19. Mai, 2025

Finanzen

Deutschlands ambitioniertester Fondsversuch gerät ins Straucheln

Wie die Berenberg-Bank mit großen Namen, viel Marketing und wenig Rendite Milliarden verspielt hat.

Deutschlands ambitioniertester Fondsversuch gerät ins Straucheln
Rendite bleibt aus: Der Berenberg Eurozone Focus Fonds bringt in fünf Jahren nur 15 % – ein ETF auf den Euro Stoxx 50 hätte Anlegern im selben Zeitraum 113 % eingebracht.

Die Hamburger Privatbank Berenberg wollte den deutschen Fondsmarkt revolutionieren. Heute steht sie vor einem Scherbenhaufen aus Mittelabflüssen, verfehlten Erwartungen und kritischen Fragen an ihren viel beschworenen "Quality-Growth-Ansatz".

Rasanter Aufstieg, schneller Absturz

Zwischen 2017 und 2021 sammelte die traditionsreiche Privatbank 3,5 Milliarden Euro für ihre neu aufgelegten Fonds ein.

Berenberg Bank wird zu einer Investmentbank - WELT
Die Berenberg Bank kümmert sich traditionell um die Vermögen der wohlhabenden Kunden. Doch den ehrgeizigen Managern reicht das nicht mehr. Sie wollen jetzt am Kapitalmarkt groß auftrumpfen.

Der ambitionierte Plan: Mit hochkarätigen Fondsmanagern wie Henning Gebhardt (ex-DWS) und Matthias Born (ex-AllianzGI) eine ernstzunehmende Konkurrenz zu den Platzhirschen am Markt werden.

Doch diese Strategie droht, zur kostspieligen Episode zu verkommen. Allein zwischen 2022 und April 2025 entzogen Investoren der Bank rund 2,5 Milliarden Euro.

Rendite: weit unter Marktdurchschnitt

Der Grund? Ernüchternde Performance. Laut Daten der Ratingagentur Morningstar schafften es nur sieben von zwanzig Fonds mit fünfjähriger Historie, besser abzuschneiden als der jeweilige Vergleichsindex. Besonders schwach: die Flaggschiffe der Wachstumsinitiative.

So kam der Eurozone Focus Fonds (ISIN: LU1637618403) in fünf Jahren lediglich auf ein Plus von 15 Prozent – während ein ETF auf den Euro Stoxx 50 im selben Zeitraum 113 Prozent erzielte. Auch der European Focus Fonds hinkte mit 30 Prozent klar hinter dem MSCI Europe ETF mit 85 Prozent her.

Erklärungsnot bei der Bankleitung

Berenberg-Gesellschafter Hendrik Riehmer verteidigt den eingeschlagenen Weg. Der "Quality-Growth-Ansatz" sei langfristig vielversprechend, habe aber unter der makroökonomischen Zeitenwende seit 2022 gelitten.

Falsche Titel statt falsches Timing? Während Berenberg makroökonomische Faktoren verantwortlich macht, sehen Marktbeobachter das Problem in der Titelauswahl selbst.

Inflation, Zinswende und geopolitische Unsicherheit hätten Wachstumswerte weltweit unter Druck gesetzt. Dass die hausinternen Fondsmanager dennoch unterdurchschnittlich abschneiden, erklärte er nicht direkt.

Kritik am Etikett "Qualitätswachstum"

Branchenbeobachter äußern Zweifel: Der Begriff "Quality-Growth" sei ein schillerndes Marketing-Label, aber inhaltlich oft wenig trennscharf.

Wer möchte nicht in solide wachsende Unternehmen mit stabiler Bilanz investieren? Die harte Wahrheit könnte viel simpler sein: Die Manager haben schlicht zu oft danebengegriffen.

Diversifizierung ohne Wirkung

Auch neue Fondsprodukte wie der Multi Asset Balanced (DE000A0MWKF5), die sowohl auf Aktien als auch auf Anleihen setzen, konnten Anleger nicht überzeugen.

Inzwischen zeigt sich, dass selbst Mischfonds aus dem Hause Berenberg mit der Performance der Konkurrenz nicht mithalten können.

Trotzdem Optimismus aus Hamburg

Riehmer betont, man halte am Fondsgeschäft fest und plane gar neue Strategien: Gesundheitssektor, Schwellenländer und Übernahme-Situationen sollen das Portfolio erweitern. Die Bank gibt sich unbeirrt: "Wir sind überzeugt von der langfristigen Attraktivität unseres Ansatzes."

Ob das reicht, um verlorenes Vertrauen und verlorenes Kapital zurückzugewinnen, bleibt offen. Die nackten Zahlen sprechen derzeit gegen Berenberg. Und der deutsche Fondsmarkt verzeiht selten zweimal.

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