14 der 15 größten Bitcoin-Treasuries stammen aus den USA oder Asien. Von DAX-Unternehmen ist bislang kein einziges vertreten.
Krypto
Bitcoin im Bilanztresor – Warum Konzerne Milliarden in digitales Gold parken
15 Unternehmen halten zusammen 813.000 Bitcoin im Wert von fast 100 Milliarden US-Dollar – und setzen damit ein stilles, aber machtvolles Zeichen für die Neuvermessung globaler Geldreserven.
Eine stille Revolution in den Bilanzen
Während Notenbanken über Leitzinsen diskutieren, hat sich eine stille Umwälzung auf Unternehmensebene vollzogen – fernab der Schlagzeilen, aber mit enormer wirtschaftlicher Sprengkraft: Immer mehr börsennotierte Unternehmen bunkern Bitcoin in ihrer Bilanz. Nicht als Spekulationsobjekt, sondern als strategische Reserve.
Was vor wenigen Jahren noch als PR-Gag von Tech-Gründern galt, hat sich 2025 zu einem strukturellen Trend entwickelt. Insgesamt 15 börsennotierte Firmen halten zusammen 813.000 Bitcoin – das entspricht bei einem Kurs von 122.000 Dollar einem Gegenwert von knapp 99 Milliarden US-Dollar.
Digitales Gold als Bilanzschutz
Angeführt wird das Feld nach wie vor von Microstrategy. Das US-Softwareunternehmen hält inzwischen fast 600.000 Bitcoin – finanziert über Wandelanleihen, Aktien und operative Rücklagen.
Gründer Michael Saylor hat aus seiner einstigen Nebenwette ein Geschäftsmodell gemacht: Bitcoin ist das neue Gold – aber ohne Lagerkosten, Verfallsrisiko oder geopolitische Zugriffsmöglichkeit.
Doch Microstrategy ist längst nicht mehr allein. Unternehmen wie Marathon Digital, Galaxy Digital, Cleanspark oder sogar Tesla haben sich ebenfalls große Positionen gesichert – zum Teil durch Eigenabbau, zum Teil durch strategische Zukäufe.
Mit über 597.000 BTC im Bestand ist Michael Saylors Unternehmen heute größerer Einzelhalter als jede Zentralbank – finanziert durch massive Verschuldung via Wandelanleihen.
Strategie statt Spekulation
Auffällig ist: Die Bitcoin-Bestände sind längst nicht mehr auf Krypto-Pioniere beschränkt. Selbst Medtech-Unternehmen wie Semler Scientific, alte Börsen-Ikonen wie Gamestop oder japanische Firmen wie Metaplanet folgen inzwischen einer klar formulierten Treasury-Strategie: Bitcoin soll als Inflationsschutz, Liquiditätsreserve und langfristiger Store of Value dienen.
Die Motivation ist dabei meist ähnlich: Skepsis gegenüber Fiat-Währungen, Suche nach hartem digitalen Geld und – ganz rational – die Bilanzoptimierung durch asymmetrisches Renditepotenzial.
Die 15 größten Bitcoin-Halter börsennotierter Unternehmen (Stand: 14.07.2025 / Kurs: 122.000 USD)
Rang
Unternehmen
Bitcoin-Bestand (BTC)
Wert in Mrd. USD
Bemerkung
1
Microstrategy
597.325
72,9
Hält fast 3 % aller Bitcoin; Finanzierung über Anleihen und Aktienemissionen
2
Marathon Digital Holdings
50.000
6,1
Eigen-Mining mit über 1 GW Stromkapazität
3
XXI
37.230
4,54
Bitcoin-native Infrastrukturholding aus Miami
4
Riot Platforms Inc.
19.225
2,35
US-Miningriese mit texanischen Großfarmen
5
Metaplanet
15.555
1,90
Japans „Microstrategy“, früher Hotelbetreiber
6
Galaxy Digital
12.830
1,57
Krypto-Investmentbank von Michael Novogratz
7
Cleanspark
12.608
1,54
Las-Vegas-Miner mit kohlenstoffarmer Mining-Strategie
8
Tesla
11.509
1,40
Musk hält Restbestände nach Teilverkäufen 2022
9
Hut 8 Mining
10.273
1,25
Kanada: Mining, Hosting & Energiemanagement
10
Coinbase
9.267
1,13
US-Kryptobörse nutzt Bitcoin als Reserve und Kundenliquidität
11
Block (ehemals Square)
8.584
1,05
Dorseys „Open Monetary Network“-Vision
12
Next Technology Holding
5.833
0,71
Chinesischer AI-Konzern mit aggressiver BTC-Akkumulation
13
Procap BTC
4.932
0,60
Fintech-Start-up von Anthony Pompliano
14
Gamestop
4.710
0,58
Meme-Ikone wandelt Wandelanleihen in Bitcoin
15
Semler Scientific
4.636
0,57
US-Medtech nutzt BTC als Wertsicherungsinstrument
Ein Trend mit geopolitischer Komponente
Nicht nur das „Wer“ ist bemerkenswert, sondern auch das „Woher“: Die Mehrheit der Unternehmen stammt aus den USA – ein Signal für die politische und regulatorische Öffnung unter der Trump-Administration.
Doch auch Asien zieht nach: Besonders China und Japan werden aktiver, was zu einem geopolitischen Wettlauf um Bitcoin-Liquidität führen könnte.
Gleichzeitig sorgt die Knappheit von Bitcoin – maximal 21 Millionen Coins – dafür, dass größere Treasury-Positionen zunehmend Marktwirkung entfalten. Schon heute halten diese 15 Unternehmen rund 4 Prozent aller existierenden Bitcoin.
Kritik bleibt – aber sie wird leiser
Natürlich ist die Strategie nicht unumstritten. Bilanzielle Volatilität, regulatorische Risiken und der Energiebedarf des Netzwerks sind Argumente, die regelmäßig in Diskussionen auftauchen.
Doch während viele Zentralbanken zögern, haben börsennotierte Unternehmen längst Fakten geschaffen – still, systematisch, strategisch.
Bitcoin als neue Leitwährung der Bilanzpolitik?
Die große Frage lautet nicht mehr, ob Bitcoin ein spekulativer Hype ist. Die neue Frage lautet: Wird es zum Standard-Asset im Treasury-Management großer Konzerne?
Die Datenlage spricht dafür. Was Gold einst für Notenbanken war, wird Bitcoin zunehmend für Unternehmen: Ein liquider, grenzüberschreitender, nicht verwässerbarer Wertspeicher.
Wer zu spät kauft, zahlt in Zukunft womöglich einen strategischen Preis.