Wenn das Gehalt auf dem Depot landet
Ein Teil des Lohns in Form von Aktien – was früher nach US-Techklischee klang, wird auch in deutschen Unternehmen zunehmend zur Realität. Gerade Konzerne aus der Technologie- oder Softwarebranche setzen bei der Mitarbeiterbindung auf Beteiligungsmodelle.
Der Charme liegt auf der Hand: Wer mitverdient, wenn der Unternehmenswert steigt, bleibt motivierter – und länger.
Doch so verlockend die Idee, so kompliziert oft die Umsetzung. Denn steuerkonforme, rechtssichere und digital saubere Beteiligungsprogramme sind in Deutschland nach wie vor Mangelware.
Genau hier setzt das neue Bündnis zwischen dem Berliner Brokerage-Fintech Lemon Markets und dem norwegischen Start-up Optio Incentives an.
Norwegische Software, deutsche Infrastruktur
Die Aufgabenteilung ist klar: Optio liefert die digitale Plattform, über die Aktienoptionen, Restricted Stock Units (RSUs) oder andere Beteiligungsmodelle verwaltet werden können – Lemon Markets kümmert sich um die technische und regulatorische Abwicklung in Deutschland.
Die Aktien landen in einem depotfähigen Format bei Lemon, steuerkonform abgerechnet über die Tradegate Exchange. Verwahrt wird über Partnerbanken wie BNP Paribas und die Deutsche Bank.

Das Ziel ist ambitioniert: Arbeitgeber sollen Beteiligungen nicht mehr in Eigenregie oder über teure Spezialanbieter abwickeln müssen – sondern über eine skalierbare All-in-One-Lösung, die auch für wachsende Mittelständler und börsennotierte Unternehmen funktioniert.
Lemon Markets tritt dabei als Broker im Hintergrund auf, Optio übernimmt die Nutzeroberfläche und das Reporting.
Ein DAX-Konzern ist schon dabei – aber welcher?
Noch wird der Name des ersten deutschen Großkunden nicht genannt. Nur so viel ist durchgesickert: Es handelt sich um ein Unternehmen aus dem DAX, das sein Beteiligungsprogramm künftig über die neue Plattform abwickeln will.
Für Lemon Markets ist das ein Ritterschlag – und ein Türöffner in einen hochlukrativen Markt, der bislang von spezialisierten Beratungshäusern oder internationalen Plattformen wie Equitybee oder Shareworks dominiert wurde.
Auch wenn Lemon Markets in Deutschland noch nicht jedem ein Begriff ist, kennt man die Investoren: Creandum, CommerzVentures und andere Venture Capital-Größen haben rund 30 Millionen Euro in das Berliner Fintech investiert.
Gründer Max Linden verfolgt damit einen klaren B2B-Kurs: Lemon Markets will keine neue App für Endkunden bauen, sondern als „Brokerage-as-a-Service“ die Infrastruktur für andere Fintechs, Banken oder eben Beteiligungsplattformen bereitstellen.
Beteiligung als Wettbewerbsvorteil
Die neue Kooperation trifft einen Nerv. Denn Mitarbeiterbeteiligungen gewinnen auch in Deutschland an Bedeutung – nicht zuletzt wegen des Fachkräftemangels und der wachsenden Gehaltskonkurrenz durch internationale Techfirmen.
Wer Entwickler, Produktmanager oder Data Scientists langfristig binden will, braucht mehr als ein gutes Gehalt. Aktienpakete als Teil des Compensation Packages sind deshalb längst mehr als ein Nice-to-have.
Für börsennotierte Unternehmen stellt sich dabei nicht nur die Frage des Designs – also wie viele Anteile, wann verfügbar, mit welchen Bedingungen –, sondern auch der sauberen Umsetzung.
Hier kann eine Kombination aus Plattform (Optio) und zugelassener Abwicklungsstelle (Lemon Markets) ein neuer Standard werden. Gerade weil Lemon Markets bereits über eine BaFin-Lizenz verfügt – ein echtes Asset im regulierungsintensiven deutschen Finanzmarkt.
Timing ist kein Zufall – sondern ein Signal
Dass Lemon Markets ausgerechnet jetzt in den Markt für Aktienbeteiligung einsteigt, ist kein Zufall.
Die Bundesregierung hatte in der vergangenen Legislaturperiode mehrfach angekündigt, die Mitarbeiterkapitalbeteiligung attraktiver gestalten zu wollen – steuerlich, rechtlich und organisatorisch. Die Realität blieb jedoch zäh. Die meisten deutschen Unternehmen schrecken vor der Komplexität zurück.
Mit der neuen Partnerschaft versucht Lemon Markets, genau diese Hürde zu senken – nicht mit politischem Aktivismus, sondern mit Technologie und Abwicklungskompetenz. Wenn das gelingt, könnte der Beteiligungsmarkt hierzulande tatsächlich durchstarten – nicht nur bei DAX-Riesen, sondern auch im ambitionierten Mittelstand.
Was bleibt: ein stiller Markteintritt mit viel Sprengkraft
Noch ist Lemon Markets nicht das Synonym für Mitarbeiterbeteiligung – aber das kann sich ändern. Die Infrastruktur steht, die regulatorischen Hürden sind genommen, ein erster Großkunde ist an Bord.
Entscheidend wird nun, wie viele weitere Unternehmen nachziehen – und ob die Plattform den Spagat zwischen Rechtssicherheit und Benutzerfreundlichkeit wirklich besser löst als die bisherigen Anbieter.
Denn eines ist sicher: Wer Talente halten will, muss sie auch am Erfolg beteiligen. Dass dies künftig nicht mehr nur per Excel-Liste und Steuerberater möglich ist, dürfte auch den Kapitalmarkt interessieren.
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