01. Juli, 2025

Politik

Ein Jahr Deutschlandticket: Positive Bilanz trifft auf Finanzierungsfragen

Ein Jahr Deutschlandticket: Positive Bilanz trifft auf Finanzierungsfragen

Die Einführung des Deutschlandtickets, eines Fahrscheins für den öffentlichen Nah- und Regionalverkehr zum Pauschalpreis von 49 Euro pro Monat, feiert bald seinen ersten Geburtstag. Über 11 Millionen verkaufte Exemplare dokumentieren die Attraktivität des Angebots, das seit dem 1. Mai letzten Jahres im gesamten Bundesgebiet Gültigkeit besitzt und sowohl unter den Fahrgästen als auch in der Klimaschutzdebatte für positive Resonanz sorgt. Die aktuelle Preisstabilität des Tickets steht jedoch unter Vorbehalt. Die Verkehrsminister der Bundesländer beraten gegenwärtig in Münster über die Zukunft der Finanzierung des Bahntickets. Wichtige Entscheidungen werden dort allerdings nicht erwartet, da der Bundesverkehrsminister Volker Wissing zu dieser Zeit im Ausland weilt und durch zwei Staatssekretäre vertreten wird. Oliver Krischer, nordrhein-westfälischer Verkehrsminister und Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz, sieht das Deutschlandticket als bedeutenden Beitrag zum Umweltschutz und zur Inflationsdämpfung. Er betont die Notwendigkeit, das Ticket nachhaltig in das System der Job-Tickets zu integrieren und von Arbeitgebern mitzufinanzieren. Bisher ist der Preis des begehrten Tickets für das laufende Jahr festgesetzt, eine Kostenerhöhung ist jedoch nicht gänzlich vom Tisch. Christian Bernreiter, bayerischer Verkehrsminister, verweist auf die zugesagte Übertragung von 350 Millionen Euro Restmitteln aus dem Vorjahr durch die Bundesregierung, die bis jetzt nicht stattgefunden hat. Ein Anstieg des Ticketpreises oder gar ein Auslaufen des Angebots würde einen enormen Vertrauensverlust bedeuten, so Bernreiter. Für die Zeit nach 2025 steht die Preisfrage für das Deutschlandticket noch aus. Die Verbraucherschutzorganisation fordert, das Versprechen auf einen stabilen Preis bis mindestens 2030 zu halten. Claus Ruhe Madsen, Verkehrsminister aus Schleswig-Holstein, warnt vor einer möglichen Preissteigerung infolge höherer Belastungen der Fahrgäste. Er fordert klare Fakten über die tatsächliche Höhe der Einnahmen und ein langfristiges Bekenntnis des Bundes zum Deutschlandticket. Die finanziellen Zuschüsse des Bundes, mit denen der ÖPNV gegenwärtig unterstützt wird, sollen bis zum Jahr 2025 weiterhin jeweils 1,5 Milliarden Euro betragen. Die Verkehrsminister debattieren jedoch umfangreichere Forderungen. Für den ÖPNV besteht dringender Handlungsbedarf in puncto Ausbau und Modernisierung, verlautet Alexander Möller, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Er greift damit ein Thema auf, welches auch Oliver Krischer hervorhebt: Ohne zusätzliche Investitionen könnte das Deutschlandticket an Reiz verlieren. Ein von Wissing vorgeschlagener Infrastrukturfonds könnte potenziell Abhilfe schaffen, indem er Finanzmittel für mehrere Jahre bündelt und private Investitionen aktiviert. Zu guter Letzt steht in Münster auch die Diskussion um zwei Bundesprojekte im Fokus, von denen eines elementar für nahende Sanierungsarbeiten an Bahnstrecken ist, das andere für neue Verkehrsregeln im Straßenverkehr – beide Maßnahmen sind jedoch durch den Bundesrat auf Eis gelegt.