03. Mai, 2025

Wirtschaft

Warum der Bund jetzt siebenjährige Anleihen zurückbringt

Die Finanzagentur will eine Lücke im Laufzeitenprofil schließen und neue Investoren gewinnen. Der Hintergrund: steigende Ausgaben, wachsender Finanzierungsbedarf – und geopolitische Unsicherheit.

Warum der Bund jetzt siebenjährige Anleihen zurückbringt
Reform durch Rückgriff: Der Bundestag hat zur Finanzierung neuer Schulden das Grundgesetz geändert – ein Tabubruch mit Ansage.

Comeback einer Corona-Konstruktion

Ohne große Ankündigung, aber mit weitreichender Wirkung: Der Bund will siebenjährige Anleihen wieder auflegen. Die Entscheidung fiel nicht aus reiner Nostalgie – es geht um viel Geld, viel Vertrauen und eine Koalition mit großen Ambitionen.

Im zweiten Halbjahr 2025 sollen die neuen Papiere kommen, wie Tammo Diemer, Geschäftsführer der Deutschen Finanzagentur, am Montagabend in Frankfurt mitteilte.

Die Anleihen mit sieben Jahren Laufzeit wurden einst in der Corona-Krise eingeführt, um die Finanzierungslücke zwischen fünf- und zehnjährigen Papieren zu schließen. 2024 dann die Einstellung – das Zinsumfeld war schwierig, das Interesse begrenzt.

Jetzt aber ist alles anders: Die künftige Bundesregierung will investieren. In Verteidigung, in Bahn und Brücken, in Netze und Neubauten. Und das bedeutet: Schulden.

Ein Schuldenmanager unter Druck

Die Aufgabe, das Geld zu beschaffen, liegt bei der Bundesfinanzagentur. Die Debatte über die Schuldenbremse ist politisch – die operative Umsetzung bleibt nüchtern.

Diemer spricht von einem „höheren Finanzierungsbedarf über einen längeren Zeitraum“. Das ist diplomatisch formuliert. Gemeint ist: Die Koalition wird sich verschulden müssen wie seit Jahren nicht mehr – legalisiert durch eine Grundgesetzänderung, abgesegnet vom Parlament.

Die siebenjährige Laufzeit sei dabei nicht nur taktisch sinnvoll, sagt Diemer, sondern auch ein attraktives Produkt für Investoren, „die eine etwas höhere Rendite als bei Fünfjährigen suchen, aber keine zehn Jahre binden wollen“. Gerade in Zeiten volatiler Märkte ist das ein Argument – und ein Mittel, um neue Käufergruppen anzusprechen.

Comeback der Corona-Anleihe: Siebenjährige Bundesanleihen wurden 2020 eingeführt, 2024 eingestellt – jetzt sollen sie angesichts wachsender Schuldenpläne zurückkehren.

Der Blick auf die Welt macht Bundesanleihen begehrter

Ein Teil der Nachfrage speist sich aus der Unsicherheit jenseits des Atlantiks. Investoren stoßen US-Staatsanleihen ab, nicht zuletzt wegen der unklaren politischen Lage im Vorfeld der Präsidentschaftswahl und der anhaltenden Auseinandersetzungen über das amerikanische Haushaltsdefizit.

Europa – und vor allem Deutschland – profitieren davon. Bundesanleihen gelten als stabil, verlässlich, liquide. Genau das, was Anleger in turbulenten Zeiten suchen.

Das Timing ist also kein Zufall. Die Finanzagentur nutzt das globale Momentum, um die eigenen Papiere besser zu platzieren. Internationale Investoren bauen ihre Positionen in Euro-Staatsanleihen aus – und die neuen siebenjährigen könnten genau die passende Ergänzung in einem diversifizierten Portfolio sein.

Warum nicht gleich 50 Jahre?

Parallel denkt man in Berlin und Frankfurt auch über Langläufer mit bis zu 50 Jahren Laufzeit nach. Solche ultralangfristigen Bonds gibt es in anderen Ländern schon länger – etwa in Österreich, wo eine 100-jährige Anleihe für Schlagzeilen sorgte. In Deutschland wäre das Neuland.

Aber eines mit Charme: Wer heute Kapital günstig auf ein halbes Jahrhundert festschreiben kann, verschafft dem Staatshaushalt enorme Planungssicherheit.

Allerdings hängt die Machbarkeit nicht nur am politischen Willen, sondern auch an der Nachfrage. Denn solche Papiere binden Kapital sehr langfristig – eine Entscheidung, die Investoren nur bei Vertrauen in Staat, Währung und Wirtschaft treffen.