Effizienz statt Wachstum
Weltweit trinken die Menschen weniger Bier – zumindest das aus den Brauereien von Anheuser-Busch InBev. Und doch steigert der Konzern, zu dem Marken wie Budweiser, Corona und Stella Artois gehören, seinen operativen Gewinn deutlich: Im ersten Quartal 2025 kletterte das bereinigte EBITDA um 7,9 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro. Das ist deutlich mehr, als Analysten erwartet hatten. Die Absätze hingegen schrumpften um 2,2 Prozent.
Anheuser-Busch gelingt damit, was viele Konsumgüterkonzerne derzeit anstreben: Profitabilität vor Volumen.
Was verkauft sich noch – und warum?
Konzernchef Michel Doukeris spricht von einem „soliden Jahresauftakt“ und lobt die „konsequente Umsetzung der Strategie“. Tatsächlich hat der Brauriese mit globalem Hauptsitz in Belgien seine Organisation verschlankt, Einkaufsstrukturen optimiert und Produktionskosten reduziert.
Gleichzeitig wurden die Preise in vielen Märkten leicht erhöht – ein mutiger Schritt in wirtschaftlich angespannten Zeiten.
Im Zentrum stehen Marken wie Budweiser, deren Markenwert der Konzern durch gezielte Werbekampagnen und Events stabilisiert. Doch hinter der Oberfläche bleibt das Umfeld herausfordernd. Vor allem in Nordamerika kämpft die Branche mit wachsender Zurückhaltung beim Bierkonsum – gesellschaftlich wie preislich.
Alkohol in der Krise – aber nicht überall
Während die Umsätze in den USA unter anderem wegen Boykottaufrufen und einem generellen Rückgang bei alkoholischen Getränken unter Druck stehen, wächst das Geschäft in anderen Regionen stabiler.
In Lateinamerika etwa verzeichnete Anheuser-Busch zuletzt eine höhere Nachfrage – hier greifen Menschen eher zu preiswerten Marken, vor allem im Einzelhandel.
Genau dort will der Konzern künftig noch gezielter investieren. „Konsumverlagerung in den privaten Raum“ lautet das Schlagwort – Bier für zu Hause statt für die Bar. Parallel dazu sollen die Marketingbudgets für Premiumprodukte steigen. Ein Spagat, der gelingt – solange die operative Marge steigt.
Kosten runter, Marke rauf
Ein zentraler Faktor der guten Zahlen liegt im sogenannten Revenue Management: Preisgestaltung, Produktmix und regionale Marktstrategien wurden in den vergangenen Quartalen neu aufgestellt. Der Effekt zeigt sich nun messbar. Selbst mit weniger verkauften Litern steigt der Gewinn – ein Lehrstück in Sachen Preissetzung.
Doch der Balanceakt ist riskant: Zu viele Preissteigerungen könnten preissensible Käufer vergraulen. Gleichzeitig muss die Marke attraktiv bleiben – besonders für jüngere Zielgruppen, die Bier zunehmend durch andere Getränke ersetzen.
Investoren überzeugt – Absatz bleibt Baustelle
An der Börse kommen die Zahlen gut an: Die Aktie von Anheuser-Busch InBev legte nach Veröffentlichung des Quartalsberichts leicht zu. Analysten loben die disziplinierte Kostenkontrolle und die Stabilität in der Marge. Doch der rückläufige Absatz bleibt ein Warnsignal – vor allem, wenn sich der Trend fortsetzt.
Denn am Ende lebt auch der Brauereikonzern von Volumen – und nicht nur von betriebswirtschaftlicher Effizienz. Sollte sich der Konsum langfristig weiter verlagern oder gar sinken, könnten Preisanhebungen und Kostenschnitte allein nicht reichen.
Bier im Wandel – und die Branche mit ihm
Anheuser-Busch zeigt, dass man auch im Abschwung profitabel wirtschaften kann. Doch das Modell steht unter Druck. Zwischen Nachhaltigkeitsdebatten, Gesundheitsbewusstsein und Konsumverzicht muss sich die Bierbranche neu erfinden.
Der Konzern ist vorerst auf Kurs – mit Zahlen, die Investoren freuen. Aber: Absatzrückgänge lassen sich nicht ewig durch Preistricks kompensieren. Irgendwann wird wieder die Frage entscheidend sein, wie viele Menschen überhaupt noch Lust auf Bier haben.
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