Die vehemente Debatte um die angestrebte Förderung von Öl und Erdgas in der Ostsee, unweit der deutschen Grenze, hat in den letzten Wochen beträchtlich an Intensität gewonnen. Grund zur Beunruhigung bietet insbesondere der Widerspruch dieser Pläne zu den Klimaschutzzielen der Europäischen Union. Die EU hat sich verpflichtet, bis zum Jahr 2050 Klimaneutralität zu erreichen, was einen klaren Bruch mit der Nutzung fossiler Brennstoffe impliziert. In diesem Zusammenhang betont ein Sprecher des Bundesumweltministeriums, dass Investitionen in Öl- und Gasförderung lediglich eine begrenzte Zukunft besitzen.
Gegenwärtig befinden sich aktuelle Erkenntnisse über die Rohstoffvorkommen unter der Prüfung des polnischen Ministeriums für Umwelt und Klima. Erwartet wird, dass eine umfassende, grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig sein wird, bei der eine enge Kooperation zwischen den betroffenen Ländern unabdingbar ist. Besonders hervorzuheben ist die Rolle des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern, das die Kontrolle über die Förderaktivitäten in seinen territorialen Küstengewässern ausüben würde.
Zudem schätzt das kanadische Unternehmen Central European Petroleum (CEP) die förderbaren Reserven auf etwa 200 Millionen Barrel Öläquivalent. Die Erkundungsbohrungen wurden in der Nähe der Hafenstadt Swinemünde durchgeführt, wobei die eingesetzte Bohrplattform selbst von der Insel Usedom aus sichtbar war. Das Schweriner Wirtschaftsministerium hebt hervor, dass Deutschland bei geplanten Erkundungs- oder Förderprojekten ein Mitspracherecht eingeräumt wird. Die potenzielle Lagerstätte, die auch deutschen Boden betreffen könnte, verweist auf die zu Zeiten der DDR entdeckte Anlage „Heringsdorf“. Deutsche Bergrechte sind hierbei der Neptun Energy Deutschland zugeordnet.
Bedenken hinsichtlich Umweltrisiken sowie potenzieller Auswirkungen dieser Förderung auf den Tourismus, einem der Hauptwirtschaftssektoren Mecklenburg-Vorpommerns, erfahren neuen Aufschwung. Die Nachricht über das bedeutende Größe des Vorkommens rückt diese Umweltbedenken und wirtschaftlichen Interessen verstärkt ins Zentrum der öffentlichen Diskussion.