24. August, 2025

Unternehmen

Webasto vor dem Befreiungsschlag

Nach monatelangen Verhandlungen steht die Rettung von Webasto offenbar kurz vor dem Abschluss. Ein knapp zwei Milliarden Euro schweres Sanierungspaket soll den Autozulieferer stabilisieren – doch der Preis ist hoch.

Webasto vor dem Befreiungsschlag
Kontrollverlust bei Webasto: Die Eigentümerfamilien Baier und Mey müssen ihre Anteile an einen Treuhänder abgeben – ein klarer Bruch mit der Familientradition.

Milliardenpaket mit vielen Zugeständnissen

Laut Verhandlungskreisen liegt das Volumen der Rettung bei knapp unter zwei Milliarden Euro. Banken stellen frisches Kapital bereit, bestehende Kreditlinien werden angepasst.

Auch wichtige Kunden wie Volkswagen mussten Zugeständnisse machen – etwa höhere Einkaufspreise akzeptieren, um den Zulieferer am Leben zu halten.

Dass Großkunden bereit sind, in schwierigen Zeiten auf Marge zu verzichten, zeigt die Abhängigkeit der Industrie von Webastos Schlüsselprodukten: Heiz- und Kühlsysteme sowie Panoramadächer.

Familien geben das Steuer ab

Besonders heikel ist der Eigentümerwechsel. Die traditionsreichen Familien Baier und Mey, Nachfahren des Gründers, müssen ihre Anteile in die Hände eines unabhängigen Treuhänders legen. In Sanierungskreisen gilt dies als klare Vorstufe zu einem Verkauf.

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Damit verliert eines der größten familiengeführten Zulieferhäuser in Deutschland die unternehmerische Kontrolle – ein Tabubruch in einer Branche, die lange vom Selbstverständnis starker Eigentümerfamilien geprägt war.

Dauerstress im Kerngeschäft

Webasto erwirtschaftete zuletzt 4,6 Milliarden Euro Umsatz und beschäftigt weltweit mehr als 16.000 Menschen. Doch die Branche schwächelt: gestiegene Energiepreise, volatile Nachfrage und massive Störungen in den Lieferketten setzen dem Geschäft seit Jahren zu.

Hinzu kommen die neuen Strafzölle von US-Präsident Donald Trump, die das Exportgeschäft belasten. Während die Nachfrage nach Elektromobilität unregelmäßig anzieht, kämpft Webasto mit hohen Fixkosten und schwankenden Aufträgen.

Harte Verhandlungen hinter verschlossenen Türen

Wochenlang rangen Eigentümer, Banken und Kunden um eine Einigung. Immer wieder stockten die Gespräche, weil die Risikoverteilung zwischen Kreditgebern und Kunden umstritten war. Erst jetzt scheint eine Lösung in greifbarer Nähe – allerdings eine, die kaum jemand aus freien Stücken unterschrieben hätte.

Ein Traditionsunternehmen im Umbruch

Mit der Treuhandlösung steht fest: Webasto wird in seiner heutigen Form kaum weiterbestehen. Banken und Kunden sichern den Fortbestand, doch die Ära der Familienkontrolle endet.

Für die Beschäftigten bleibt die Hoffnung, dass das milliardenschwere Rettungspaket tatsächlich Stabilität bringt. Für die Industrie ist es ein Signal, wie schnell selbst große Zulieferer ins Wanken geraten können – und wie radikal die Lösungen ausfallen, wenn es ums Überleben geht.

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