14. Mai, 2025

Unternehmen

Wie Haix zum globalen Heldenausstatter wurde

Wie Haix mit Feuerwehrstiefeln zum globalen Ausrüster wurde – und jetzt nach neuen Märkten greift.

Wie Haix zum globalen Heldenausstatter wurde
Während große Marken wie Adidas und Puma seit Jahrzehnten in Asien fertigen lassen, setzt Haix konsequent auf Werke in Bayern und Kroatien – mit höheren Lohnkosten, aber mehr Kontrolle über die Qualität.

Wenn’s brennt, greift man zu Haix

Zumindest dann, wenn man Feuerwehrmann ist – oder Soldat. Der bayerische Mittelständler Haix stellt Schuhe her, die im Ernstfall Leben retten. Feuerwehrstiefel, die gegen Flammen schützen.

Kampfstiefel, mit denen Elitesoldaten durchs Gelände robben. Das Unternehmen aus Mainburg ist in seiner Nische Weltspitze – und längst kein Geheimtipp mehr.

Vom Feuerwehrler zum Fabrikchef

Angefangen hat alles mit Gummistiefeln. Ewald Haimerl, Kommandant bei der Freiwilligen Feuerwehr, war genervt vom schlechten Schuhwerk seiner Kameraden.

Also machte er sich selbst ans Werk – und entwickelte ein Paar, das nicht nur bequem war, sondern auch den Flammen standhielt. „Firefighter“ hieß das Modell. Es wurde zum Bestseller.

Heute ist sein Sohn Michael Haimerl Chef des Unternehmens – mit einem klaren Ziel: wachsen.

Rund 20 % des Haix-Umsatzes stammt inzwischen aus Militärverträgen – darunter Lieferungen an die Bundeswehr sowie Streitkräfte in Frankreich, Schweden und Saudi-Arabien.

10.000 Schuhe am Tag

Haix produziert ausschließlich in Europa. Rund 800 Mitarbeitende fertigen täglich bis zu 10.000 Paar Schuhe – in Bayern und Kroatien.

Verkauft wird in über 80 Ländern. Feuerwehr, Militär, Polizei – wer Schutz braucht, greift zu Haix. „Qualität kommt für uns vor allem“, sagt Haimerl. Und meint das wörtlich: In firmeneigenen Labors werden Sohlen abgebrannt, Stiefelkappen zersägt. Erst wenn alles standhält, geht der Schuh in Serie.

Die neue Lust auf Rüstung

Der Ukraine-Krieg und der weltweite Rüstungsboom bescheren Haix volle Auftragsbücher. Die Bundeswehr zählt zu den Kunden, ebenso Armeen aus Frankreich, Schweden, Großbritannien oder Saudi-Arabien.

Made in Europe - Generations - HAIX Group EN
Heroes Wear HAIX

Der Anteil militärischer Schuhe liegt bereits bei rund 20 Prozent des Umsatzes – Tendenz steigend. Die Modelle heißen „Commander“ oder „Black Eagle“ und unterscheiden sich von den zivilen Varianten vor allem durch ihre Robustheit und geschlossene Ösen.

Wenn Feuerwehrleute Fans werden

Die „Haix World“ in Mainburg ist mehr als ein Verkaufsraum. Es ist ein Denkmal für die Zielgruppe. Auf 1.000 Quadratmetern zeigt das Unternehmen, wofür es steht: Schutz, Einsatz, Heldentum.

An den Wänden hängen Fotos von Feuerwehrleuten, Sanitätern, Soldaten – in voller Montur, mit Haix an den Füßen. Dazu ein altes Einsatzfahrzeug, eine Feuerwehraxt wie eine Trophäe, eine „Wall of Heroes“. Es ist die konsequente Fortsetzung des Slogans: Heroes wear Haix.

Mit über 1,9 Millionen produzierten Paaren jährlich zählt Haix zu den führenden Herstellern von Feuerwehrstiefeln – doch der europäische Markt gilt als weitgehend gesättigt.

Neue Zielgruppen gesucht

Doch allein vom Blaulichtmilieu will Haix nicht leben. Der Markt in Europa ist weitgehend gesättigt. Neue Impulse sollen Arbeitsschuhe für Handwerker bringen – für Zimmerer, Maurer, Landwirte.

Auch Wanderschuhe und Outdoor-Bekleidung stehen inzwischen im Sortiment. „Wir sehen da enormes Potenzial“, sagt Haimerl. Mit Sportsponsoring – etwa beim THW Kiel oder Darmstadt 98 – will man sichtbar werden, auch außerhalb der Einsatzfahrzeuge.

Kein BWLer, kein Feuerwehrmann

Michael Haimerl hat Luft- und Raumfahrttechnik studiert. Raketen faszinierten ihn mehr als Schuhe – bis sein Vater 2019 überraschend starb. Der Einstieg ins Familienunternehmen war nicht geplant, aber konsequent.

Heute führt er den Betrieb gemeinsam mit seiner Schwester – zumindest formal. Die operative Führung liegt bei ihm. Mit seinem Vater, so sagt er, könne er sich fachlich nicht messen. Aber er hat einen Plan.

Die Mission: effizienter werden

Haimerl will den Umsatz steigern, die Marge erhöhen – von aktuell rund drei auf mindestens fünf Prozent. Das Rezept: Automatisierung, neue Maschinen, moderne Fertigungsmethoden.

„Wir schauen uns an, wie Autozulieferer arbeiten“, sagt er. Und setzt auf kontinuierliche Verbesserung. Die Firma ist profitabel, aber Haimerl will mehr: „Wir müssen noch besser werden – im Produkt, im Prozess, im Marktverständnis.“

Unternehmer, keine Unterlasser

Ein Graffiti in der Firmenzentrale zeigt den Leitspruch von Vater Ewald: „Wir sind Unternehmer, keine Unterlasser.“ Es ist dieser Geist, den Haimerl fortführen will – ohne in Nostalgie zu verfallen.

Er testet die Schuhe seiner Firma übrigens nicht im Einsatz, sondern beim Wandern mit der Familie. Die Leidenschaft fürs Produkt ist trotzdem da. Und sie könnte entscheidend sein, wenn Haix den Sprung aus der Nische schaffen will.

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