23. Juni, 2025

Startups & VC

Warum Spotify-Gründer Daniel Ek jetzt Milliarden in Helsing steckt

Mitten im KI-Wettrüsten verdoppelt Daniel Ek seine Beteiligung am deutschen Rüstungs-Start-up Helsing. Was nach Zukunftstechnologie klingt, ist vor allem ein Signal: Europa will verteidigen – und dabei führen.

Warum Spotify-Gründer Daniel Ek jetzt Milliarden in Helsing steckt
Mit 12 Milliarden Euro bewertet – Helsing zählt zu Europas wertvollsten Start-ups. Möglich gemacht durch massive Mittel aus dem Silicon Valley und wachsendes Verteidigungsinteresse Europas.

Helsing auf dem Weg zum Unicorn der neuen Weltordnung

Die Stimmung ist kühl, das Kapital heiß. 600 Millionen Euro in einer Finanzierungsrunde – für ein Rüstungs-Start-up. Nicht in Kalifornien, sondern in München.

Helsing, gegründet 2021, entwickelt künstliche Intelligenz für militärische Anwendungen: Kampfflugzeuge, Kamikazedrohnen, Unterwassersysteme. Jetzt steigt der Spotify-Mitgründer Daniel Ek tiefer ein – und mit ihm ein Bündnis aus Silicon-Valley-Veteranen, Venture-Capital-Fonds und Verteidigungskonzernen.

Mit der neuen Runde wird Helsing mit 12 Milliarden Euro bewertet. Das Unternehmen ist damit eines der wertvollsten Start-ups Europas – und ein Symbol für die militärische Zeitenwende, die Europa gerade in Echtzeit durchläuft.

Warum Daniel Ek voll auf Verteidigung setzt

Es wirkt auf den ersten Blick wie ein radikaler Bruch: Der Mann, der Musik für die Welt demokratisieren wollte, investiert nun in Kriegsführung. Doch für Daniel Ek ist der Schritt logisch. Bereits 2021 – noch vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine – stieg seine Investmentgesellschaft Prima Materia bei Helsing ein.

Jetzt verdoppelt sie ihr Engagement. „Europa muss seine Verteidigungsfähigkeiten massiv ausbauen“, erklärte Ek gegenüber der Financial Times. Und das bedeute auch: Geld in KI-Waffen.

Künstliche Intelligenz im Kampfeinsatz: Die HX-2-Drohne von Helsing wird bereits in der Ukraine verwendet – und könnte bald auch für die Bundeswehr fliegen.

Die neue Runde wurde von Prima Materia angeführt, flankiert von Schwergewichten wie Lightspeed Ventures, Accel, General Catalyst und dem schwedischen Konzern Saab.

Auch neue Akteure wie BDT & MSD Partners stiegen ein. Helsing hat damit insgesamt 1,37 Milliarden Euro eingesammelt – ein seltener Wert selbst im aufgeheizten KI-Markt.

KI-Drohnen made in Germany – und getestet im Krieg

Helsing ist kein PowerPoint-Start-up. Die Technologien des Unternehmens kommen bereits zum Einsatz. Die HX-2, eine Kamikaze-Drohne mit KI-Steuerung, wird in der Ukraine verwendet – eine Art fliegender Algorithmus mit tödlicher Präzision.

Auch die Bundeswehr testet das System. Zusätzlich hat das Unternehmen ein Unterwasser-Drohnenprogramm vorgestellt und entwickelt Software, die selbstständig komplexe Luftkampfszenarien fliegen kann.

Brisant: Helsing beschäftigt sich nicht nur mit dem Erkennen von Bedrohungen, sondern auch mit deren automatisierter Ausschaltung – ein ethisches Minenfeld, das Experten und NGOs gleichermaßen alarmiert.

Vom Streaming zur Kriegsführung: Spotify-Gründer Daniel Ek hat über seine Firma Prima Materia inzwischen mehr als 200 Millionen Euro in das Rüstungs-Start-up Helsing investiert – trotz Boykottaufrufen von Künstlern.

Ein Start-up wie kein anderes: Helsing will nicht verkaufen, sondern führen

Helsing wurde gegründet von Torsten Reil, einem früheren Videospielentwickler, Niklas Köhler, einem KI-Forscher, und Gundbert Scherf, einst Berater im deutschen Verteidigungsministerium.

Das Trio plant keinen Exit – kein Verkauf an Lockheed Martin, kein Schlucken durch Rheinmetall. Stattdessen: Eigenständigkeit, Börsengang, strategische Partnerschaften. Saab ist bereits mit an Bord. Eine Kooperation mit dem französischen KI-Anbieter Mistral läuft. Eine geplante Allianz mit Rheinmetall scheiterte dagegen spektakulär.

Das Unternehmen positioniert sich als europäische Antwort auf amerikanische Defense-Tech-Riesen wie Palantir oder Anduril, die ihrerseits gerade Milliarden einsammeln. Helsing will Europa eine technologische Stimme in einer zunehmend militarisierten Welt verschaffen.

Die Kritik kommt mit Ansage – doch Ek weicht nicht aus

Schon bei den ersten Investments hagelte es Kritik: Rüstung und Musik – wie passt das zusammen? Künstler boykottierten Spotify, Nutzer riefen zum Abo-Kündigen auf. Daniel Ek blieb gelassen. Auch jetzt rechnet er mit Gegenwind. Aber: „Technologie darf nicht nur in den Händen von autoritären Regimen liegen“, betont er. Es gehe um Verteidigung, nicht Angriff.

Tatsächlich haben viele westliche Länder – nicht zuletzt Deutschland – seit dem russischen Angriff auf die Ukraine eine 180-Grad-Wende vollzogen. Rüstung ist nicht mehr schmuddelig, sondern sicherheitspolitisch notwendig. Helsing reitet diese Welle – mit einem Geschäftsmodell, das Innovation, Rüstung und Kapital auf bisher kaum gekannte Weise verknüpft.

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