Traders und Galaxy. Mit Simon Seiter (ehemals DekaBank) und Peter Großkopf (ehemals Solarisbank) sitzen zwei erfahrene Szene-Köpfe im Führungsteam.

Euro-Stablecoins hinken hinterher: Während Tether und Circle Milliardenvolumen bewegen, bleibt der Euro digital bislang ein Nischenprodukt. AllUnity will das ändern – mit Hilfe der Deutschen Bank, Flow Traders und Galaxy Digital.

Der Stablecoin EURAU soll nach der neuen europäischen MiCAR-Verordnung emittiert werden, die klare Standards und strenge Transparenzvorgaben vorsieht.

Noch ist der Markt für Euro-Stablecoins ein Nischenthema

Während Dollar-Stablecoins wie USDC (von Circle) oder USDT (von Tether) täglich Milliardenvolumen abwickeln, dümpeln Euro-Projekte am Rand. Das liegt auch an der mangelnden Infrastruktur und zurückhaltenden Haltung europäischer Player. Doch genau hier sieht Höptner die Chance:

„Sobald Amazon oder SAP einen Euro-Stablecoin akzeptieren oder in ihre Systeme integrieren, wird der Markt explodieren.“

Tatsächlich arbeiten mehrere Unternehmen daran, Stablecoins im E-Commerce oder bei Zahlungsabwicklungen nutzbar zu machen. Die Vorteile liegen auf der Hand: schnellere Transaktionen, niedrigere Kosten, Programmierbarkeit von Zahlungen.

AllUnity positioniert sich als Infrastrukturanbieter für genau diesen Wandel. Statt auf wilden Krypto-Hype setzt das Team um Höptner auf regulierte Seriosität.

Im Podcast erklärt Höptner, wie wichtig der Schulterschluss mit der Bafin war. Die Aufsicht sei streng, aber konstruktiv gewesen. „Wir wollen etwas bauen, das Bestand hat – und zwar in Europa.“ Der Stablecoin EURAU soll vollständig gedeckt sein und täglich überprüft werden. Ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer soll regelmäßig bestätigen, dass die hinterlegten Euro-Einlagen exakt dem ausgegebenen Volumen entsprechen.

Die Finanzierung des Projekts erfolgt über die beteiligten Partnerfirmen, aber auch über institutionelle Investoren. Die operative Umsetzung steht kurz vor dem Start: Noch in diesem Jahr will AllUnity erste Transaktionen ermöglichen. Der Fokus liegt auf Geschäftskunden – doch perspektivisch könnte auch der Einzelhandel folgen.

Die Bafin-Lizenz macht AllUnity zum Vorreiter in Europa

Und obwohl das Volumen derzeit noch überschaubar ist, deutet vieles darauf hin, dass sich die Dominanz des Dollar im Stablecoin-Markt nicht ewig halten wird. Höptner jedenfalls setzt darauf, dass der Euro im digitalen Zeitalter eine neue, stabile Heimat findet – und der Zahlungsverkehr der Zukunft nicht mehr über Banken, sondern über Blockchain läuft.

Vorerst bleibt der Erfolg eine Wette auf die Adaption. Doch mit den richtigen Partnern – und der Bafin im Rücken – könnte sie aufgehen. Vielleicht früher, als viele erwarten.

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