Die juristische Aufarbeitung des Wirecard-Skandals, der als der größte Wirtschaftsbetrug in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg gilt, bleibt eine Mammutaufgabe. Das Landgericht München I hat den Prozess um ein weiteres Jahr verlängert und plant nun, 83 zusätzliche Verhandlungstage bis zum 18. Dezember 2025 abzuhalten. Bereits seit zwei Jahren werden die Vorwürfe gegen den ehemaligen Wirecard-CEO Markus Braun und seine Mitangeklagten vor Gericht verhandelt; bisher fanden 168 Verhandlungstage und über 140 Zeugenvernehmungen statt. Die zentrale Frage des Prozesses bleibt ungeklärt: Wer sind die eigentlichen Drahtzieher des milliardenschweren Betrugs? Die beschuldigten Verantwortlichen sollen laut Anklage über Jahre hinweg Umsätze erfunden haben, um das eigentlich defizitäre Unternehmen aufrechtzuerhalten. Der Finanzschaden für die Banken beläuft sich laut Staatsanwaltschaft auf über drei Milliarden Euro. Die Beweisführung gestaltet sich als besonders komplex und langwierig. Der Prozess ist durch seine vielen Dokumente, darunter Scheinverträge, E-Mails und mutmaßlich gefälschte Zahlungsbelege, geprägt – allesamt aus verschiedenen Ländern stammend. Braun, seit Jahren in Haft, weist alle Anschuldigungen von sich und sieht die Verantwortung bei einer Gruppe um den geflüchteten Ex-Vorstand Jan Marsalek und den Mitangeklagten Oliver Bellenhaus. Bellenhaus wiederum beschuldigt Braun, tief in die Machenschaften verwickelt gewesen zu sein. Ob in den nächsten Monaten ein Urteil fällt, bleibt fraglich. Der Gerichtssprecher lässt offen, wann mit einer endgültigen Entscheidung gerechnet werden kann, angesichts der Fülle an zu untersuchenden Dokumenten und der Komplexität des Falles.
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Wirecard-Prozess verlängert sich: Komplexe Aufarbeitung bis Ende 2025
