In der weltweiten Rüstungsindustrie zeichnet sich ein uneinheitliches Bild ab: Der deutsche Rüstungselektronikhersteller Hensoldt, bekannt für seine hochspezialisierten Überwachungs- und Schutzsysteme, prognostiziert für das Jahr 2024 einen Umsatz von etwa zwei Milliarden Euro. Damit bleibt das Unternehmen hinter den Erwartungen der Analysten zurück, die durchschnittlich mit einem Umsatz von nahezu 2,2 Milliarden Euro gerechnet hatten. Gemäß der Aussage des Unternehmens am Freitag, soll dieser Umsatz mit einer angestrebten bereinigten EBITDA-Marge von 19 bis 20 Prozent einhergehen, während das Tempo des Auftragseingangs den Umsatzüberschuss deutlich übertreffen soll.
Die Börse reagierte prompt auf die Ankündigungen mit einem Kursverlust von fast neun Prozent für die Hensoldt-Aktie, die zuletzt um sechs Prozent auf 31,74 Euro fiel und somit das Schlusslicht im MDax bildete. Die Aktie hatte zuvor vom global ansteigenden Rüstungsbudget profitiert und im laufenden Jahr bereits an Wert zugelegt. Allerdings ist bereits ein Rückgang vom Höchststand im Februar zu verzeichnen.
Thomas Müller, CEO von Hensoldt, zeigt sich zuversichtlich hinsichtlich der Bedeutung seines Konzerns in der heutigen Sicherheitslage und verweist auf die steigende Nachfrage nach den Kernprodukten des Unternehmens. Der Auftragseingang steigerte sich auf 2,09 Milliarden Euro, wobei die Sensoriksparte einen Rückgang verbuchte, gegenüber dem stärkeren Interesse im Bereich Optronik. Ein Herausforderung bleibt das Abwickeln der Bestellungen, das Absinken des Book-to-bill-Verhältnisses könnte ein Indikator hierfür sein.
Auch wenn die Erlöse im zurückliegenden Jahr auf 1,85 Milliarden Euro anstiegen, war die Performance in den verschiedenen Sparten unterschiedlich. Vor allem Projekte wie Pegasus und das Eurofighter-Radar wirkten als Umsatztreiber, während die Optronik stagnierte. Das bereinigte operative Ergebnis verbesserte sich auf 329 Millionen Euro, was eine Bestätigung der Unternehmensprognose darstellt. Eingedenk anstehender Investitionen dürfte diese Marge dennoch nur schwerlich übertroffen werden.
Analyst Christian Cohrs von Warburg Research bestätigt, dass Hensoldt die finanziellen Ziele erreicht hat, sieht aber einen deutlich niedrigeren bereinigten freien Barmittelzufluss als erwartet, was auf die Aktienperformance drückt. Auch die angekündigte Dividendenerhöhung um 10 Cent auf 40 Cent je Aktie bleibt hinter den Markterwartungen zurück.
Für die Übernahme von ESG, einem Münchener Rüstungsspezialisten, hat Hensoldt sich finanziell gerüstet und plant, zusätzliche Schulden aufzunehmen, um den Kaufpreis von bis zu 730 Millionen Euro zu stemmen. Die Transaktion soll, so die Erwartung, bis Ende des ersten Quartals abgeschlossen sein, mit der KfW, die im Auftrag des Bundes agiert, als einem der Kapitalgeber.