05. Mai, 2025

Startups & VC

Wie Arx Robotics zur heißesten Verteidigungswette Europas wurde

Das Münchner Drohnen-Start-up Arx Robotics sorgt für Aufsehen in der Investorenwelt. Hinter dem Hype stehen ein Krieg, prominente Geldgeber – und ein Chef, der zwischen Frontlinie und Venedig pendelt.

Wie Arx Robotics zur heißesten Verteidigungswette Europas wurde
Weil der staatliche Investor zu zögerlich agierte, bekam er in der jüngsten Finanzierungsrunde keinen Zuschlag – ein Beleg dafür, wie hoch das Tempo in der neuen Verteidigungsökonomie ist.

Von der Kaserne ins Boardroom

Eigentlich wollte Marc Wietfeld mit seiner Familie in Italien einfach mal abschalten. Venedig, Ostern, kurz durchatmen. Doch daraus wurde nichts. Der ukrainische Botschafter in Berlin bat um ein Treffen – und in der Welt von Arx Robotics gilt: Diplomatie schlägt Dolce Vita.

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ARX is a dual-use technology company developing autonomous, modular unmanned ground systems and sensors for military and commercial use cases in the areas of logistics, evacuation, surveillance, training & simulation.

Also Auto, Flughafen Verona, kurzer Anruf bei einem Wirtschaftsmagazin – und zurück ins Geschäft.

Denn Arx Robotics ist derzeit nicht nur ein Start-up mit Produkt. Es ist ein Symbol. Für eine Branche im Umbruch.

Für ein Europa, das seine Verteidigung plötzlich wieder ernst nimmt. Und für eine neue Generation von Gründern, die ihre Karriere mit der Bundeswehr begonnen haben – und nun Kampfdrohnen mit Venture Capital bauen.

Unbemannte Fahrzeuge, reale Nachfrage

Das Kernprodukt: Bodendrohnen, auch bekannt als unbemannte, kettenbetriebene Roboter. Sie transportieren Material, bergen Verwundete, liefern Aufklärung – oder dienen als mobile Plattform für Flugdrohnen.

Die Dinger heißen „Gereon“, fahren autonom durch Kriegsgebiete und sind seit Kurzem Teil der ukrainischen Streitkräfte. Sechs weitere europäische Armeen sollen ebenfalls auf der Kundenliste stehen.

Die Nachfrage? Steigend. Der Umsatz? Achtstellig. Die Produktionskapazitäten? Ausbaufähig – mit Standorten in München, der Ukraine und jetzt auch in Großbritannien.

Plötzlich heiß begehrt – die 31-Millionen-Runde

Noch 2021 wollte kaum ein Investor mitmachen. Ein deutsches Defense-Start-up? Zu heikel, zu sensibel, zu politisch. Doch spätestens seit dem Ukrainekrieg – und Donald Trumps wiederholten Andeutungen, Europa solle sich militärisch nicht mehr auf die USA verlassen – hat sich die Stimmung gedreht. Radikal.

Inzwischen war die jüngste Finanzierungsrunde von Arx Robotics eine der umkämpftesten der vergangenen Monate. 31 Millionen Euro wurden eingesammelt. Führend: HV Capital.

Noch 2021 galt Militärtechnik als No-Go für Risikokapital – heute drängen Fonds wie HV Capital, Project A und Lakestar in den Sektor, getrieben von Unsicherheit und Milliardenbudgets.

Mit dabei: der französische Fonds Omnes Capital, Project A, der Nato Innovation Fund – und (wenn auch eher still) der Berliner Star-Investor Klaus Hommels, der gleich doppelt investierte: über den Nato-Fonds und seinen privaten Fonds Lakestar.

Christian Reber, SPVs und die Sache mit dem Tempo

Auch Pitch-Größe Christian Reber wollte unbedingt rein. Eigentlich macht sein Fonds Interface keine Rüstungsdeals dieser Größenordnung – also setzte er kurzerhand ein eigenes SPV auf.

Gerüchteweise soll er dabei fast zu langsam gewesen sein, das Kapital zusammenzukratzen. Am Ende kam er mit einem siebenstelligen Betrag noch rein – auch wenn er in der offiziellen Mitteilung nicht mehr auftaucht.

Dass andere leer ausgingen, lag nicht an mangelndem Interesse – sondern an der Geschwindigkeit. Der staatliche Fonds Bayern Kapital war zunächst im Rennen, fiel aber wegen interner Langsamkeit raus. Intern heißt es: Bei der aktuellen Schlagzahl der Defense-Branche sei eben keine Zeit mehr für ausführliche Prüfprozesse.

Kampfroboter, ja – aber nur mit EU-Siegel

Wietfeld ist nicht nur CEO mit Glatze und Brille, sondern auch jemand mit klaren Prinzipien. Keine US-Investoren, keine undurchsichtigen Strukturen. Alles europäisch, sagt er – von der Finanzierung bis zur Lieferkette.

Lediglich zwei Bauteile im System stammen aus den USA, der Rest wird in Europa gefertigt. Auch die Software – das „Mitra OS“ – stammt aus eigener Entwicklung. Und soll bald sogar bei Daimler Truck eingesetzt werden.

Was Wietfeld besonders stört: Start-ups, die Europa auf dem Papier vertreten, aber in Wahrheit mit arabischem, chinesischem oder amerikanischem Geld operieren. „Das ist nicht unabhängig“, sagt er. Und gerade in der Verteidigung zählt genau das.

Tech statt Tieflader – was Arx anders macht

Das Geschäftsmodell klingt nach Silicon Valley, der Tonfall bleibt preußisch-pragmatisch. Statt teurer Spezialanfertigungen wie bei Rheinmetall setzt Arx auf modulare, industriell verfügbare Komponenten – das senkt die Kosten und beschleunigt die Produktion.

Ein weiterer Unterschied: Die Drohnen passen ins Auto. Andere Anbieter benötigen Tieflader. Wer mal an einer realen Front stand, weiß, wie viel das ausmacht.

Spin-offs, Killerdrohnen, Kakerlaken – Europa rüstet auf

Arx ist nicht allein. In München entsteht gerade ein ganzes Ökosystem neuer Rüstungs-Start-ups. Helsing, Stark, Auterion – Namen, die in der alten Verteidigungsindustrie kaum jemand kannte, heute aber Milliardenbewertungen einfahren. Die Botschaft: Die Branche ist wieder sexy. Und wer zu spät kommt, verliert.